GrExit oder wie man gestärkt aus der Krise kommt (Martin Theyer)

Ich studiere derzeit am IMD berufsbegleitend und habe daher auch die Möglichkeit mich mit Professoren wie Carlos Braga, Professor für internationale Politikwissenschaft oder Ralf Boschert, Professor für  Wirtschaftswissenschaft auszutauschen. Es ist sehr interessant, wie diese Experten die Griechenland Krise sehen.

Ich habe schon 2011 in meinem Blog "Man soll keine Euros nach Athen" tragen, auf die Schwierigkeit verwiesen, Griechenland mit weiteren Geldmitteln aus dem Schlamassel zu helfen. Die aktuellen Ereignisse aber auch die Ignoranz  der europäischen Politik, über die Konsequenzen nachzudenken, hat zu einer dramatischen Verschlimmerung der Lage geführt. Meiner Meinung nach wird ein Austritt Griechenlands aus dem Euro immer absehbarer.

Was sind die wesentlichen Merkmale meines Arguments? Es ist, wenn man sich die Geschichte erfolgreicher Sanierungen von Staaten  anschaut, evident, dass Staaten wie auch Firmen nicht allein über Kosteneinsparungen saniert werden können. Wenn ein Saat, wie  Griechenland, keinen Wettbewerbsvorteil  hat und damit seine im Land produzierten Produkte und Dienstleistungen am Weltmarkt  nicht Konkurrenz fähig sind, ist es einfach nicht möglich die Wirtschaftsleistung  durch radikale Senkungen der Ausgabenseite zu stärken. Griechenland aber auch die Troika und vor allem die anderen europäischen Statten, müssten die derzeitige Krise als Chance begreifen, den Euro und damit den Wirtschaftsraum Girechanland zu stärken, in dem sie Griechenland ziehen lassen. Man muss aus einer Krise gestärkt hervorgehen und nicht geschwächt!

Für Griechenland selbst ist meiner Meinung nach ein Austritt aus dem Euro und damit eine Einführung einer eigenen Währung die einzige Möglichkeit gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Nachdem die griechische Industrie nur durch eine massive Abwertung der Währung am Weltmarkt gegenüber China, Asien und Europa reüssieren kann, hilft es nicht durch massive Kosteneinsparungen sie Innennachfrage zu schwächen. Vielmehr müssten die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Griechenland gestärkt und damit die Wirtschaftsleistung angekurbelt werden. Endlose Schlangen von den Bankomaten und die Sorge sein gesamtes Geld zu verlieren sind dafür kein guter Nährboden. 



(03.07.2015)

Griechenland, Fahne, zerfetzt, kaputt, ramponiert, schlecht, abwärts, http://www.shutterstock.com/de/pic-227438137/stock-photo-greek-torn-flag-fluttering-in-the-wind-posted-signs-on-a-rusty-pole.html, (© shutterstock.com/eigene Bilder)


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Martin Theyer

Ich konnte nach intensiven mehrjährigen Recherchen in den USA (Wharton), in der Schweiz (IMD) und in London (London Business School) und etlichen Arbeiten meiner Studenten zu diesem Thema das Konzept des Tsunami-Modells und die sich daraus ergebenden Schlüsse auf die heutige Finanzkrise entwickeln. 

>> http://mtconsult.blogspot.co.at


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