Vor fünf Jahren wurde der Gesellschafterausschluss (Enteignung, Squeeze Out) durchgezogen. One Equity Partner (OEP) hat die drei Teilkonzerne AMAG, Duropack und Constantia Flexibles inzwischen zu sehr attraktiven Preisen verkauft. Die handelnden Manager unter Führung von Hanno Bästlein haben mit Millionenbeträgen profitiert.
Am 28.1.2016 fand eine Sitzung statt, um die angemessene Nachbesserung festzustellen. Der Gutachter Dr. Klaus Rabel hat sein Bewertungsgutachten souverän erläutert und gegen kritische Anmerkungen verteidigt. Er berechnete eine Bandbreite von 67,55 bis 71,29 EUR, woraus sich eine Nachzahlung von 20,55 bis 24,29 EUR plus Zinsen von 4 % p.a. ableitet. Die Plausibilitätsberechnungen liegen deutlich mit 80 bis 88 EUR über dem auf Basis der DCF-Methode berechneten Wert.
Ob aus Ignoranz oder aus Arroganz: die Vertreter des Antragsgegners, inzwischen die Wendel-Group aus Frankreich, weigerten sich, das Gutachten als Grundlage eines Vergleichs anzuerkennen. Die Verärgerung ist groß. Ein Antragssteller hat kürzlich eine Klage in New York eingebracht, damit die Unterlagen der Unternehmensplanung offengelegt werden. Denn es verdichtet sich die Vermutung, dass die Unternehmensplanung, die Grundlage der Berechnungen war, gezielt „gedrückt“ wurde, um dem Streubesitz den angemessenen Preis vorzuenthalten.
Unverständlich und aufklärungsbedürftig ist, dass sich einige „Schlüsselberater“ von Christine de Castelbajac wenige Tage nach Eintragung des Gesellschafterausschlusses an der OEP beteiligten. Unverständlich ist weiters, dass der neue Eigentümer, die Wendel Group, sich gegen die Nachzahlung sträubt, obwohl diese Angelegenheit den Voreigentümer OEP betrifft. Es stellt sich die Frage, ob die Due Diligence nicht sorgfältig genug war, ob ein Beratungsfehler vorliegt oder ob OEP geschickt das Risiko der Nachzahlung auf die Wendel Group übertrug.
Jetzt muss spät, aber doch das Gericht entscheiden. Die Kosten und Zinsen laufen weiter. Den Kopf in den Sand zu stecken, zu meinen, mit juristischen Finessen der Realität auszuweichen, ist langfristig sicher keine gute Strategie. Der Rückkehr zur Vernunft ist wirtschaftlich und imagemäßig zweifellos der bessere Weg.
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ist Präsident des IVA, Honorarprofessor für Betriebswirtschaft und Aufsichtsrat bei Wienerberger, Erste Group Bank AG und S IMMO AG.
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