Portfolio – Update: BP, SBO und OMV (Daniel Koinegg)

Ein weiteres Update. Voriges Jahr hat es mehrere Monate gegeben, in denen kaum oder gar keine Transaktion im Bargain Musterportfolio stattgefunden hat. Diese erste Woche des neuen Börsenjahres 2016 bildet dagegen eine Ausnahme, wo sich etwas mehr tut. All jene, die jetzt befürchten, ich würde zum Daytrader mutieren, möchte ich beruhigen. Es wird in diesem Tempo mit Sicherheit nicht weitergehen. Aber die Phasen der Aktivität wechseln sich eben genauso wie Ebbe und Flut miteinander ab. Es wirkt außerdem etwas ruppig, wenn in mehreren separaten Portfolio-Updates über Veränderungen berichtet wird. Ich möchte aber über die Aktivität so zeitnah wie möglich berichten und so gut es geht auch in knapper Form die Beweggründe zur Diskussion stellen.

Die Transaktionen im Einzelnen

Der österreichische Ölfeldausrüster SBO ist nach einer kurzen erfolglosen Erholungsrally bis über 60 Euro pro Stück wieder auf das Niveau meines ursprünglichen ersten Kaufs im August 2015 zurückgefallen. Ich habe in vergangenen Beiträgen schon angekündigt, dass ich gewillt bin, diese Position weiter auszubauen. 1 Prozent des Portfolios wurde zu rund 44,4 Euro je Aktie hier investiert.

Auch die andere österreichische „Ölaktie“, nämlich die OMV, bekommt heftige Prügel. Ebenfalls 1 Prozent des Portfolios wurde zum Nachkauf der OMV zu einem Kurs von rund 24,1 Euro je Stück verwendet.

Des Weiteren habe ich mich dazu entschlossen, das Engagement bei BP auf fünf Prozent des Portfolios zurückzufahren, um die Öllastigkeit des Portfolios nicht noch größer werden zu lassen. Etwas weniger als die Hälfte der BP-Aktien, das entspricht ca. 4% des Gesamtportfolios, wurden zu einem Preis von 4,50 Euro je Stück veräußert. Damit wird aus diesem Engagement ein Kursverlust von 15 Prozent bezogen auf meinen historischen Einkaufskurs realisiert. Üppige Dividendenausschüttungen mindern diesen Verlust zwar, ändern aber nichts daran, dass die Performance beschönigend gesagt nicht gerade der Brüller war.

Weitere Anmerkungen zu diesem Update

Sowohl das Timing als auch das Wesen der Transaktionen, um die es in diesem Update geht, muten plump und eigentlich sinnlos an. Es macht auf den ersten Blick keinen Sinn, einfach eine ölbezogene Aktie durch eine andere ölbezogene Aktie zu ersetzen und das obendrein in einem Marktumfeld, wo es in der Branche drunter und drüber geht, wo man eigentlich kaufen und die Gewichtung erhöhen müsste, was das Zeug hält.

Warum also das alles?

Ein Grund für die Umschichtung im konkreten Fall ist, dass ich relativ gesehen österreichische Unternehmen besser umfassend einschätzen kann als ausländische Unternehmen. Diese größere Vertrautheit ist durch den Fokus Österreich im Bargain Magazine im Laufe des letzten halben Jahres noch gewachsen. Das gilt freilich unabhängig von der Branche. Die groben Einschätzungen über die langfristige Entwicklung des Ölmarktes sind ja staatsunabhängig zu treffen. Aber gerade die rechtlichen, rechnungslegungstechnischen und sprachlichen Aspekte sind für mich leichter bei einem heimischen Unternehmen zu beurteilen.

Der andere Grund ist wie weiter oben schon angesprochen die Notwendigkeit, die Öllastigkeit nicht noch größer werden zu lassen als sie schon ist. Da ich nicht Boone Pickens heiße, muss ich irgendwo eine grobe Obergrenze einziehen und kann nicht einfach mein ganzes Portfolio in Ölwerte investieren. Diese Obergrenze war bereits seit langem erreicht. Das Dilemma, das auch in zahlreichen Diskussionen schon erörtert wurde, ist in dem Zusammenhang nämlich, dass ein Großteil der üppig gewichteten Ölwerte von mir zu einem Zeitpunkt erworben wurde, wo der Ölpreis noch über 100 Dollar pro Fass lag. Insofern besteht die Möglichkeit einer Aufstockung der gesamten „Ölquote“ im Portfolio für mich nicht. Will ich bei einem Unternehmen zukaufen, muss ich wohl oder übel ein anderes verkaufen. Das ist eine bedauerliche Einschränkung der Handlungsoptionen, aber leider eine Tatsache, der ich ins Auge blicken muss.

Unabhängig von den in diesem Update behandelten Punkten ist ein erneutes Nachdenken über den ursprünglichen Kauf der Ölwerte erforderlich. Eines vorweg: ich halte überhaupt nichts von ergebnisorientierter Analyse. Dieses Phänomen habe ich in einem kürzlich erschienenen Artikel schon behandelt. Wie dort schon dargestellt muss die korrekte Frage bei der Beurteilung vergangener Entscheidungen auf den Wissensstand, der damals für mich vorhanden war, bezogen werden. Insofern ist allgemein formuliert eine Schlussfolgerung, eine vergangene Entscheidung sei falsch gewesen, allein weil sich die erwartete Entwicklung im Nachhinein nicht eingestellt hat, meines Erachtens nicht zulässig. Es wird also keine Feststellung geben, dass die starke Ölgewichtung zum Zeitpunkt eines funktionierenden Ölmarktes ein Fehler war, weil der Preis danach so stark gefallen ist. Die erste Frage, um die es korrekterweise gehen muss, ist, ob man damals mit einem für Privatpersonen realistischen Aufwand durch bessere Analyse den drastischen Verfall im Ölmarkt vorhersehen hätte können und somit ein Engagement in Ölunternehmen zum damaligen Zeitpunkt vermeiden hätte müssen. Die zweite Frage, die über die Ölwette an sich hinaus geht, dreht sich um den Diversifikationsgrad auf Portfolioebene. Ist es per se gerechtfertigt, bestimmte Bereiche des Marktes so stark überzugewichten, wie ich es beispielsweise bei Ölwerten getan habe? Beide Fragen werden mich in den nächsten Wochen intensiv beschäftigen und den Gegenstand eines eigenen „anlagephilosophischen“ Artikels sein.

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(08.01.2016)

OMV Bohrturm, Prinzendorf, Niederösterreich, Öl, Förderung, (© photaq.com)


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Daniel Koinegg

Der Praktikant.

>> http://www.bargain-investments.com


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