Wie in dem im Januar dieses Jahres gestarteten Aufruf angesprochen möchte ich im Rahmen einiger Artikel das Unternehmen SW Umwelttechnik AG näher beleuchten und analysieren. Der erste Teil befasst sich mit dem Werdegang des Unternehmens und dem derzeitigen Geschäftsmodell. Sämtliche Informationen stammen – soweit nicht extra verlinkt – von der Konzernhomepage und den dort publizierten Geschäfts- und Zwischenberichten.
Zur Geschichte
Die Gesellschaft wurde 1910 von Carl Wolschner und Josef Stoiser in Klagenfurt gegründet. Schon vor dem zweiten Weltkrieg begann die Fertigung mechanischer Kläranlagen. Mit Ende der 80er und Beginn der 90er Jahre erfolgte der Startschuss zu einem Expansions – und Akquisitionskurs. 1989 kaufte man die ISO Span Baustoffwerke GmbH in Ramingstein (wurde per Jänner 2012 veräußert). Ab 1990 wurde man in Ungarn aktiv. 1997 erfolgte der Gang an die Wiener Börse. Die Entwicklung des Aktienkurses seither war höchst volatil und für viele wahrscheinlich nicht zufriedenstellend.
Der massive Kursanstieg ab Mitte der ersten Dekade der 2000er Jahre war ganz sicher dem Expansionskurs in Ungarn und Rumänien zu verdanken. 2001 wurde das bis dato größte Werk der Gruppe in Budapest errichtet. Von 2005 bis 2008 erfolgte einerseits die Modernisierung weiterer zuvor erworbener Werke in Ungarn sowie die Neuerrichtung zweier Werke in Rumänien, konkret in Timisoara und Bukarest. Die möglichen Gründe für den rapiden Kursverfall ab 2008 werde ich gemeinsam mit einer Darstellung der verschiedenen Risiken in einem späteren Artikel erörtern.
Die Gesellschaft und ihr Geschäftsmodell heute
Die Tätigkeiten der Gruppe gliedern sich in zwei Segmente auf: Infrastruktur und Wasserschutz. Für beide Bereiche werden in insgesamt 8 (bzw. mit einem weiteren neu errichteten kleinen Werk in Rumänien 9) Werken Betonfertigteile hergestellt. Bis 2013/2014 gab es noch einen dritten Bereich, nämlich das Projektgeschäft, welches aber im Zuge der Restrukturierung aufgegeben wurde.
Der Bereich Wasserschutz hat 2015 fast zwei Drittel des Konzernumsatzes beigetragen (38,4 MEUR). Der Bereich Infrastruktur hat 2015 26,1 MEUR erwirtschaftet. Regional gesehen wird knapp die Hälfte des Umsatzes in Ungarn erwirtschaftet, etwas mehr als ein Viertel in Rumänien und etwas weniger als ein Viertel in Österreich. Zum Halbjahr 2016 waren konzernweit 415 Mitarbeiter beschäftigt. Einen sehr interessanten Überblick mit vielen hilfreichen Zahlen und Fakten gibt das Unternehmensvideo auf der Homepage.
Der Produktkatalog im Bereich Wasserschutz umfasst diverse Produkte zur Abwassererfassung und -ableitung. Hierzu zählen Rohre, Schächte und Pumpstationen, Kläranlagen sowie Abscheidevorrichtungen. Letztere werden einerseits zur Abscheidung von mineralischen Flüssigkeiten auf Tankstellen, Parkplätzen und Werkstätten und andererseits im Gastronomiebereich zur Abscheidung von Fetten aus dem Abwasser verwendet. Für den Bau von Wasserkraftwerken hat man beispielsweise auch Fischwanderhilfen im Portfolio.
Im Bereich Infrastruktur beinhaltet der Produktkatalog Brücken, Brückenträger, Verkehrsleitsysteme, Lärmschutzwände, Strommasten, Wände, Decken/Deckenstützsysteme, etc. Diese Teile kommen für den Straßen- und Bahnstreckenbau, den Ausbau der Energieversorgung und im Hochbau sowohl für Wohnungs- wie auch für Industrie- und Gewerbehallenbau zum Einsatz.
Auftraggeber für die Infrastrukturprojekte im Hochbau sind vor allem die Industrie und das Gewerbe im jeweiligen Land. Im Wasserschutzbereich kommen die Auftraggeber eher aus dem öffentlichen Sektor. Wichtige Parameter sind also unter anderem die Verfügbarkeit finanzieller Mittel im öffentlichen Bereich, der Wille zur Modernisierung, die jeweiligen (umwelt-)rechtlichen Rahmenbedingungen und europarechtlichen Vorgaben sowie generell die Performance der Bauwirtschaft im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Generell nennt das Unternehmen als wesentliche Marktteilnehmer die Planungsbüros, Bauunternehmen, Behörden sowie kommunale, industrielle und private Endkunden.
Die momentanen Werke
Leider ist der Informationsfluss von der Gesellschaft an den Kapitalmarkt und die außenstehenden Eigentümer in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr besonders zeitnah und detailliert ausgefallen. So wurden beispielsweise die Quartalsberichte kürzlich eingestellt. Dementsprechend ist für mich nicht klar, ob die im April 2016 begonnene Errichtung eines dritten Werkes in Rumänien bereits abgeschlossen ist oder nicht. Zumindest war laut der damaligen Aussendung die Inbetriebnahme noch für 2016 geplant.
Laut Geschäftsbericht 2015 (S. 33) verfügt die SW über drei Werke in Österreich (Klagenfurt, Lienz und Sierning). Dort wurden 69.000 Tonnen Beton hergestellt. In den drei Werken in Ungarn (Budapest, Alsozsolca und Bodrogkeresztur) konnten 290.000 Tonnen Beton produziert werden. In Rumänien wurden in zwei Werken (Bukarest und Timisoara) 165.000 Tonnen Beton hergestellt. Inwieweit noch freie Kapazitäten vorhanden sind, konnte ich vorerst nicht eruieren.
Input-Faktoren
Für die Produktion von Beton werden Kies, Sand, Wasser, Zement und verschiedene Zusatzstoffe (Chemikalien) verwendet. Deren Preisentwicklung ist also auch für die Margen der SW von Bedeutung. Daneben dürfte der Stahlpreis eine gewisse Rolle spielen. 2015 wurden in der Fertigung nämlich rund 11.700 Tonnen Stahl verwendet. Der Herstellungsprozess ist außerdem energieintensiv, weshalb auch der Strompreis Einfluss auf die Herstellungskosten hat. Die Materialaufwandsquote insgesamt lag 2015 bei ca. 60%. Mit einer Personalaufwandsquote von rund 18% im Jahr 2015 ist auch das Lohnniveau in den Herstellungsländern von großer Bedeutung. Ob und inwieweit die jüngste Erhöhung des Mindestlohnes in Ungarn sich hier auswirken wird, kann ich noch nicht beurteilen. Auf der anderen Seite dürfte die ungarische Tochter derzeit sehr profitabel sein und die Senkung der Körperschaftssteuer auf neun (!) Prozent ab dem Jahr 2017 wird hier sicherlich einen positiven Effekt haben.
Eigentümerstruktur und Management
Die SW Umwelttechnik AG ist eindeutig ein Familienbetrieb. Die Familienstiftung hält knapp 44% der Aktien. Der ehemalige Vorstand Bernd Wolschner und die BKS Bank über ihre Tochter VBG halten jeweils noch über 5%. 19000 Stück (knapp 3%) hält das Unternehmen selbst. Weitere knapp 5% teilen sich auf verschiedene Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates auf. Der Rest (geschätzt zwischen 35 und 40% der Aktien) befindet sich im Streubesitz. Meine persönliche Vermutung ist allerdings, dass sich diese Stücke zersplittert auf viele verschiedene Streubesitzaktionäre aufteilen, die möglicherweise zum Teil zu einem deutlich höheren Kurs gekauft haben (vielleicht zehn oder zwanzig Stück zu je 100 oder 120 Euro). Das Handelsvolumen ist in letzter Zeit nämlich sehr gering und das wird wahrscheinlich nicht nur der Börsenotiz im unteren Marktsegment in Wien, wo nur einmal am Tag eine Auktion stattfindet, geschuldet sein. Der Vorstand setzt sich aus Klaus Einfalt und Janos Vaczi zusammen. Beide Mitglieder des Vorstandes sind bereits seit langem im Unternehmen (Einfalt seit 1997 und Vaczi seit 2004).
Der nächste Artikel wird wahrscheinlich nach der Veröffentlichung des Jahresberichtes 2016 im April erscheinen und sich tiefergehend mit dem Zahlenwerk beschäftigen.
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