China wertet ab - die Folgen (Monika Rosen)

Die chinesische Notenbank hat diese Woche bereits mehrmals die Währung des Landes, den Yuan, abgewertet. Die Währungshüter wollen sich damit gegen die drohende Abschwächung der Konjunktur im Reich der Mitte stellen. Zuletzt gab es einige Enttäuschungen bei den Konjunkturdaten, daher wird es immer unwahrscheinlicher, ob China heuer das selbst gesteckte Ziel von 7% beim Wirtschaftswachstum erreichen kann. Da eine schwächere Währung den Export ankurbelt, will man so der Wirtschaft unter die Arme greifen. Gleichzeitig soll die Maßnahme zu einer stärker marktgetriebenen Wechselkursbildung führen. So hat die chinesische Zentralbank den offiziellen Referenzkurs des Yuan zum Dollar, der pro Tag um 2% nach oben und unten schwanken darf, deutlich abgeschwächt. Denn ein weiteres Ziel von Peking ist die Aufnahme des Yuan in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds, um sich neben dem US Dollar, dem Yen, dem Pfund und dem Euro als internationale Reservewährung zu etablieren. 


Wie wirkte sich das auf den Finanzmärkten aus? An den Märkten sorgte die chinesische Abwertungs-Überraschung für Unruhe. Einerseits weiß man nicht wirklich, wie weit der Yuan noch abwerten wird. Andererseits könnte der doch überraschende Schritt Chinas darauf hindeuten, dass die Konjunktur des Landes schwächer läuft, als bisher angenommen. Risikobehaftete Investments haben daher gelitten, die Anleger flüchteten in die sicheren Häfen.

An den Aktienmärkten war auch die verminderte Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exportwerte ein Thema. Die deutschen Autobauer werden sich künftig schwerer tun, ihre Produkte in China an den Mann zu bringen, entsprechend ging es bei diesen Werten nach unten. Auch Luxusgüter-Konzerne wie LVMH gerieten unter Druck.

Darüber hinaus gerieten die Währungen von rohstoffexportierenden Ländern, wie Australien, ebenso unter Druck wie jene in asiatischen Schwellenmärkten, z.B. die indische Rupie oder der malaysische Ringitt. US-Dollar und Euro legten im Gegenzug zu.

Starke Bewegungen gab es auch an den Rentenmärkten. Hier steht vor allem die Frage im Vordergrund, ob die Abwertung in China die US-Notenbank dazu bringen könnte, ihre Zinsanhebung doch nicht im September, sondern erst später durchzuführen. Noch in der Vorwoche hat der Markt eine 58% Wahrscheinlichkeit für einen US-Zinsschritt im September eingepreist, mittlerweile sind es nur mehr 38 Prozent. Gesucht waren im Gegenzug Anleihen aus Deutschland oder den USA.

Die zunehmenden Wachstumssorgen in China haben auch die Rohstoffpreise gedrückt, was wiederum jede Inflationserwartung im Keim erstickt und somit die Renditen der Kernländer ebenfalls nach unten gedrückt hat. Bei den Rohstoffen kommen noch erschwerend der stärkere Dollar und das generelle Überangebot hinzu.

Fazit: Die Maßnahme der chinesischen Notenbank kam für den Markt überraschend und hat mitten in der Ferienzeit, wo ohnedies die Liquidität geringer ist, für ordentlich Wirbel gesorgt. Zuletzt hat sich die Lage aber wieder beruhigt. Wir sehen uns nicht veranlasst, unsere Anlagestrategie zu ändern, da wir uns der zahlreichen Risikofaktoren bewusst sind und trotz allem bei Aktien bessere Chancen sehen als bei Renten. Wir bleiben daher bei unserer Übergewichtung von Aktien, während wir Renten untergewichtet haben.

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(13.08.2015)

China, Peking, Verbotene Stadt und Kaiserpalast, http://www.shutterstock.com/de/pic-243064399/stock-photo-imperial-palace-in-beijing-view-from-above-china.html, (© www.shutterstock.com)


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Monika Rosen

Chefanalystin , Bank Austria Private Banking

>> http://www.bankaustria.at/private-banking.jsp


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