China – ein Land mit Zukunft?

Das Reicht der Mitte wird ja von vielen Wirtschaftsexperten als Gewinner der globalen Entwicklung der Zukunft gesehen: Es hat eine sehr gute Handesbilanz  – also viele Exporte und wenig Importe. Ausserdem hat eine sehr geringe Staatsverschuldung. Gleichzeitig ist die USA einer der grössten Gläubiger von China. (Nur die FED – also die Zentralbank der USA hält mehr amerikanische Staatsanleihen als China).

Auf den ersten Blick ist China also ein Land mit durchaus stabilen Export- und Finanzdaten.

Meiner Meinung nach aber eben nur auf den ersten Blick: China exportiert vor allem sehr billige Güter aus Massenproduktion. Es ist oft wenig Know-How dahinter. Die meisten Güter die von China exportiert werden, werden in anderen Ländern entwickelt und nur in China produziert. Der Grossteil der Wertschöpfung ist somit nicht in China. Beispiel: Das Iphone von Apple. Es wird von Apple in den USA entwickelt und in China produziert. Dennoch wird es von Apple verkauft. Der grösste Teil des Gewinnes bleibt also bei Apple.
Genauso verhält es sich mit billigen Plastikprodukten die auch (fast) immer aus China kommen: Sie werden dort mit Stückkosten von wenigen Cent produziert und anderswo teuer verkauft.

China schafft es zwar eine ausgezeichnete Handelsbilanz zu erzielen, da sie weltweit derzeit fast das einzige Land sind, welches billig produzieren kann – allerdings zu einem hohen Preis: Die Bevölkerung „versklavt“ sich quasi für die restliche Welt in dem sie zu Dumpingpreisen produziert und exportiert. Solange kein anderes Land billiger produziert geht diese Taktik sicher auf. Ein grosser Vorteil ist natürlich die gigantische Bevölkerung von China: Kaum ein anderes Land kann da mithalten.

Solange aber keine Innovation von diesem Land ausgeht sehe ich derzeitige Situation nicht also wirklich zukunftsreich an.

In Wirklichkeit nutzen die USA China schamlos aus: Sie kaufen in China billig produzierte Produkte auf Schulden (deshalb hält China auch so viele US-Staatsanleihen). China finanziert also die Einkäufe der USA – sie borgt ihnen sogar das Geld um bei ihnen billig einkaufen zu können. Es steht aber in der Macht der USA jederzeit ihre Währung abzuwerten und damit die Staatsanleihen die China hält zu entwerfen.

Welche Chinesischen Unternehmen könnten also interessant sein?

Von der Investition in reine Produktionsunternehmen würde ich also abraten. Ich habe für den heutigen Vergleich deshalb Technologie-Unternehmen herausgesucht, die wenigstens über einen Funken von Innovation verfügen. Chinesische Unternehmen sind ja auch bekannt dafür, dass sie einfach Ideen und Technologien aus dem Westen kopieren und billig produzieren. So natürlich auch bei einigen heute verglichenen Unternehmen.

 Die Vergleichskandidaten:

Ich habe heute darauf Wert gelegt, dass alle Unternehmen die ich vergleiche auch auf wikifolio zum Investieren verfügbar sind, damit ich eventuell wieder eine neue Investment-Gelegenheit für das Financeblog-wikofolio finde.

Chinesische Aktien sind generell am einfachsten über die Börse in Hongkong zu kaufen – dafür müssen diese Unternehmen allerdings sogenannte “H-Shares” ausgeben. Die normalen “A-Shares” können nämlich nur chinesische Staatsbürger erwerben. H-Shares sind aber von den Rechten her nicht schlechter gestellt als A-Shares – nur hat natürlich nicht jedes Unternehmen derartige Aktien begeben und es notiert deshalb nicht  jedes chinesische Unternehmen an der Börse in Hongkong. Und auf wikifolio sind natürlich auch nur ein Bruchteil der Unternehmen welche in Hongkong notieren auch verfügbar.

Nun zu den einzelnen Unternehmen:

Hutchinson Whampoa: Bei uns ist dieser Konzern besonders bekannt unter dem Label “Drei”. Es ist einer der Mobilfunkanbieter die in Österreich tätig sind und ein eigenes Netzwerk betreiben. Hutchinson ist aber ein sehr großer Mischkonzern. Er unterhält in China z.B. auch viele Einzelhandelsgeschäfte und verfolgt noch viele andere Geschäftsfelder wie den Betrieb von Häfen, Immobilien und Hotels und ist auch im Energie-Sektor tätig. Das Mobilfunk-Geschäft ist also eigentlich ein Randgeschäft, welches aber ein starkes Wachstum erzielt. Hutchinson hat etwa 220.000 Mitarbeiter.

Tencent:
Tencent ist ein chinesisches Internet-Unternehmen mit dem Schwerpunkt auf Online-Dienste wie Soziale Netzwerke (ähnlich Facebook), Instant-Messaging (wie Skype), Online-Spiele, mobile Software (für Smartphones), Online-Portale und Online-Werbung

BYD:
BYD steht für “Build your Dreams”. Dieses Unternehmen hat etwa 60.000 Mitarbeiter und ist ein sehr großer Batterie-Hersteller. Seit einiger Zeit werden auch Elektroautos von BZD hergestellt. Hier z.B. ein Beispiel das Auto mit dem Namen “Book of Songs“. Wer möchte nicht gerne einen “Build your dreams, Book of songs” sein eigen nennen, besonders wo dieses Auto so schick aussieht 

China Telecom:
Dieses Unternehmen kennen wir schon von einem anderen Vergleich hier im Financeblog. Es das grösste chinesische Telekom-Unternehmen.

Lenovo:
Lenovo ist der grösste PC-Hersteller in China und hat im Jahr 2005 sogar die PC-Sparte von IBM übernommen – vom ursprünglichen “Erfinder” des PCs.

Baidu:
Baidu ist quasi der chinesische Google-Abklatsch. Es betreibt also eine Suchmaschine die in China absoluter Marktführer ist und weltweit sogar zu dem fünf meist besuchten Websites gehört.

Google:
Dieses Unternehmen habe ich als Referenz in den Vergleich aufgenommen um ein “westliches” Unternehmen dabei zu haben. Zu Google muss man eigentlich nicht viel sagen: DAS Internet-Unternehmen schlechthin. Weltmarktführer im Suchmaschinen-Bereich und bei Online-Werbung.

Der Vergleich:

Umsatz:

Das stärkste Umsatzwachstum konnte der Google-Clone Baidu erzielen. Platz 2 geht an Tencent und Hutchinson bildet das Schlusslicht. Natürlich ist Hutchinson mittlerweile ein behäbiger Konzern mit vielen Geschäftsfeldern geworden, der mit jungen Technologie-Unternehmen Beim Umsatzwachstum nicht mithalten kann.

Umsatzrendite:

Hier liefert Tencent die besten Ergebnisse – dicht gefolgt von Baidu.
BYD ist leider recht weiter abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Gewinn:

Den stärksten und auch stabilsten Zuwachs konnte Baidu erzielen. In den letzten 10 Jahren gab es kein einziges Jahr mit Gewinnrückgang. Nur Google schaffte das gleiche Kunststück.

Gesamtkapitalrendite:

Hier ist wieder Tencent der Sieger. Es schaut also nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Baidu belegt den zweiten Platz und BYD wieder den letzten. Die GK-Rendite von BYD hat leider in den letzten Jahren stark abgenommen.
Auch bei Baidu sind die Zahlen leider in den letzten Jahren eher schlechter geworden – wenn auch auf hohem Niveau.

Entwicklung des Eigenkapitals pro Aktie:

Hier liegen die beiden Suchmaschinen vorne. Wobei China sogar einen Spur vor der USA liegt: Baidu auf Platz 1 und Google auf Platz 2. Der Telekom-Konzern China Telecom belegt hier den letzten Platz.

Cashflow:

Ein schwieriges Thema, da einige Unternehmen oft negative Cashflows produziert haben. Besonders BYD. Einzig Google und Baidu konnten in den letzten 10 Jahren stetig positive Cashflows verzeichnen. Ich habe deshalb die jährliche Wachstumsrate immer vom ersten positiven Cashflow her berechnet (da man ein Wachstum von negativ auf positiv nicht berechnen kann) und habe alle Unternehmen mit negativen Cashflow im Jahr 2014 eine Wachstumsrate von 0% gegeben.
Das Ergebnis ist jedenfalls eindeitug. Baidu konnte die Cashflows schön steigern, hatte nie negative Cashflows und deshalb den Sieg verdient.
Tencent hatte zwar 2004 einmal einen negativen Cashflow, seither aber ein schönes Wachstum, welches seit 2012 aber stagniert – deshalb Platz 2. Goiogle mit stetig positiven Cashflows und auch einem recht schönen Anstieg auf Platz 3 und BYD mit 9 von 10 Jahren negativen Cashflow auf dem letzten Platz – gemeinsam mit China-Telecom.

erwartetes Wachstum:

Die Daten für die Gewinnerwartungen stammen wie immer von Bloomberg. Hier liegt BYD vorne. Das zeigt sich – wie wir noch sehen werden – besonders in der Bewertung. Baidu erreicht aber immerhin Platz 2 mit ebenfalls sehr schönen erwarteten Gewinnzuwächsen.
Insgesamt haben alle 3 Internet-Unternehmen (Tencent, Baidu und Google) prognostizierte Gewinnwachstums-Raten von mehr als 20% pro Jahr.

Die Gesamtwertung:

Die Internet-Unternehmen sind die Gewinner. Ganz vorne ist Baidu, gefolgt von Tencent und Google. Lenovo befindet sich im Mittelfeld und China Telecom ist der Verlierer. (Interessant ist, dass China-Telecom im Vergleich mit anderen Telekom-Unternehmen der Gewinner war. Siehe hier)

 Die Bewertung:

KGV:

Hutchinson ist im historischen Vergleich derzeit am günstigsten, gefolgt von Baidu.
Baidu ist im direkten Vergleich allerdings mit Abstand am günstigsten. Ein KGV von 5,44 ist wirklich niedrig und sehr günstig. BYD hat in beiden Belangen (historisch und im direkten Vergleich zu den anderen Unternehmen) die höchste Bewertung.
Schauen wir uns also einmal die anderen Bewertungskennzahlen an:

Dividende, KBV und KUV:

Hier ist leider Baidu nicht mehr so günstig im Vergleich zu den anderen. Das KBV ist höher als das von Google, auch das KUV. Tencent ist insgesamt sehr teuer.
Hutchinson und China Telecom sind zwar extrem günstig, allerdings haben sie beim fundamentalen Vergleich nicht mit den anderen Unternehmen mithalten können.

Fazit:

Wenn man in seinem Portfolio auch in China investieren möchte so denke ich, dass Baidu dass beste Investment ist. Die Firma hat solide Kennzahlen und ein gutes Wachstum. Von der Bewertung her ist das Baidu zwar einerseits recht teuer (KBV und KUV) andererseits hat es aber ein gutes KGV.
Ich werde deshalb Baidu in das Financeblog-wikifolio aufnehmen.

Der Chart:

Chinesische Technologieaktien im Vergleich

Tencent und Baidu haben alle anderen um Längen abgehängt. Der Vergleichsindex S&P 500 wirkt im Vergleich seit 2007 nur wie ein gerader Strich in der Nähe der Null-Linie.
Obwohl Baidu so eine gute Performance im Chart erzielen konnte sind die heutigen KGV-Kennzahlen dennoch attraktiv.
Die Investition in chinesische Technologie-Aktien stellt sicher ein grosses Risiko dar, bietet aber auch gute Chancen.

China

Michael Gredenberg

Inode-Gründer. Heute u.a. passionierter Radfahrer und Finanzautor via financeblog.at.

>> http://www.financeblog.at