Die Schlagzeilen, die derzeit aus Europa kommen, sind nicht gerade ermutigend: täglicher Showdown im Schuldenstreit mit Griechenland, Terror in europäischen Hauptstädten, von Paris bis Kopenhagen, und die Krise in der Ukraine, um nur die markantesten Beispiele herauszugreifen. Die Märkte scheinen das alles aber relativ gelassen hinzunehmen. Gerade im heurigen Jahr haben die europäischen Börsen die Wall Street abgehängt, jedenfalls, wenn man jede Region in ihrer eigenen Währung betrachtet. Aus der Sicht des Euro-Anlegers kommen in den USA die Gewinne durch den Dollar dazu, die das Bild wieder ausgeglichener machen.
Es gibt durchaus fundamentale Gründe, die für ein Investment in Europa sprechen. Die Konjunktur zeigt endlich Erholungstendenzen, im 4. Quartal 2014 ist Deutschland sogar stärker gewachsen als die USA. Das billigere Öl und der schwache Euro schieben die europäische Wirtschaft ordentlich an. Außerdem hatte Europa gegen Ende des Vorjahres bereits einen 35%igen Bewertungsabschlag zu den USA, das war dann doch ein wenig viel, auch wenn man das schwächere Wachstum und die anderen, genannten Probleme in Rechnung stellt. Und übrigens, die konjunkturelle Verbesserung stellte sich ein, noch bevor die EZB ihr Anleihenkaufprogramm gestartet hat. Man darf in den nächsten Monaten also davon ausgehen, dass bez. Wachstum noch mehr positive Überraschungen auf uns warten. Auch große internationale Anleger, wie z. B. George Soros, haben zuletzt ihren Anteil an US-Aktien im Portfolio reduziert und statt dessen in Europa zugekauft.
Bleibt die Frage, ob so viel geballter Optimismus nicht des Guten zu viel ist? Große internationale Anleger sind so stark in Europa investiert, wie seit Mai 2007 nicht mehr. Das gibt den Kursen Schubkraft, aber es lässt auch immer weniger Platz für eventuelle Enttäuschungen. Fazit: Europa ist derzeit bei den Anlegern ‘in’, aber man darf natürlich auch nicht blind sein für die zahlreichen Probleme (auch auf politischer Ebene), die es zu lösen gilt. Letztlich wird auch für europäische Aktien das Timing einer ersten US-Zinsanhebung von großer Wichtigkeit sein, denn sollten die Renditen stärker steigen, könnten alle Aktienmärkte - egal in welcher Region der Welt - einer gewissen Korrektur unterworfen sein.
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