Mit leichten Gewinnen konnte die Wiener Börse den Handel beenden, der ATX erzielte einen Anstieg von 0,2%, nachdem er im Vormittagshandel deutlich höher notiert hatte, allerdings wirkte sich dann die schwächere Eröffnung in den USA belastend auf die Stimmung aus. Auch in Wien waren die Sorgen um den Preisanstieg zurückgekehrt, eine anziehende Inflation bei gleichzeitig nachlassendem Konjunkturaufschwung hemmt schon seit Tagen die Kauflust der Investoren. Verschärft wurden die Bedenken durch neue Inflationsdaten aus Deutschland, dort hatte die Teuerung im September angeheizt von hohen Energiepreisen erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten, was die Gefahr eines baldigen Gegensteuerns der EZB erhöhte.
Bei den Einzelwerten rückte Porr in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit, wie gestern bekannt wurde, hat die Bundeswettbewerbsbehörde den Baukonzern wegen Kartellvergehen mit einem Bußgeld von rund 62 Millionen Euro belegt, was die höchste Strafe in der Geschichte der BWB darstellt, die Aktie sackte gestern um 8,9% nach unten. Semperit konnte nach dem deutlichen Rückgang des Vortages eine eindrucksvolle Erholung hinlegen und 7,2% höher schliessen, die Baader Bank bestätigte trotz des Rücktritts des Konzernchefs ihre Kaufempfehlung und liess das Kursziel unverändert bei 45,0 Euro, allerdings wurde der Titel von der besonderen Empfehlungsliste „Top-Pick“ genommen. Die Banken hatten einen guten Tag, die Bawag konnte 1,5% zulegen, die Erste Group schaffte ein Plus von 1,5% und für die Raiffeisen ging es um 1,3% nach oben. Schwach waren auch in Wien die Versorger, Verbund sank um 3,3%, für die EVN gab es ein Minus von 1,9%. Gesucht war FACC, der Flugzeugzulieferer konnte um 3,0% vorrücken, auch die OMV konnte die Negativserie der letzten Tage beenden und 2,6% fester schliessen. Gut nachgefragt war auch Do & Co, für das Cateringunternehmen brachte der Handel einen Anstieg von 2,0%.
Unternehmensnachrichten
Porr
Die PORR AG erzielte im laufenden Kartellverfahren ein Settlement mit der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) unter Einbeziehung des Bundeskartellanwalts in Bezug auf gegen Konzerngesellschaften anhängige Kartellverfahren. Die Einigung sieht einen Antrag auf Verhängung eines Bußgeldes der BWB an das Kartellgericht in Bezug auf die PORR AG in Höhe von €62,35 Mio. (exklusive Verfahrens-, Verteidigungs- und Rechtsberatungskosten) vor. Das Kartellverfahren bezieht sich auf Vorfälle in einem Zeitraum bis einschließlich 2017. Für die endgültige Erledigung des Kartellverfahrens ist die Entscheidung des Kartellgerichts notwendig, wobei das Bußgeld vom Kartellgericht nicht mit einem höheren Betrag festgesetzt werden kann, als von der BWB beantragt wird. Die PORR AG beabsichtigt, den nächsten Schritt in ihrer Unternehmensentwicklung zu machen, indem sie eine Barkapitalerhöhung mit Bezugsrechten aus dem bestehenden genehmigten Kapital prüft. Vorbehaltlich der Marktbedingungen erwägt das Unternehmen die Ausgabe neuer Aktien, um das Bilanzbild weiter zu stärken. Die Kernaktionäre der PORR AG, nämlich das Syndikat (Strauss Gruppe, IGO Industries Gruppe), beabsichtigen, an der geplanten Barkapitalerhöhung mit einem signifikanten Betrag zu partizipieren. Eine Entscheidung über den genauen Umfang und den Zeitpunkt einer solchen potenziellen Barkapitalerhöhung ist noch nicht getroffen worden, könnte aber in Kürze erfolgen. Ergänzend überlegt die PORR AG die Emission einer neuen Hybridanleihe zur Refinanzierung der mit €99 Mio. ausstehenden Hybridanleihe 2017, die im Februar 2022 erstmalig rückzahlbar wird.
EVN
Gestern erfolgte das Closing der Verträge zum Ausstieg der EVN aus dem Kohlekraftwerksprojekt Walsum 10. Damit gibt die EVN ihre 49 %-Beteiligung, deren Anteil am Konzernumsatz der EVN unter 3% lag, an den Mitgesellschafter STEAG ab. Gleichzeitig endet der Strombezugsvertrag aus dem Kraftwerk an die EVN. Nach der bereits im August 2019 erfolgten vorzeitigen Stilllegung des Kraftwerks Dürnrohr steigt die EVN nunmehr endgültig aus der Kohleverstromung aus und hat damit in konsequenter Umsetzung ihrer Unternehmensstrategie 2030 die CO2-Emissionen aus der Energieproduktion insgesamt um drei Viertel reduziert. Die Transaktion führt zu keiner Ergebnisbelastung im Geschäftsjahr 2020/21. Über die Transaktionsdetails haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart.
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