HVs: Selbstdarsteller vs. Knopferldrucker, eine Ära neigt sich dem Ende zu (Günter Luntsch)

Selbstdarsteller vs. Knopferldrucker. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die österreichischen AGs überwiegend nicht glücklich mit ihren inländischen Aktionären sind, die verlässlich auf die Hauptversammlungen kommen, dort unbedingt etwas sagen wollen, was am Podium eh kaum jemand hören will, kurz und gut, man mag die Aktionäre aus dem Ausland mehr, die einfach - noch dazu mit einigem Gewicht - mit JA oder NEIN stimmen (lassen), ohne irgend etwas zu sagen. Zack zack, die HV geht rationell über die Bühne, und der Saal ist schon wieder leer, noch bevor die Sessel warm sind.

Die Zukunft ist nah, wo alles nur mehr elektronisch gehen wird, die HV incl. der Abstimmungen. Es ist wirtschaftlicher, wenn nicht hunderte Menschen anreisen müssen, um ihre Stimme abzugeben. Zeitsparender, wenn man nicht den "Selbstdarstellern" zuhören muss. Und vor allem: viel angenehmer, wenn man den Aktionären nicht mehr in die Augen sehen muss. Einfach: Grüße des Vorstands aus dem Monitor, an alle Aktionäre, grüß Euch und pfirti!

Dann ist die HV-Ära für mich zu Ende. Ich logge mich bestimmt nicht ein, nur um abstimmen zu können, ganz ohne irgendwelchen "Selbstdarstellern" zuhören zu können. Diese angeblichen "Selbstdarsteller" tragen durchaus zur Meinungsbildung bei. Wenn ich nur mehr die Dinge wissen darf, die den Pressemeldungen zu entnehmen sind, fehlen mir notwendige Informationen, um das Management bzw. das Unternehmen richtig einschätzen zu können.

An die HV-Besucher: Hand aufs Herz, welcher "Selbstdarsteller" ist denn wirklich verzichtbar? Fast jeder von ihnen trägt dazu bei, den Informationsstand des anwesenden Aktionariats zu erhöhen. Es sind oft heikle Wortmeldungen, die man in keiner Zeitung lesen kann, aber als präsenter Aktionär kann ich diese Informationen meinem Abstimmungsverhalten zugrunde legen. Aber vor dem Bildschirm, wenn ich nur Vordergründiges erfahren darf, was soll ich mit diesen unvollständigen Informationen?

So wird es kommen: Nur mehr die Ausländer werden wählen, die paar Österreicher fallen eh nicht ins Gewicht. Und wenn dann das Heulen und Zähneknirschen einsetzt, weil die alles bestimmen und keine inländischen Privataktionäre mehr da sind, denen das Unternehmen wirklich etwas bedeutet, und die das Zünglein an der Waage bei so mancher AG sein könnten, na: selber schuld. Wenn die privaten Inländer nicht mehr willkommen sind, dann kommen sie halt nicht mehr.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 03.12.)



(03.12.2019)

Live von der AT&S Hauptversammlung http://twitter.com/ATS_IR_PR/status/750972302209212416/photo/1 Source: http://twitter.com/ATS


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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