Agrana schafft Algenfutter (Günter Luntsch)

Agranas CO2 als Algenfutter. Am 4.9. erst schrieb ich: „Ich war nie ein Freund des Bioethanols, aber da Agrana auch die Abfallprodukte verwertet, ergeben sich eventuell interessante Nebengeschäfte, wie Fischfutter und Dünger.“ Über Agrana sollte genug gesagt sein, ich nahm mir vor, mich anderen Themen zu widmen. Algen sollten ja überhaupt nichts mit Agrana zu tun haben, ich dachte eher an Ozeane und fernöstliche Küche, als ich mich zur Infoveranstaltung am 4.9.18 samt Werksführung bei Ecoduna anmeldete. Und dort hörten wir gleich von zwei Berührungspunkten mit Agrana.

Das CO2 wird durch Air Liquide von Agranas Bioethanolanlage Pischelsdorf an Ecoduna im ECO-Plus-Park Bruck/Leitha geliefert. Das CO2 ist ein Nebenprodukt der Bioethanolherstellung. Wir kennen das von der Weinerzeugung: Während der Gärung des Traubensafts sammelt sich CO2 in den Weinkellern an. CO2 ist zwar nicht giftig, ist aber schwerer als Sauerstoff und verdrängt diesen daher aus den Weinkellern, das kann sehr schnell gehen, das ist sehr gefährlich, daher sind besondere Vorsichtsmaßnahmen nötig, wenn man in dieser Zeit in den Weinkeller gehen will. Es gibt heute eigene Warngeräte, weil die Sache mit der brennenden Kerze auch nicht sicher war, eben weil das Gärgas im Keller rasend schnell ansteigt. Wie sicher diese Geräte sind, kann ich als Nicht-Weinbauer nicht beurteilen. Jedenfalls kann der kleine Weinbauer, der in Angst vor dem Gärgas (CO2) leben muss, dieses nicht einfangen und verkaufen, ihm fehlen die dafür nötigen kostspieligen Anlagen. Die Agrana kann das, im Bioethanolwerk sind die dafür notwendigen technischen Einrichtungen vorhanden, als integrierter Werksbestandteil. Die Verwertung von CO2 als „Futter“ (Photosynthese) der Algen verbessert die Ökobilanz von Bioethanol. Die Algen bekommen zusätzlich noch Mineralstoffe und Dünger, sie erzeugen Sauerstoff und die Omega-3-Fettsäuren, die wir von den Fischen kennen. Die Fische haben diese Omega-3-Fettsäuren, weil sie Algen fressen. Leider (aber für Agrana ist das gut) kann Ecoduna nicht einfach das eh überflüssige CO2 aus der Luft nehmen, das sowieso weg gehört, wenn man den Erderwärmungsexperten Glauben schenkt, denn die Algen brauchen hochreines CO2, wie es nur in einer Anlage wie in Pischelsdorf entsteht. Wenn man beim Futter nicht Acht gibt, wird das Produkt nicht die erforderliche Qualität haben.

Die Agrana-Tochter Instantina wurde erwähnt, weil sie die Ecoduna berät, welche neuen Produkte man aus den Algen machen könnte. Im Dixi-Traubenzucker der Instantina sind diese getrockneten und geriebenen Algen schon drin, dieser Zucker sollte also Omega-3 enthalten und somit gesund sein, eigentlich unglaublich, aber hier können sich meiner Phantasie gemäß noch viele weitere Kooperationen für neue und gesunde Lebensmittel ergeben. Der starke Wille zu Innovation und Kooperation dürfte auf beiden Seiten vorhanden sein. Auf der Homepage von Dixi sehe ich Traubenzucker mit 7 Vitaminen und Calcium, das Omega-3 wird offenbar noch nicht beworben. Gut, die Algenproduktion hat erst vor 2 Wochen begonnen.

Herbert Stava von der Firma Landgarten ist uns von Schokosoja, Studentenfutter und ähnlichem Knabberzeug bekannt. Er ist im Aufsichtsrat der Ecoduna und dürfte wohl (ich weiß es nicht, schätze das aber als sehr realistisch ein) zum Funktionieren der Verbindungen zu lebensmittelerzeugenden Geschäftspartnern einiges beigetragen haben, den nötigen Innovationsdrang hat er. Diesen Ruf hat er jedenfalls: Was er angreift, wird ein Erfolg. Ecoduna ist aktuell kein Börsekandidat („Traderoom“ haben sie), es läuft zur Zeit lediglich eine winzige Kapitalerhöhung, aber unabhängig davon finde ich die Idee und die nunmehrige Realisierung dieser Idee sehr interessant und werde meinen bei Vortrag und Werksführung erworbenen Einblick demnächst gerne weitergeben, in erster Linie fällt das unter Allgemeinbildung, denn soviel über Algen habe ich mein gesamtes bisheriges Leben lang nicht erfahren.
Agrana (21,00/21,20 , 0,72% )



(06.09.2018)

ecoduna, Algen, Algenproduktion; Foto: ecoduna


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Günter Luntsch

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