Agrana-Feldtag mit "Mont Blanc"-Infos (Günter Luntsch)

Agrana-Feldtag. Der Spaziergang gestern, 8.8.18, Äcker entlang, durch Wälder, über Hügel im tiefsten Niederösterreich, nur dem Rauschen der Windräder lauschend, hätte eigentlich lediglich der Besichtigung der Windradwälder dienen sollen,ich dachte nicht, dass ich so weit weg von den Ballungsräumen eine Menschenseele treffen würde. Aber plötzlich, hinter dem Wald und dem letzten Hügel, traf ich auf eine Menschenansammlung mit Festzelt, viele landwirtschaftliche Großfahrzeuge und vor allem Bodenbearbeitungsgeräte wurden gezeigt und vorgeführt. Ich versuchte, dreinzuschauen wie ein Bauer, man will ja nicht auffallen, und schon wurde ich über Zwischenfruchtmischungen beraten. Ich gebe mein Wissen gerne weiter: Ölrettich ist ein Tiefwurzler und hauptverantwortlich für eine gute Bodenstruktur, er verwertet Gülle sehr gut und holt Stickstoff aus tiefen Schichten, und er ist gut "abfrostend". Linse ist bei schwierigen Bedingungen (Staunässe, Bodenverdichtungen) ganz brauchbar, Leguminosen grundsätzlich eignen sich gut als Zwischenfrucht. Der faserhaltige Stängel der Kresse wirkt als Strukturmaterial dem Bodenabtrag entgegen, und Schadorganismen im Boden mögen den scharfen Geschmack nicht. Buchweizen dient der schnellen Bodenbedeckung und spart somit Wasser. Sandhafer hält den Boden zusammen, friert im Winter sicher ab und bildet dann gutes Mulchmaterial.

Diese "garantiert abfrierenden" Zwischenfruchtmischungen sind insoweit interessant, als ich vor wenigen Tagen einen TV-Beitrag über einen Kärntner Bauern gesehen habe, der seinen Zwischenfrüchten mit Glyphosat den Garaus macht und meint, die Zwischenfrüchte seien gegen die Erosion (durch Wind und Wasser) notwendig, aber wenn seine Hauptfrucht kommt, müssen die bis auf den letzten Halm weg. Dass es auch anders geht, darüber wurde ich am "Agrana Feldtag" informiert. Agrana vertreibt diese Zwischenfruchtmischungen. Die Bauern schauten sehr genau in die Säcke, welche Körner sich darin befinden. Die Zwischenfruchtsaatmischungen sollen den Hektarertrag bei Zuckerrüben erhöhen. Also, das ist praktisch Biodünger, wie ich als Nichtfachmann verstanden habe. Man braucht aufgrund der Zwischenfrucht weniger anderen Dünger.

Für mich persönlich waren die Großgeräte zwar imposant, aber in nächster Zeit plane ich keine Neuanschaffung, daher hielt ich mich weniger draußen bei den Vorführungen auf, drinnen im Zelt war es angenehmer, und vor allem: weniger Staub. Agrana hat ein Projekt namens "Mont Blanc", wo Bauern beraten werden, wie sie den Zuckerertrag erhöhen können, auch Gruppenrabatte bei der Anschaffung von dazu nötigen Maschinen lassen sich über dieses Projekt erzielen. "Die Agrana tut sehr viel." sagte ein Bauer. Die Landwirte waren von weit her gekommen, aus vielen Teilen Niederösterreichs. Die Agrarier haben viele Fachausdrücke, mitreden kann man da nicht wirklich, man nickt einfach, wenn man sich nicht auskennt. Interessant fand ich, dass die Meinung vorherrscht, das Finanzamt bestimme die Bodenqualität. Die Verkaufspreise für Äcker richten sich nach dem Hektarsatz, den das Finanzamt bescheidmäßig festgestellt hat. Ich kenne Leute, die gegen den Bescheid berufen haben, weil ihnen die Wertfeststellung zu niedrig war, sie fürchteten, dass ihr Feld durch diesen Bescheid an Wert verliere. Dabei dachte ich, ein niedriger Hektarsatz (und somit niedriger Einheitswert, damit niedrige Beiträge für land- und forstwirtschaftliches Vermögen, niedrige Grundsteuer, niedrige Einkommensteuer, niedrige Grunderwerbsteuer bei Schenkung und Erbschaft) sei begehrenswerter. Dass es bei ihnen nicht regnet, das war das Hauptthema in den Gesprächen zwischen niederösterreichischen Landwirten, sie wünschen sich Regen.

Anstoßen konnte ich allerdings mit niemandem. "Unmöglich, ich bin mit dem Auto da!" Vorbildlich! So tranken die anderen Cola, Almdudler, Vöslauer (wie Staller sagte: kreuz und quer überall, selbst in Premium-Locations zu finden), ich trank Gösser, aber bei der Hitze reicht ein Krügerl. Käsekrainer und Burenwurst wurden uns auch aufgetischt, mit Beilagen, bodenständig, man konnte in den Gesichtern der Besucher erkennen, wie wohl sie sich fühlen. Um den nächsten Agrana-Feldtag (findet offenbar jeden Sommer statt) nicht zu versäumen, sollten wir den "Bauernbündler" oder "Blick ins Land" abonnieren, von da hatten die anderen Besucher die Info, sie sind zielgerichtet hingefahren. Ich glaube, die Chance auf einen Lottosechser ist höher als die, in den unendlichen Weiten des größten österreichischen Bundeslands zufällig wieder über einen Agrana-Feldtag zu stolpern.

Dass die Agrana-Aktie 5% Dividende zahlt, wussten die Leute an meinem Tisch nicht, aber sie nahmen es mit großem Interesse zur Kenntnis. Gut möglich also, dass sich unsere Aktionärsbasis in nächster Zeit etwas erweitert. Dann seh ich meine Tischnachbarn eventuell auf der nächsten Agrana-HV wieder.
Agrana (22,41/22,56 , 1,27% )



(09.08.2018)

Feld, Himmel, Wolken


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Günter Luntsch

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