"Erzählen Sie, wo immer Sie können, dass eine Investition in unsere Aktie eine vernünftige ist" (Günter Luntsch)

Österreichische Staatsdruckerei-HV 2 Generaldebatte und Ende. Strohmayer las die Beschlussvorschläge vor und stellte die Präsenz fest: 31 Aktionäre und Aktionärsvertreter mit 7,253.737 Stammaktien. Danach eröffnete er die Generaldebatte. Der erste Aktionär fragte, welche Aktivitäten man gesetzt habe, um den Verbleib an der Wiener Börse zu sichern. Er schlug vor, "medial die Trommel ein wenig zu rühren". Auch interessierten ihn die Konditionen der Kreditverlängerung, und er fragte nach dem Aktienbesitz von Vorstand und Aufsichtsrat. Er fragte nach Aktionen, um "forciert die Mitarbeiter des Unternehmens zu beteiligen", nach der D&O-Versicherung, den Kosten der Abschlussprüfung, der Höhe der Rechts- und Beratungskosten, der Präsenz bei AR-Sitzungen. Weiters, ob es einen Management Letter gäbe. Schächter antwortete, dass wir selbstverständlich den Streubesitz erhöhen wollen, und zwar bis 30.6.2019 auf über 2%. Betreffend Medienpräsenz sagte er, es gebe eine Reihe von Beiträgen, die auf unser Unternehmen aufmerksam machen, wir hoffen auf breite Öffentlichkeit. Es sei in den letzten Wochen einiges in den Streubesitz gewandert, das letzte Mal heute. Die Kernaktionäre hätten sich zu Verkäufen verpflichtet und würden gleichzeitig auf Käufe verzichten. Er bat den Aktionär: "Erzählen Sie, wo immer Sie können, dass eine Investition in die ÖSD eine vernünftige ist!" Die Aufforderung war zwar nicht dezidiert an mich gerichtet, aber ich erzähle es auch, mit der Einschränkung, dass in den nächsten Monaten noch einiges Material auf den Markt kommen wird, da ja die Kernaktionäre einiges verkaufen, möglicherweise muss man sich also etwas bis zum nächsten größeren Kurssprung gedulden. Möglicherweise. Eine marktenge Aktie kann man schwer einschätzen. Wir erfuhren von den Investitionen von Vorstand und Aufsichtsrat in die Aktie. 2.000 Stück, 1.000 Stück, keine Vermögen, aber doch ein schöner Teil des sehr geringen Streubesitzes. Die Präsenz bei den AR-Sitzungen habe 100% betragen, es seien alle Aufsichtsräte incl. der Betriebsräte anwesend gewesen. Worauf ein anderer Aktionär zu Applaus aufrief, einige Aktionäre folgtem dem Aufruf. Lackner sagte, die Kreditkonditionen im Detail könne man nicht bekannt geben, sie unterlägen der Geschäftsgeheimhaltung, der Zinssatz sei jedenfalls unter 2%. Die D&O-Versicherung sei bei AIG. Es gäbe keinen Management Letter. Die BDO prüfe uns seit 2009, 50.000 Euro seien die gesamten Kosten für den Jahresabschluss. Die "Rechtsberatungskosten" betrügen 400.000 Euro. Strohmayer attestierte: "Im Kosovo war das ziemlich hoch, aber sehr ertragreich."

Ein zweiter Aktionär fragte bezüglich Kosovo-Vergleich nach der "Gerichtsforderung", also dem Geldbetrag, den wir zugesprochen bekommen hatten, weiters nach der Höhe des Streubesitzes bzw. wieviel Streubesitz für den Verbleib an der Börse tatsächlich gefordert würde, und er wollte wissen, wie man sich das mit den koreanischen Pässen vorstellen könne: ob da ein Polizist kommt, und man gibt die Pässe aus? Laut Schächter gebe es neue europäische Richtlinien, dass man 2% Streubesitz haben sollte, wir würden uns bemühen, diesen Streubesitz bis Juni 2019 herzustellen, zur Zeit seien weniger als 1% im Streubesitz, wir würden 1,5% verkaufen, da würden wir von einigen Hunderttausend Euro reden, die wir am Markt platzieren müssen: "Es ist ein erreichbares Ziel." Laut Lackner seien uns knapp 4,98 (? Nur eine kleine Abweichung zum tatsächlich erzielten Betrag, wenn ich das richtig verstanden habe) Mio. Euro plus Zinsen zugesprochen worden, man habe sich dann auf 4,95 Mio. Euro geeinigt, unter der Maßgabe, dass die Zahlung sofort erfolgt, das sei ein gewisses Window of Opportunity gewesen, wegen des Regierungswechsels, der Schaden habe 3,5 (?) Mio. Euro betragen, bei Anwaltskosten von 0,5 (offenbar auf mehrere Jahre verteilt, im letzten Jahr seien ja die Rechtsberatungskosten nur 0,4 gewesen) Mio. Euro. Schaden und Anwaltskosten seien durch die Zahlung mehr als gedeckt worden. Zur Berichterstattung über koreanische Pässe sei zu sagen, dass man in diesem Geschäft seine Kunden genauso wie Nichtkunden nicht nenne, das würde Fälschern wegen der Sicherheitsmale helfen, die sie dann vermuten könnten, daher möchte er über dieses Thema nicht reden. Es sei aber absolut üblich, dass wir mit den österreichischen Behörden zusammenarbeiten, was Musterdokumente betrifft. Strohmayer bekräftigte: "Das sind Muster, keine verwendbaren Dokumente. Die müssen sie haben, sie müssen ja die Sicherheitsmerkmale kontrollieren, die Muster gehen übers Ministerium an ICAO, die Weltorganisation dafür, die muss ja die Muster wo herkriegen, die gehen an alle Grenzstellen." Anmerkung: Laut Wikipedia ist ICAO die Abkürzung für "Internationale Zivilflugorganisation".

Der dritte Aktionär fragte, ob die neue Regierung an die ÖSD herangetreten sei, ob jemand auf sein AR-Mandat verzichte, die ÖSD habe ja einmal dem Staat gehört. Laut Schächter sei die Staatsdruckerei unter Vranitzky mit Edlinger als Finanzminister 1997 zum Zwecke der Privatisierung abgespalten worden, 1999 habe der Privatisierungsprozess begonnen. Wir seien stolz darauf, dass wir nach 18 Jahren (nach Zuschlag) berichten dürfen, dass wir sehr erfolgreich waren, mehr Mitarbeiter beschäftigen als früher und sehr viel an Steuern zahlen. Als Dienstleister auch für die Republik Österreich habe diese einen Aufsichtsdienst verankert, der auf die Sicherheit schaut. Es sei bei wechselnden Regierungen in all den Jahren nie vorgekommen, dass jemand den Wunsch nach einem AR-Mandat geäußert hätte. Die Dividende bekam 100%ige Zustimmung, bei der Entlastung sowohl von Vorstand als auch von Aufsichtsrat en bloc gab es je 10 Gegenstimmen. Wie ich erfragen konnte, war man mit der Antwort zu den koreanischen Pässen nicht zufrieden. Ich persönlich konnte die Antwort nachvollziehen, klar ist aber schon, dass die Erwähnung unserer Gesellschaft in den Medien in diesem Zusammenhang nicht wünschenswert sein konnte.

Im Sommer hat man nicht viel Hunger, und orientalische Kost ist nicht so meins, also Couscous und so, auch wenn er mit Rindfleisch verfeinert ist. Ich spreche hier nur für mich, andere stehen drauf. Optisch war alles sehr ansprechend, Brok-Catering servierte das in Gläsern, aber ich denke, die Hochkulinarik ist eher auf Vernissagen gut aufgehoben, das Aktionärsvolk ist eher bodenständig, uns täten Schnitzel, Schinkenbrote oder Leberkässemmerln genügen. Schade, dass von den Gläsern so viele übrig geblieben sind, vielleicht lag es auch nur an unserer geringen Zahl. Die Nachspeisen (kleine Cremehäppchen am Löffel) erfreuten sich dagegen guter Nachfrage, die kleinen Aufstrichbrötchen (mein Pastetenbrötchen hat sehr gemundet) und sogar die trockenen Weissbrotscheiben wurden auch gut angenommen. Jetzt im Nachhinein dämmert mir: die Brotscheiben waren wohl als Beilage zu den Rind-Couscous-Gläsern gedacht. An Getränken gab es Güssinger still und Römerquelle spritzig zur Auswahl. Schächter verabschiedete sich freundlich auch von Aktionären, die ihn nicht entlastet hatten, sehr sympathisch.



(24.07.2018)

HV-Mappe ÖSD 20.7.18


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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