Do&Co-HV 3: Brief aus Korea, Blick auf Immofinanz, schwache Medien, Highlight (Günter Luntsch)

Do&Co-HV 3 und Ende. Ich war um das Vorlesen eines Briefs aus Korea gebeten worden, ich habe einige Worte entschärfen müssen, damit er hierzulande vorgelesen werden kann, wir wissen ja alle, dass Worte schwer wiegen können, und da bin ich selbstverständlich vorsichtig. Der Brief enthielt die meinen Lesern bekannten Aussagen in koreanischen Medien, die Frage nach Kontrolle durch die Zentrale und den Vorschlag, den vorherigen Caterer um Hilfe zu bitten, der ja immerhin lange Zeit verlässlich die geforderte Menge liefern hat können, die Frage nach knebelnden Vertragsbedingungen, die Frage nach Pönalezahlungen. In meiner eigenen kurzen Wortmeldung fragte ich nach dem üblichen Preis einer Flugzeugmahlzeit, nur die Größenordnung, nicht unsere eigene Kalkulation, noch einmal nach Vertragsdetails bezüglich verspäteter Lieferung, was mit den in Seoul investierten 5 Mio. Euro (davon die Hälfte von uns) geschehen ist, ob die Koreatochter vor Vertragsabschluss Rücksprache mit der Zentrale gehalten hat, was man jetzt noch tun kann, um die Marke zu retten, oder ob wir uns total aus Korea zurück ziehen, und ob wir eventuell andenken, etwas für den Zulieferer, seine Familie oder seine Firma zu tun, ein offizielles Statement von Do&Co sei meines Erachtens notwendig und längst überfällig, weiters wollte ich wissen, was wir noch für Turkish Airlines, Korean Air, Asiana tun, und ob trotz der neuen Datenschutzverordnung unsere Anwesenheitsliste wie in den vergangenen Jahren im türkischen Internet veröffentlicht werden muss. Antwort: "Da stimmt der Großteil gar nicht, ich weiss nicht, von wem Sie die Information haben." Es gebe keine Küche (von Do&Co offenbar), die diese Kapazität nicht habe, in Wien erzeuge man auf 4.500 m2 50.000 Mahlzeiten, in Korea hätten wir 8.800 m2, über die Kapazität bräuchten wir nicht zu reden. Das Werk von Gate Gourmet (GGK) sei vor Beginn der Lieferungen abgebrannt, nach Vertragsende mit LSG, wir seien gefragt worden, ob wir helfen können, und wenn ein Mitbewerber ein Problem hat, verhielten wir uns anständig und erklärten uns bereit, im Dreieck mit Asiana und GGK den Auftrag durchzuführen, unter allen legalen Bedingungen, die auch von der Behörde abgenommen worden seien. Alle diese Geschichten seien falsch und entsprächen nicht der Wahrheit. In den ersten Tagen habe es Übergangsprobleme gegeben, mittlerweile normalisiere sich die Situation. Welchen Preis eine Mahlzeit hat, könne nicht beantwortet werden, die Pönale würden unsere Bilanz in keiner Art und Weise beeinträchtigen (Anmerkung: Sharp Do&Co ist eh nicht konsolidiert), man müsse feststellen, woher diese Unregelmäßigkeiten kommen (Anmerkung: also wer daran schuld ist, welcher Caterer, Sublieferant, Auftraggeber). Das Eigenkapital von 5 Mio. Euro sei für den Bau der Küche verwendet worden, mit einem Partner, der sein Geschäft (Anmerkung: das ist Reparatur von Flugzeugen bzw. sogar die Produktion von Jagdflugzeugen ist offenbar geplant) sehr gut verstehe, wir hätten auch andere Kunden dort, und wir seien guter Dinge, dass wir "die diskreditierenden Worte und Erklärungen leicht entkräften können", die Zeit würde zeigen, dass es nicht so ist wie beschrieben. Mit Korean Air und Asiana habe man auch davor "nichts gehabt" (Anmerkung: wohl "keine Probleme gehabt"; weil als Kunden scheinen sie ja auf), und Turkish Airlines sei bereits beantwortet.

Auf die Frage eines Aktionärs, ob es nun einen Todesfall gegeben hätte, kam die Antwort: "Kein Mitarbeiter von unserer Firma hat sich umgebracht oder ist in irgend einer Weise gestorben, auch das ist nicht richtig." (Anmerkung: Das stand nie zur Debatte, es ging um den Zulieferer) Nachdem ich kundgetan hatte, dass ich die Meldungen koreanischen Medien entnommen habe, wurde versichert, dass "wir nicht kommentieren, was andere sagen", insbesondere die Aussage mit den 3.000 m2 kam nicht gut an, es seien 8.800 m2. "Es ist einfach nicht richtig, was hier polemisch gesagt wurde". Der Duden erklärt das Wort "polemisch": "aggressiv, angriffslustig, bissig, feindselig, geharnischt, rabiat, scharf, schonungslos, überspitzt, unsachlich; (umgangssprachlich) giftig; (abwertend) rücksichtslos". Das tut weh, denn ich bin die Sachlichkeit in Person, mich hatte einfach die Sorge um Standort und Marke zu meiner Wortmeldung bewegt. Ich bin Teil des Aktionariats von Do&Co und möchte es auch bleiben. Ich bin also nicht zufrieden mit der Antwort. Ich hätte mir eine Antwort in der Art erwartet: "Es gibt Probleme, wir sind dabei, sie zu lösen. Alles weitere können wir Ihnen auf der nächsten HV mitteilen." Also genauso nichtssagend, aber wenigstens höflich, und ich wäre zufrieden gewesen und hätte im Bewusstsein um die Einsicht und Lösungskompetenz unseres Vorstands ihm auch die Entlastung nicht verweigert. Eh nur eine Formsache, und eh nur ein paar Stimmen, ich musste es einfach tun.

Ein Aktionär bat mit Blick auf die Immofinanz um ebenfalls KESt-freie Ausschüttung der Dividende. Man werde diese Voraussetzungen bei Immofinanz prüfen, aus heutiger Sicht könne man nicht beantworten, ob man das nächstes Jahr machen kann. Ein weiterer Aktionär fragte nach einem Plan B bei Wegfall von Turkish Airlines, wenn bei gesamt 500.000 Mahlzeiten allein 220.000 aus Istanbul kämen. Antwort: Die 220.000 Mahlzeiten in Istanbul enthielten auch Snacks und Sandwiches, die 500.000 Mahlzeiten weltweit seien volle Mahlzeiten wie Vorspeise, Hauptspeise oder Dessert.

Die Dividende von 0,85 Euro wurde von 100% des anwesenden Kapitals beschlossen, bei Vorstands- und Aufsichtsratsentlastung gab es je 162 Gegenstimmen und bei der Aufsichtsratsvergütung von 140.000 Euro 242 Gegenstimmen. Die Ermächtigung zur Kapitalerhöhung schaffte 399.598 Gegenstimmen.

Bevor ich den HV-Bericht mit dem Buffet versöhnlich beende, um mich wieder der Agrana widmen zu können, noch ein paar Anmerkungen, die ich nicht in einen eigenen Bericht verpacken will, ich möchte mit dieser Geschichte abschließen: Ich habe eine Arbeitgeberbewertung durch eine Ex-Führungskraft gefunden, er beschreibt Ende 2017 sehr detailliert die Arbeitsbedingungen bei Do&Co gesamt, und zwar genau so, wie ich mir die Bedingungen in Seoul vorstelle, es dürfte im ganzen Konzern hart sein, das meine ich nicht negativ, das dürfte halt die Realität im Cateringbusiness sein, als Aktionär soll man der Realität schon ins Auge schauen. Was das Asiana-Catering aus Seoul betrifft, so hat ein schwedischer Geschäftsreisender ein Bild gepostet, dass zumindest in der Business-Class von Incheon nach Frankfurt bereits wieder alles in Ordnung sei, nur in der Economy gebe es noch Probleme, d.h. Snacks. Das Geschirr hat exakt das gleiche Design wie in der Zeit, wo LSG das Catering gemacht hat, das kann jetzt entweder heißen, dass das Geschirr Eigentum von Asiana ist (und Sharp Do&Co eh kein selbstdesigntes mitbringen muss), oder dass LSG zumindest in der Business Class aushilft. Asiana gibt übrigens für diesen Flug schon für den nächsten Tag einen verspäteten Abflug von exakt 1,5 Stunden an, ich weiss nicht, ob das mit der Cateringverzögerung zusammenhängt. Dass man nicht alles glauben darf, was man in den Medien liest, da gehen wir konform, denn es zeigt sich mittlerweile, dass viele Nachrichtenschreiber nicht einmal sinnerhaltend abschreiben können, schon in chinesischen und japanischen Medien liest man, dass der CEO von Sharp Do&Co Suizid begangen hätte, plötzlich ist es sogar der CEO von Do&Co, und mal wurde er erhängt und mal von der Polizei erschossen, weil er den Vertrag nicht erfüllen hat können, also 50% der Meldungen zu dieser Geschichte sind so falsch, dass man es auf den ersten Blick erkennen sollte, dass sie falsch sind. Umso wichtiger wäre es halt gewesen, hätte sich Sharp Do&Co selbst über die Medien zu dieser Geschichte geäußert. Die Diskrepanz bei der m2-Anzahl der Küche könnte sich daraus ergeben, dass offiziell Lagerraum und Lkw-Einfahrt (schön zu sehen auf einem Bild auf der Sharp Do&Co-Seite) mitgezählt werden, aber halt nicht Küche sind. Laut der Bilanzen der ersten drei Jahre ihres Bestehens hat Sharp Do&Co bereits um einiges mehr als die Hälfte des Kapitals verloren. Die Diskrepanz bei der Mahlzeitenkapazität könnte daher kommen, dass Do&Co unter Mahlzeiten alle Mahlzeiten incl. Snacks (laut Sharp Do&Co Homepage 15.000 pro Tag) versteht, Asiana aber 30.000 frische Mahlzeiten pro Tag haben wollte, die Medien hier von einer Kapazität von 3.000 berichten. Laut Geschäftsbericht von Do&Co werden vier 50%-Töchter konsolidiert, weil Do&Co die Führung ausübt. Sharp Do&Co unterliegt möglicherweise nicht der direkten Führung durch Do&Co, sie wird nicht konsolidiert, und der Geschäftsführer ist gleichzeitig der Chef von Sharp Aviation, auch wenn wir auf der HV hörten, dass unsere Vorstände Seoul so oft bereisen würden. Und auch wenn Korea für uns augenscheinlich sehr wichtig ist (einer der drei Kontinente, mit denen wir werben), wir erscheinen dort zum Glück nicht groß und mächtig, die Medien erwähnen immer wieder die "neue unerfahrene kleine" Gesellschaft Sharp Do&Co, im TV vermeint man "Sharpdo and Co" zu hören, wir unterliegen dort quasi dem Welpenschutz, aber unser unverkennbarer Do&Co-Schriftzug ist in vielen Beiträgen zu sehen, was uns bei der weiteren Entwicklung unseres Geschäfts dort hinderlich sein könnte. Immerhin inseriert Sharp Do&Co zur Zeit in Seoul, dass sie Köche für einen 3-Monats-Vertrag suchen, zahlen täten sie mit mehr als 2.000 Euro pro Monat eh gut, aber offenbar All-In-Verträge. Der Hauptzorn der Belegschaft der Asiana fokussiert sich aber auf das eigene Management, das "Mahlzeiten-Fiasko" ist offenbar der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, auf der Demo letzte Woche wurde der Asiana-Kumho-Präsident (Nickname: 39) für den misslungenen Cateringwechsel gescholten, es werde behauptet, die Probleme seien behoben, tatsächlich hätten sich die Stewardessen laufend bei den Fluggästen zu entschuldigen, nicht einmal Weinflaschenöffner hätten sie, sie müssten den Kork mit Stäbchen durchstechen, und auch das Flugpersonal habe kein Essen, die Lebensmittelbehörde kontrolliere zur Zeit die Zustände, am Ende des Videos gedenkt die Asiana-Belegschaft mit Blumen des Zuliefererchefs, der sein bestes gegeben habe, ja, zum Abbruch der funktionierenden Geschäftsbeziehung zum vorherigen Lieferanten, dessen Catering für Asiana vielfach ausgezeichnet wurde, kann ich auch nur sagen, ungeachtet des Namens: "Never change a winning team!", das Resultat muss der Asiana-Boss jetzt ausbaden, keine Angst, im Video kommt Do&Co nicht vor, es soll nur die aktuelle Stimmung in der Asiana-Belegschaft verbildlichen: https://www.youtube.com/watch?v=ETFcd_AJ5Nk

Der Hauptgrund, Do&Co-Aktien zu haben, ist für die meisten Anleger wohl das Buffet nach Ende der HV, dieses Jahr als "Leistungsschau" tituliert, "Filet von Zander & Lachsforelle", "Zart rosa gebratenes Roastbeef", "Indisches Pineapple Chicken", "Kalbsbutterschnitzel", "Hausgemachte Garganelli", um nur die warmen Speisen zu nennen, aber nur kein Neid: mehr als zwei Portionen wird wohl niemand geschafft haben, man konnte sich also nicht nach Herzenslust durch die ganze Welt von Do&Co schmausen, alles ging bald zu Ende, ich z.B. habe nicht einmal mehr eine Nachspeise erwischt, das macht aber nichts, denn erstens machen Nachspeisen dick, und zweitens freut es mich bekanntlich immer, wenn nichts übrig bleibt und somit nichts weggeschmissen werden muss. Alle sind satt geworden, das ist wichtig. Gemundet hat alles, gerade über "Zart rosa" gab es unterschiedliche Meinungen, ob das "blutig" bedeutet, oder ob das doch ein bißerl durch sein darf. Dazu gab es Grünen Veltliner, roten Cuvée, Bier und Kaffee. Jeder Besucher der HV bekam zum Abschied eine Flasche Prosecco aus dem Hause Do&Co.



(18.07.2018)

Do&Co-HV 12.7.2018


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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