RBI-HV Teil 2: Mehr Geld für Aufsichtsräte, Kühlhaustemperatur im Saal (Günter Luntsch)

RBI-HV Teil 2. Russland sei ein wichtiger Ergebnisbringer. Die Fragen seien, ob das nachhaltig ist, wie Russland politisch gesehen wird, wegen der Konflikte bezüglich Krim und Donbass-Region, und wie es mit den Sanktionen seitens Europas gemeinsam mit den USA weitergehen wird. In den letzten Jahren hätten wir immer berichten können, dass wir einen guten Umgang damit gefunden haben. Die Sanktionen gegen Banken und Einzelpersonen hätten keine Wirkung auf Raiffeisen. Wir hätten in Russland Kredite deutlich reduziert und von großen Unternehmen, die vielleicht von Sanktionen betroffen werden könnten, auf kleinere Unternehmen und Privatpersonen umgeschichtet. Es habe gedauert, bis die Welt verstanden habe, welche Auswirkungen die Sanktionen haben, das russische Aluminium fehle der Welt, Deripaska als sanktionierter Eigentümer habe Zeit bekommen, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen, damit Rusal nicht mehr sanktioniert wird. Kredite an sanktionierte Unternehmen würden 0,5% unserer Aktiva ausmachen, das sei überschaubar. Die Aktionäre hätten durch Aktienkäufe den Wert von Raiffeisen anerkannt, der Kurs sei bis auf 30,20 Euro gestiegen, eine Riesenperformance 2017, aber wir könnten uns internationalen Entwicklungen nicht entziehen, die Diskussion um die italienische Regierungsbildung habe uns mitgerissen, obwohl wir wirtschaftlich gesehen damit gar nichts zu tun hätten, in Italien hätten wir kaum ein Exposure. Wir würden weiter eine sinkende NPL-Ratio erwarten. Wir müssten überlegen, in welchen Märkten wir wachsen können und sollen, in anderen Ländern würden wir mit dem Markt wachsen bzw. sogar akzeptieren, dass die Konkurrenz ein bisserl stärker wird. Banken seien zu einem wesentlichen Teil auch IT-Unternehmen, das Bankgeschäft sei digitalisiert, wir fänden viele neue Möglichkeiten, und wir würden schauen, wo wir noch besser werden können. In den letzten Jahren sei der größte Teil unserer Investitionen in regulatorische Erfordernisse gegangen, wo Banken und Kunden nichts davon hätten, das ändere sich jetzt ein bissl, es koste weiterhin viel Geld, aber wir würden auch investieren, was Kunden betrifft, wir würden immer eine Relationship-Bank bleiben, aber unsere Kunden würden es schätzen, dass sie Transaktionen zu Hause abwickeln können. Wir würden uns öffnen und nicht mehr alles selber machen, wir seien Initiator des Accelerate-Programms (Anmerkung: http://www.elevator-lab.com/), wo wir Fintechs mit 10 bis 50 Mitarbeitern einladen würden, 336 Jungunternehmer hätten sich beworben, 6 habe man ausgewählt und damit gute Erfolge erzielt, aber es sei auch wichtig für unsere eigenen Mitarbeiter. Was nicht realisierbar ist, würde beendet, wir würden nicht wie in der Vergangenheit an langjährigen Projekten arbeiten, die große Investitionen verschlingen, wo wir jahrelang nicht wissen, was rauskommt. Wir hätten das Mindset für die Kreativität der Mitarbeiter geöffnet.

Es wurde erläutert, dass wir die Vergütung für den Aufsichtsratsvorsitzenden von 70.000 auf 120.000 Euro erhöhenwollen, die für DIE Stellvertreter des ARV  von je 60.000 auf je 90.000 und die für die einfachen AR-Mitglieder von je 50.000 auf je 60.000, darüber hinaus sollen der Vorsitzende des Prüfungsausschusses und der Vorsitzende des Risikoausschusses jeweils zusätzlich 10.000 Euro bekommen, die Sitzungsgelder in Höhe von 1.000 Euro pro Person und Sitzung sollen gleich bleiben, dafür sollen beginnend mit 2017 dem Beiratsvorsitzenden 25.000 Euro exkl. USt, dem Stellvertreter des Beiratsvorsitzenden 20.000 exkl. USt und jedem weiteren Beiratsmitglied 15.000 Euro plus USt bezahlt werden, plus ebenfalls 1.000 Euro pro Person und Sitzung. Die AR-Vergütungen seien seit 2007 nicht mehr verändert worden, Aufwand und Verantwortung seien qualitativ und quantitativ gestiegen, in einem komplexer werdenden regulatorischen Umfeld.

Es solle den Mitgliedern des AR eine angemessene Vergütung gewährt werden, die den gestiegenen Anforderungen, dem erhöhten Arbeitsaufwand sowie der Größe, Struktur und Komplexität der Gesellschaft entspricht, die Erhöhung der AR-Vergütung berücksichtige zudem die durch die Verschmelzung mit der RZB im Jahr 2017 vergrößerte Kreditinstitutsgruppe, ein Vergleich der Höhe der Vergütung mit nationalen und internationalen Kreditinstituten zeige eine Angemessenheit des Beschlussvorschlags. Die KPMG solle für das Geschäftsjahr 2019 zum Abschluss- und Bankprüfer bestellt werden. Anmerkung: Das fällt mir erst jetzt auf, dass der Prüfer schon für einen so weit in der Zukunft liegenden Zeitraum bestellt wird.  

Mag. Bettina Selden erklärte im voraus, ihr AR-Mandat mit Wirkung zum Ende der HV am 21.6.18 zurückzulegen. Die Zahl der Kapitalvertreter im AR solle weiterhin 12 betragen, darüber hinaus gebe es 6 Arbeitnehmervertreter im AR. Es gebe bei den Kapitalvertretern und bei den Arbeitnehmervertretern jeweils zwei Frauen im AR, daher sei für das frei werdende Mandat eine Frau vorzuschlagen, man schlage daher vor, Dr. Andrea Gaal in den AR zu wählen.

Der Hinweis auf die Frauenquote war ehrlich, aber im gegenständlichen Fall gehe ich davon aus, dass ohnehin eine kompetente Person zur Wahl stand, also unerheblich, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, ihr Lebenslauf und ihre ausführliche persönliche Vorstellung sprachen für sich. Promovierte Ökonomin, Entrepreneurship Pan-European University Bratislava, Erfahrung bei der Digitalisierung des Mobilfunks bei Sony Ericsson, sie sprach die Wichtigkeit der Vertriebswege und der Erreichbarkeit der Bank durch den Kunden an, und dass der direkte Kontakt wichtig bleibe. Sie besitze noch keine einschlägige Bankenerfahrung, sie würde aber in der Bank einen Onboarding-Prozess durchlaufen, um sich das nötige Wissen anzueignen. Mein persönlicher Eindruck: erfrischend am Boden geblieben, kein Traum von der Allmacht der elektronischen Kommunikation, ich denke, sie hat da ausreichend Erfahrung gemacht, dass sie die Bedeutung des persönlichen Kontakts mit dem Kunden nicht kleinredet. Ihre Rede konnte mich jedenfalls überzeugen, ihr meinen Vertrauensvorschuss zu geben. Was grundsätzlich eher wenigen Aufsichtsratskandidaten gelingt.

Damit ist die Präsentation erschöpft, es folgt die teils hitzige Generaldebatte, bei der Kühlhaustemperatur im Saal war das gar nicht mal so schlecht. Den gestern geäußerten Zweifel an der Sinnhaftigkeit des teuren HV-Programm-Drucks ziehe ich mit dem Ausdruck tiefsten Bedauerns zurück, ich weiss mittlerweile, dass der Anbieter bei einer Auflage von 1.000 Stück pro Broschüre mit 24 Seiten unter 50 Cents pro Heft inklusive Porto verrechnet. Ich ging vom teuren Nachhaltigkeitsbericht aus, der wohl auch die Kosten der Gestaltung beinhaltet, doch 50 Cents pro Programmheft sind ein guter Preis, bei Kopierkosten (Leasing, Papier, Toner) von 0,10 pro Seite wären wir bei 2,40 Euro pro Heft, und das noch ohne die unverzichtbare gelbe Farbe.



(26.06.2018)

The best way to do business in Central and Eastern Europ starts right here - RBI, Raiffeisen Bank International, CEE, (© photaq.com)


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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