RBI-HV Teil 1: Stamm-Raika geniert sich für Spesen, weiters gehts um Leihe und Nachhaltigkeit (Günter Luntsch)

RBI-HV Teil 1. Ich bin noch müde, die Raiffeisen-Bank-International-HV braucht den Vergleich mit der ERSTE-HV nicht zu scheuen, beide waren ähnlich anstrengend, bei Raiffeisen ist meine Mitschrift sogar um etwa ein Zehntel umfangreicher geworden und umfasst 20 volle A4-Seiten. Die HV am 21.6.18 in der Wiener Stadthalle dauerte etwas mehr als 4 1/4 Stunden. Der Saal war nicht voll, da ja bekanntlich Raiffeisen-Wertpapierkunden unter den Raiffeisen-Aktionären nichts auf der Raiffeisen-HV zu suchen haben, aufgrund der Spesen für die Stimmkartenanforderung, die die Raiffeisen-Banken trotz Spesenvergütung durch die AG ihren Kunden zusätzlich weiterverrechnen. Meine Stamm-Raika (also da, wo ich seit Ewigkeiten Genossenschafter bin) geniert sich so für ihre Spesen, dass sie sie nicht auf der Homepage veröffentlichen will, aber unter vier Augen würde es mir der Berater verraten, das hieße also 1) Termin mit Berater vereinbaren, 2) aktuelle Spesen erfragen, das ist mir zu mühselig, ich habe die Spesen eh noch in Erinnerung. Wenn die eingeladenen Schüler nicht gewesen wären, die zum Mittagessen verschwanden und nicht mehr wiederkamen, hätte man den Rest des Publikums eventuell im kostengünstigeren Raiffeisen-Haus in der Hollandstraße unterbringen können, ich empfehle einmal, das abzuwägen, vielleicht geht es sich im nächsten Jahr aus. Ich empfehle auch, darüber nachzudenken, ob man den Aktionären, die bis zum Schluss der HV bleiben, nicht ein bisserl Wertschätzung entgegenbringen sollte, gerade wenn man hohe Vorstandsgehälter, horrende Aufsichtsratsvergütungen und sogar Beratungsgelder samt hoher Sitzungsgelder an lokale Raiffeisenfürsten quer über Österreich zahlt, die mit "International" aber schon gar nichts zu tun haben. Also vielleicht ein kleines Aktionärsgeschenk, vom 50-Cent-Stoffsackerl aufwärts, Limited Edition, einfach um zu zeigen: Es zahlt sich aus, danke, dass Ihr geblieben seid! Und nicht: Wer die HV nicht rechtzeitig verlässt, der kriegt eben kein Getränk mehr und nur mehr Nudeln. Wenn schon soviel Geld selbst für eine 24-seitige Hochglanz-HV-Tagesordnung (woanders wird diese billig auf Normalpapier gedruckt) ausgegeben wird. Nach den Kosten für dieses qualitativ hochwertige Programmheft in relativ geringer Auflage möchte ich gar nicht fragen, vielleicht ist "wirmachendruck.de" ja wirklich billiger als der Kopierer? Gleich zu Beginn mein Rat an alle, die einen Nachhaltigkeitsbericht ergattern konnten: Er ist optisch okay, Hochglanz ist nur der Umschlag, der Inhalt stinkt nicht nach Recyclingpapier, das Papier stammt aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung, man kann ihn getrost in die Wohnzimmer-Bücherwand stecken. Lesen wird ihn kaum wer, da er ermüdend umfangreich ist. Ein literarisches Schwergewicht also, leider übertroffen von Schillers gesammelten Werken. Bitte nicht wegschmeißen! Erstens tut man das bei Nachhaltigkeitsberichten nicht, und zweitens hat RBI 100 Euro pro Stück ausgegeben. Wer ihn wirklich loswerden will: Wenn jemand auf Willhaben den halben Preis dafür zahlt, sollten wir zufrieden sein. Ich gebe zu bedenken, dass sich auch bei einer Auflage von lediglich 800 Stück erst nach vielen Jahren ein Sammlerwert bilden wird.

Nun zur Präsentation: Wir erfuhren, dass 2017 eines der besten Jahre in der Geschichte der Raiffeisen Bank International gewesen sei. Nach dem Ausscheiden des Vorstandskollegen Breuer aus familiären Gründen seien seine Agenden aufgrund der großen Herausforderungen Konkurrenz und Technologie auf zwei Vorstände aufgeteilt worden. Nach umfassender Beschäftigung mit sehr vielen externen Kandidaten, die von Headhuntern gebracht wurden, ist man stolz, dass Stepanenko und Januszewski im eigenen Haus gefunden werden konnten. Stepanenko sei in der Ukraine geboren und habe aus Russland das beste Geschäft der Gruppe gemacht, Januszewski sei in Polen erfolgreich gewesen, "Er deckt die gesamte Produktpalette ab". Das Konzernergebnis habe sich mit 1,1 Mrd. Euro verdoppelt. Man habe sich als Ziel gesetzt, eine Kapitalquote von 13% zu erreichen, mit 12,7% sei dieses Ziel fast erreicht. Wir seien immer kritisiert worden, dass unsere Nonperforming Loans (NPL) hoch seien. Wir seien daran gegangen, diese an internationale und lokale Investoren zu verkaufen. Man habe auch internationale Berater eingebunden, aber immer gesagt, dass wir nicht unter Wert verkaufen. Wenn ein gutes Angebot gekommen ist, habe man verkauft, und wenn das Angebot nicht gut war, habe man es selbst gemacht, das Timing sei richtig gewesen, es habe nur länger gedauert. Anmerkung: Das mit den synthetischen Verbriefungen von Krediten zur Refinanzierung habe ich als Nichtbanker nicht verstanden. Sieht für den Laien irgendwie so aus, als hätte man Kredite um 2/3 des Werts verkauft, das Kreditrisiko bliebe aber bei Raiffeisen (Geschäftsbericht S. 160 und 161), das Geschäft wäre aber meines Erachtens so schlecht, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das wirklich so ist. Wenn mir bis dahin niemand erklären kann, wie das tatsächlich funktioniert, frage ich auf der nächsten HV danach. Auch wenn ich dann so wirke, als wäre ich der einzige Nichtbanker im Publikum.

Überall, wo wir sind, seien die Arbeitslosenraten zurückgegangen, vor allem bei IT. Das könnte das Wachstum etwas abbremsen, aber nicht sehr. In einigen Ländern gebe es verstärkten Wettbewerb. Die Verschmelzung mit der RZB sei gutgegangen. Die Verwaltungskosten seien leicht zurückgegangen. Vollbeschäftigung bedeute, dass unsere Privatkunden die Kredite gut zahlen können, und die Unternehmen täten sich auch viel leichter. Die Cost-Income-Ratio sei auf 59,4 gefallen, die NPL seien auf 5,7% gefallen, durch Verkauf und Ausbuchung. In Russland habe man ein besonders gutes Ergebnis, dort habe man ein anderes Zinsniveau als in Österreich. Der Großteil des Finanzmanagements habe in Wertpapierleihegeschäften bestanden, das sei sehr risikolos. Die EZB schütte uns mit Liquidität zu. Die Bank brauche einen ausreichenden Kapitalpolster, um Neugeschäft machen zu können, um als sicher eingestuft zu werden. Polen sei ein sehr attraktives Land, mit 40 Millionen Menschen, ein stabiles Land, das sichtbar Wohlstand geschafft habe. Die Entscheidung sei auch nicht einfach gewesen, Polen aufzugeben. Das Ziel, das wir mit dem Kauf der Polbank erreichen wollten, hätten wir nicht erreicht. Es gebe viele Gründe. Wir hätten es nicht geschafft, den Abstand zu den großen Banken zu reduzieren. Andere große europäische Banken hätten das mit mehr Kapital gemacht. So sei es besser gewesen, aus dem Markt auszusteigen und das frei werdende Kapital in andere Märkte zu investieren. BNP Paribas habe angeboten, das Kerngeschäft zu übernehmen, derzeit finde man keinen Käufer, der einen sinnvollen Preis für die Fremdwährungskredite zu zahlen bereit ist. Wir hätten um einen Verkaufspreis von 775 Mio. Euro mit 120 Mio. Verlust an BNP Paribas verkauft. Die sehr hohe Bankensteuer in Polen habe die Bewertungen aller Banken drastisch reduziert, daher sei die Bank nicht ausreichend ertragsstark gewesen, um ein Multiple von 1 zu erreichen. Man habe abgewogen, dass 9,5/3,5 (?) Mrd. Euro Aktiva eine Risikogewichtung von 5 Mrd. Euro hätten. Die 3 Mrd. Euro aus Hypothekarkrediten seien nicht riskant, solange nicht das politische Risiko eintrifft, dass eine Zwangskonvertierung wie in Ungarn oder Kroatien stattfindet. Ein Gesetz habe die Risikogewichtung auf 150% erhöht, obwohl sich an der Qualität der Kredite nichts geändert habe. Nach Abspaltung des Geschäftsteils an BNP Paribas solle die bestehende Bank in eine Filiale für das Abbaugeschäft umgewandelt werden, über viele Jahre würden die Kunden abzahlen. Wenn man kein Neugeschäft mache, brauche man keine Bank. Wir bräuchten dafür noch viele Genehmigungen, aber wir würden an den technischen Vorbereitungen arbeiten. Wenn alles nach Plan laufe, solle die Abspaltung im November vollendet sein. Allein die Präsentation dauerte fast zwei Stunden, das Geschriebene ist vielleicht ein Drittel der Präsentation, Fortsetzung folgt.
RBI (26,90/26,94 , -1,64% )



(25.06.2018)

The best way to do business in Central and Eastern Europ starts right here - RBI, Raiffeisen Bank International, CEE, (© photaq.com)


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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