Eine Bitte an Novomatic und der Blick auf Glücksspiel in Österrreich (Günter Luntsch)

Aus dem Börsenbrief im Sinne des Börse Social Network Club. http://www.boerse-social.com/gabb 

Glücksspiel in Österreich: In früher Jugend schon machte ich Bekanntschaft mit dem Glücksspiel. So viele Lose mit einem guten Zweck wurden mir angetragen, 25 Schilling pro Stück, nie aber gewann ich. Auch die sogenannten "Sweepstakes" von unbekannten Firmen lernte ich kennen: "Sie haben 100.000 Schilling gewonnen! Legen Sie 20 Schilling als Bearbeitungsgebühr ins Kuvert, nicht eingeschrieben bitte!" Der Kurier veranstaltete einmal ein mehrwöchiges Spiel, wo man nur den linken und den rechten Teil eines Bildes brauchte, und schon hatte man das Gerät auf dem Bild gewonnen. Da hatte ich von einem Bild lauter linke, vom anderen lauter rechte, und jetzt hatte ich schon soviel investiert, jetzt konnte ich nicht einfach aufgeben. Schließlich investierte ich in Summe allen Ernstes 2.000 Schilling in meinen Videorecorder, den ich dann erst nicht gewann. Ja, auch mit dem ganz ganz kleinen Glücksspiel kann man sehr viel Geld verlieren.

Einmal im Leben erwischte auch mich endlich das große Glück. Erster Preis war eine mit 100.000 Schilling gefüllte Kreditkarte, zweiter Preis ein BMW-Motorrad, dritter Preis war, wenn ich mich richtig erinnere, eine teure Reise. Alle diese Lose mit wertvollen Gewinnen waren in dem großen Sack, den Admiral (damals noch nicht Novomatic gehörend) aus einem Hubschrauber auf die Glück heischende Menschenmenge am Heldenplatz abwarf. Geplant war wohl, dass sich der Sack öffnet und sich die Gewinnlose gerecht auf viele Menschen verteilen. Aber nein, das Leben ist nicht gerecht: Ich alleine fing den ganzen Sack auf! Mit allen Losen drin! Aber meint Ihr, im Land der Neider könnte man sich auch nur ein paar Sekunden daran erfreuen? Schon der Aufprall des Sacks tat weh, auch Papier ist schwer, wenn es ganz fest in einem Sack zusammengepresst ist. Die Umstehenden sahen nicht ein, dass sie die Loser sein sollten, wie es die Vorsehung wollte, nein, sie fielen über mich her und plünderten den Sack. Am Ende lag ich, der Gewinner, ohne ein einziges Los am Heldenplatz. Wie gewonnen, so zerronnen. Das Recht des Stärkeren. Die Plünderer holten sich die Hauptgewinne.

Um das Glück zu kämpfen, das liegt mir nicht. Viel lieber wollte ich mich auf der Seite der wahren Gewinner sehen, der Glücksspielfirmen. Extra ihres Anteils an den Casinos Austria wegen kaufte ich mir die Leipnik-Lundenburger-Aktie. Die wurde dann gegen wenig Geld abgelöst, damals war es noch nicht üblich, sich gegen zu geringe Abfindungen zu wehren. Admiral, Century Casinos und bwin hatte ich mal, Bet-at-home stieg leider ohne mich. Schade jetzt, dass die Casinos Austria ein weiteres Unternehmen sein wird, das in ausländische Hände wandert, die Kartellbehörde hat es ja der Novomatic untersagt, den Casinos-Austria-Anteil (derzeit 17%) aufzustocken. Die tschechische Sazka-Gruppe hat bereits 34%, 33% gehören noch der ÖBIB, 10% Schelhammer & Schattera (nicht mehr im Besitz der Kirche, sondern der GRAWE). In Österreich hatte die Casinos Austria immer eine privilegierte Stellung, wurde bei den Konzessionen gegenüber der Novomatic bevorzugt. Gleichzeitig war die Novomatic ein wichtiger Lieferant, die Spielautomaten der Casinos Austria kommen von Novomatic. Ich hätte gerne beide Unternehmen an der Börse, die Casinos Austria und die Novomatic.

Der Spielerschutz ist wichtig, ich würde die Grenzen schon viel tiefer ansetzen, bis zu denen Menschen ins Casino gehen dürfen, um Haus, Hof und Familie zu verspielen. Ich kenne selbst einen Fall, wo jemand alles verloren hat, das ist umso tragischer, als er sonst ein total lieber und verlässlicher Mensch war, nur eben spielsüchtig. Leider kann man die Menschen nicht wirklich vor sich selbst beschützen. Sie können (ohne jegliche Kontrolle) im Lotto Unsummen verspielen, sie können auch an der Börse auf Kredit spekulieren und alles verlieren, nur die Schulden bleiben. 

Ich wünsche Frau Glawischnig jedenfalls viel Erfolg und alles Gute in ihrer neuen Funktion bei Novomatic, und ich bin sicher, sie wird ihre Sache gut machen. Möge sie meine Wünsche erhören und in diese Richtung arbeiten: besserer Spielerschutz, und bitte an die Börse denken, als stolzer Österreicher würde ich mich gerne an einer österreichischen Erfolgsstory beteiligen.

 



(12.03.2018)

Eva Glawischnig verstärkt Novomatic. CEO Harald Neumann freut sich. Die Ex-Grünen-Chefin wird beim Gaming-Riesen für den Bereich Corporate Social Responsibility zuständig sein (Bild: Thomas Meyer), (© Aussender)


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Günter Luntsch

#gabb Autor, siehe http://boerse-social.com/...

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