Die Tücken der Technik (Prime Quants, Christoph Scherbaum)

Irgendwie stand diese Woche ganz im Zeichen der Technik. Das fing schon damit an, dass mein Router eine Art Eigenleben (künstliche Intelligenz???) entwickelt hat und mich seit Neuestem – meistens zur Unzeit – mit einer sehr eigenwilligen Arbeitsauffassung beglückt. Oder nehmen wir die Charttechnik: das Kreuz mit derselben ist ja, dass man vorher mindestens zwei, gerne auch mehr, mögliche Interpretationen zur Auswahl hat und hinterher grundsätzlich immer schlauer ist. Alleine deshalb sind all jene mit einer gewissen Skepsis zu betrachten, die da so rumstehen, gerne auf einer Bühne oder einem ähnlich erhöhten Standpunkt, dabei einen zumeist wunderbar wild kreuz und quer eingefärbten Chart vorzeigen und dann verkünden: „Sehen Sie – hier (und da und dort), das ist der Beweis, dass Charttechnik funktioniert!“ Ja, klar. Wenn das Leben (und das Trading) immer so einfach wäre(n), wären wir alle längst reich, schön und berühmt. Und vermutlich auch im Fernsehen. Zum Glück ist es das aber eben nicht, und deshalb hat auch die Charttechnik gelegentlich ihre Macken. Wie beispielsweise solche Fehlsignale aussehen, hat der sehr geschätzte Kollege Sebastian Hoffmann in seiner gestrigen Fokus Wallstreet-Videoanalyse auf Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) dargestellt, die Sie hier gerne noch einmal anschauen können. Und damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen – die Charttechnik zu nutzen, ist sinnvoll und hat schon zu manchem Trading-Erfolg geführt. Aber fallen Sie bitte nicht darauf herein, wenn Ihnen wahre Wunderdinge davon versprochen werden. Deshalb mein Tipp:

100%

Nutzen Sie die Charttechnik, wo sie Ihnen hilfreich ist, und gebrauchen Sie darüber hinaus auch Ihren gesunden Menschenverstand. Kurse steigen (Beispiel der Woche: Continental (WKN: 543900 / ISIN: DE0005439004)) und fallen (Beispiel der Woche: SAP (WKN: 716460 / ISIN: DE0007164600)) manchmal ohne vorherige Ankündigung, da hilft es, kühlen Kopf zu behalten. Und das eigene Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Geduld ist außerdem immer wieder gefragt – nehmen wir beispielsweise unseren Call auf (Zufall, schon wieder) Continental, den wir Anfang der Woche mit 112% Gewinn verkaufen konnten. Aber erinnern Sie sich noch, wie alles begann? Der notierte drei Wochen nach dem Kauf bei -43%. Und brachte uns ein halbes Jahr später den bislang größten Gewinn im Market Mover, unseren ersten 100%er! Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass es mit dem nächsten Hunderter noch etwas dauern dürfte. Denn analog zum Gesamtmarkt gaben auch die Positionen in unserem Depot wieder ab, doch dazu gleich mehr in der Rubrik Dispoliste. Bleibt der Blick auf den besagten Gesamtmarkt, und der fällt in der Übersicht diesmal sehr uneinheitlich aus, denn während der Dow Jones (WKN: 969420 / ISIN: US2605661048) das nächste Rekordhoch markierte, sich dabei erstmals über die Marke von 25.500 Punkten wagte und seine bisherige 2018er-Performance schon auf stolze 3,5% ausbauen konnte, fiel der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) an die 13.200er-Schwelle zurück. Und von den zwischenzeitlich recht üppigen Gewinnen bleibt aktuell kaum etwas übrig. Und was das – jawohl, selbstverständlich auch aus charttechnischer Sicht – für die kommenden Sitzungen bedeuten könnte, das schauen wir uns jetzt wie immer in der Rubrik Watchliste an.

Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.



(14.01.2018)

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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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