Das politische Börsen kurze Beine haben, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Kaum ein geflügeltes Wort wurde jedenfalls häufiger benutzt, nachdem die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition scheiterten – und der deutsche Aktienmarkt mit einem deutlichen Kursabschlag reagierte. Das war am Montagmorgen, und – genau, politische Börsen haben, Sie wissen schon – bis Mittag war wieder alles gut. Zumindest sah es ganz danach aus, denn der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) startete eine Erholungsbewegung, die im Top bis an den Widerstand bei 13.200/13.220 führte. Dann kam jedoch der Mittwoch, und spätestens da wurde klar, dass nicht nur in Sachen Regierungsbildung ein langer Atem nötig sein wird. Kurz vor Schluss (was hier wörtlich genommen werden kann) sackten die Kurse im deutschen Leitindex nämlich wie ein Stein nach unten weg. Und schlugen im Tief bei 12.921 auf, womit die Woche nicht nur für Millionen von Truthähnen (in den USA wurde am Donnerstag Thanksgiving gefeiert), sondern auch für viele Anleger eine rabenschwarze wurde. Erholung? Pustekuchen! „Schuld“ an dem plötzlichen Schwächeanfall war übrigens, so der allgemeine Konsens, nicht etwa die politische Instabilität in Berlin, sondern vielmehr die neue/alte Stärke des Euro. Ach so?! Gut, der Euro kletterte – nach positiven Konjunkturdaten – wieder über die 1,18-Dollar-Marke, aber da war er doch zuletzt (= in der Vorwoche) auch schon, was also ist daran so besonders, bzw. so marktbewegend?
Herausforderung angenommen
Nun, es scheint vielmehr, dass die Unsicherheit vom politischen Parkett auch das an der Börse erreicht hat. Und sich -hier wie da – in einer gewissen Nervosität äußert. Niemand möchte jetzt auf dem falschen Fuß erwischt werden, und/oder die falsche Entscheidung treffen. Dabei ist, um es mit den Worten des neuen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble zu sagen, die aktuelle Situation „eine Bewährungsprobe, aber keine Staatskrise“. Das gilt auch für die Börse, und spiegelt sich beim Blick auf den VDAX-NEW, das „Angstbarometer“, wider: der Volatilitätsindex rangiert mit 13,12 Punkten deutlich (!) unter seinem Jahreshoch vom April bei 23,47 Zählern, was soviel heißt wie: wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird! Und bevor ich die nächsten 5 Euro ins Prime Quants Phrasenschwein werfen muss, sei deshalb noch einmal an die Taktik vom langen Atem erinnert. Eine Delle ist eine Delle, mehr aber auch nicht. Die kann man durchaus auch mal aussitzen, denn früher oder später lässt die Aufregung und damit auch der Verkaufsdruck nach. Damit soll der jüngste Rücksetzer zwar nicht schöngeredet, aber wenigstens relativiert werden. Denn das wir ausgerechnet jetzt den Big Bang, den ganz großen Crash sehen, scheint ebenso überzogen wie die Wellen, die das Jamaika-Aus in Berlin geschlagen haben. „Back to Business“, möchte man den Akteuren auf beiden Parketten zurufen, es gibt nämlich viel zu tun!
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.
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