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China bleibt ein Sorgenkind. Die Konjunkturstützen sind ausgelaufen und die Wirtschaft steht vor einem Schritt nach unten.
Der große Parteitag der chinesischen Einheitspartei ist Geschichte. Die Erkenntnisse, die sich daraus gewinnen ließen, sind begrenzt. Xi Jingping wurde zwar eine große Ehre zuteil (seine politischen Gedanken wurden in die Parteiverfassung aufgenommen), doch darüber hinaus geschah wenig.
Xi erklärte, dass sich China öffnen wird. Er deutete auch an, dass das Wirtschaftsmodell umgestellt werden muss. Der Fokus auf vorgegebene Wachstumszahlen sei nicht mehr notwendigerweise der richtige Weg. Das klingt durchaus vernünftig, ist aber wohl ein Lippenbekenntnis. Ähnliches hörten wir bereits vor 5 Jahren.
Tatsächlich hat sich in China in den letzten 5 Jahren wenig getan. Das Kreditwachstum geht munter weiter (Grafik 1). Jeder weiß, dass das nicht ewig so weitergehen kann. Das Kreditwachstum vollzieht sich wesentlich schneller als das Wirtschaftswachstum. Die Verschuldung steigt und niemand weiß, wie die Kredite jemals wieder zurückgezahlt werden sollen.
Besonders frustrierend ist der geringe Effekt der Kredite. Obwohl immer höhere Summen aufgenommen werden, bleibt das Wachstum vergleichsweise niedrig. Die Industrieproduktion befindet sich im Krisenmodus (Grafik 2). Die Produktion wächst so langsam wie seit der Finanzkrise nicht mehr.
Konjunkturmaßnahmen führten in der ersten Jahreshälfte zu einer kleinen Belebung. Das Wachstum stieg von 6,2 % auf 7,6 %. Inzwischen steht es wieder bei 6,2 % und der Trend deutet daraufhin, dass es nun eine Stufe tiefer geht.
Beim Konsum sieht es nicht anders aus. Das Wachstum des Einzelhandelsumsatzes ist niedriger als 2009 und driftet wieder zu den Tiefs aus den 90er Jahren. So lassen sich Wachstumsziele nicht erreichen. Man wird sehen, ob Xi aus diesem Grund die Ziele wirklich fallenlässt oder am Ende doch wieder schwach wird und mit staatlichen Ausgaben das Ziel erzwingt.
Für China selbst wäre ein nachhaltigerer Wachstumskurs gut. Kurzfristig ist es zwar schmerzhaft, doch langfristig besser als irgendwann eine großangelegte Kreditkrise zu haben, die das Land in die Rezession stürzt. Für den Rest der Welt ist eine Aufgabe der Wachstumsziele kurzfristig wenig lukrativ.
Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt konsumiert China Unmengen an Rohstoffen und mit der Ausrichtung auf Industrieproduktion profitieren Länder wie Deutschland mit seinen Maschinenbauern. Niedrigeres Wachstum wird sich in den Kassen vieler Länder bemerkbar machen.
Durch Konjunkturmaßnahmen gab es bis vor kurzem vor allem auf dem Immobilienmarkt einen Boom. Kaum ein Sektor verschlingt so viele Rohstoffe wie der Immobilienmarkt, immerhin müssen nicht nur die Häuser gebaut, sondern auch an Infrastruktur angeschlossen werden.
Eine Abkühlung in diesem Bereich ist schon jetzt sichtbar. Für viele Rohstoffpreise bedeutet das erst einmal nichts Gutes. Da viele Entwicklungsländer von den Importen Chinas abhängig sind, ist auch dort im kommenden Jahr eine Abkühlung absehbar.
Chinas On/Off Modus beim Wachstum bereitet vielen anderen Ländern Probleme. Für 2018 ist ein Off Modus zu erwarten. Das wird in China selbst zu einer kleinen Wachstumskrise führen und viele andere Staaten ebenfalls beeinflussen. Das hohe und synchrone globale Wachstum in diesem Jahr wird sich 2018 so wohl nicht wiederholen.
Krise ist dabei natürlich relativ. Die letzte Krise hatten wir 2015 bis Anfang 2016. Rohstoffpreise fielen ins Bodenlose, China wertete seine Währung stark ab und das Wachstum verlangsamte sich. Im kommenden Jahr wird sich Chinas Wachstum wieder verlangsamen. Die Krise ist also die gleiche wie schon vor zwei Jahren. Die Folgen werden aber höchstwahrscheinlich weniger gravierend sein.
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Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de
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