Die von Trump angestrebten Steuersenkungen sind zwar noch nicht beschlossen, doch die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Das Wachstum soll durch die Reform angeschoben werden. Das wird nicht geschehen.
Nicht nur Trump, sondern viele Republikaner haben eine ganz spezifische Vorstellung von der Wirtschaft und wie sie funktioniert. Es lässt sich in „trickle-down economics“ zusammenfassen. Im Kern geht es darum Unternehmen und wohlhabende Privatpersonen steuerlich zu entlasten. Die Entlastung sorgt dann dafür, dass mehr investiert und ausgegeben wird. Dadurch profitieren dann in einem Zweitrundeneffekt auch alle anderen.
Man startet also an der Spitze der Pyramide und hofft, dass die Entlastung derjenigen, die bereits viel haben, im Rest der Wirtschaft ankommt. Seit es dieses Konzept gibt, ist es ein Fehlschlag. Es hat schlichtweg noch nie funktioniert. Es wird auch dieses Mal nicht funktionieren.
Wer viel hat und nach einer Steuersenkung noch mehr hat, wird deswegen nicht mehr konsumieren und dadurch die Wirtschaft anschieben. Wer ein gewisses Einkommen überschreitet, gibt mit einer weiteren Einkommenssteigerung nicht mehr aus, sondern spart es. Damit erhöhen niedrigere Steuern für Spitzenverdiener lediglich die Staatsschulden.
Bei Unternehmen sieht es nicht anders aus. Sie investieren nicht, nur weil sie weniger Steuern zahlen. Sie investieren, wenn mehr konsumiert wird. Es wird mehr konsumiert, wenn die Einkommen der Geringverdiener steigen. Diese sparen nicht die zusätzlichen 100 USD pro Jahr, sondern geben diese aus. Sie haben ja kaum eine andere Wahl.
Die Wirtschaftspolitik der USA ist nun aber schon seit über 30 Jahren auf trickle-down ausgerichtet. Es mag Zufall sein, doch seitdem das Konzept seine Blüte unter Reagan erreichte, steigen die Unternehmensgewinne relativ zur Wirtschaftsleistung (Grafik 1). Gleichzeitig sinkt der Anteil der Einkommen.
Dabei fällt auf, dass die Gewinne fast in dem gleichen Ausmaß steigen, indem der Lohnanteil fällt. Das mag Zufall sein, ist aber unwahrscheinlich. Arbeitnehmer werden tendenziell ausgepresst, indem Unternehmen steuerlich entlastet werden (=höhere Gewinne) und die Belastungen für Arbeitnehmer gleichbleiben oder gar steigen.
Wie es der Zufall so will, hat mit der Trickle-down-Ära von Reagan eine Phase begonnen, in der die Konsumkredite immer weiter steigen (Grafik 2). Wer immer weniger verdient, muss Konsum eben auf Kredit finanzieren. Man kann sich natürlich fragen, ob Studienkredite wirklich als Konsumkredit gelten sollten, aber sie sind ein wesentlicher Bestandteil des gleichen Problems.
Nur wer in Bildung investiert, hat überhaupt die Aussicht auf ein gutes Einkommen. Dieses höhere Einkommen nützt freilich wenig, wenn man erst einmal ein Jahrzehnt lang die Schulden für die Ausbildung zurückzahlen muss.
Trump will noch mehr Trickle-down. Das wird den USA letztlich mehr schaden als nützen. Unternehmen werden deswegen nicht mehr investieren und Wohlhabende nicht mehr konsumieren. Dem Staat fehlen hingegen Einnahmen. Die Verschuldung steigt. Das muss dann irgendwann die Masse ausbaden, die am wenigsten von Trickle-down profitiert.
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Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de
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