Am Mittwoch fand in Hannover die diesjährige Hauptversammlung der Volkswagen AG (WKN: 766403 / ISIN: DE0007664039) statt. Im Vorfeld hatte es zu den Tagesordnungspunkten Gegenanträge gegeben, denen zu folge bestimmte Mitglieder des Vorstands bzw. Aufsichtsrats nicht zu entlasten seien. Dazu später mehr.
Mit Interesse wartete ich via Internet auf die Rede des VW-Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller. Zum einen interessierte mich die Vision, die er für VW hat. Zum anderen war ich neugierig im Hinblick auf das Krisenmanagement für den Diesel-Betrug. Zu Letzterem fand der VW-Vorstandsvorsitzende in seiner Rede diese Worte:
„…dass uns die Folgen von ´Diesel´ im vergangenen Jahr nicht nur in finanzieller Hinsicht belastet haben, steht außer Frage. Aber wir haben gegengehalten. Und trotz allem eine neue Bestleistung im operativen Geschäft abgeliefert. Darauf sind wir stolz (…)“
Die vollständige Rede des VW-Vorstandsvorsitzenden finden Sie unter diesem Link
Da war Ihr Autor baff. Eine solche Selbstkritik und offenen Worte und glaubwürdige Entschuldigung für eigene Fehler an die Besitzer (= Aktionäre) des Unternehmens hatte ich nicht erwartet.
(Ok, Ironie jetzt wieder ausgeschaltet.)
VW: Tagesordnungspunkte mit großen Mehrheiten abgesegnet
Und dann – kein Witz – wollte sich der Vorstand gestern deutlich höhere Bezüge sichern. Dazu wurde ein neues Vergütungssystem zur Abstimmung gestellt.
Laut eines Gegenantrags von Prof. Strenger bedeutet das neue Vergütungssystem eine „fast 30%ige Anhebung der Grundvergütung“. Und zum Erreichen der erfolgsabhängigen Vergütung (Jahresbonus) gilt laut Prof. Strenger: „die 100%ige Zielerreichung ist schon gegeben, wenn das operative Ergebnis des Konzerns (zuzüglich anteiliger operativer Ergebnisbeitrag China) nur ca. 60% des Durchschnittsergebnisses der letzten zwei Jahre erreicht.“
Das sieht nach einer leicht zu nehmenden Hürde aus.
Also großer Gegenwind auf der Hauptversammlung gegen Krisenmanagement des Managements und neues Vergütungssystem?
Nun ja, beim Blick auf die Abstimmungsergebnisse keineswegs. Demnach gab es bei fast allen Tagesordnungspunkten weniger als 1% Gegenstimmen. Nur beim Punkt Abstimmung über das neue Vergütungssystem für den Vorstand gab es laut VW 19,04% Gegenstimmen. Angenommen ist es damit aber auch.
Nun, wenn die Eigentümer = Aktionäre dem zustimmen, dann ist das eben so. Ich persönlich würde mir mehr kritische Aktionäre mit Herz im Stile etwa eines Warren Buffett wünschen. Dann würden solche Abstimmungen vielleicht ganz anders ausgehen.
Und hier noch das Zitat zum Tag:
„Vergebens predigt Salomo. Die Leute machen’s doch nicht so.“ -Wilhelm Busch (1832-1908)
Ein Beitrag von Michael Vaupel
Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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