Liebe Leser,
der deutsche Leitindex sollte eigentlich kein Leitindex sein. Das weiss mittlerweile so gut wie jeder halbwegs informierte Anleger. Einer der Gründe ist, dass der Index, kein Kurs- sondern ein Performance Index ist (Zum Unterschied zwischen Performance- und Kursindex lesen Sie bitte hier).
Da so gut wie alle Vergleichsindizes aber Kursindizes sind (z.B. EU Stoxx 50), dürfte sich der DAX Performance Index kaum als Benchmark eignen. Aber es gibt noch einen Grund, warum der DAX -Index, wie auch sein Pendant Dow Jones Industrials Average Index, sich kaum als Leitindex eignet.
Er deckt schlicht und ergreifend, zwar nach der Marktkapitalisierung und Streubesitz größten Unternehmen ab, jedoch ist das bei Weitem nicht genug, um eine gute und risikoadäquate Streuung zu gewährleisten. Dieser Umstand lässt sich auch am langfristigen Kursverhalten des DAX-Index erkennen.
Schauen wir auf das Chart oben, das den Kurs zwischen 1990 bis heute umfasst, dann könnte man durchaus meinen, dass der Index in diesem Zeitraum einen Wertgewinn von 577 % verzeichnet hat. Alles in Butter also für den Anleger? Nicht so schnell.
Wie im Chart ebenfalls ersichtlich, hat der Index den größten Zugewinn zwischen 1990-2000 verzeichnet. Hier wurde sozusagen das erste Allzeithoch für den gesamten betrachteten Zeitraum erzielt. In Folge der TechBlase verlor der Index nahezu den kompletten Gewinn, der in diesem Zeitraum erzielt wurde.
Danach war der Index bis zur Finanzkrise in 2008 damit beschäftigt diesen Verlust wieder aufzuholen. Ich will ehrlich gesagt nicht wissen, wie sich unser Anleger, falls er überhaupt noch investiert war, dabei gefühlt hat. Das in 2000 erzielte Hoch konnte dennoch auch im Rahmen dieser Erholung nicht geknackt werden. In der Finanzkrise verlor der Index erneut mehr als die Hälfte der im Rahmen der Erholung verzeichneten Kursgewinne.
Jetzt aber! Nach der Finanzkrise begann der aktuell noch andauernde Aufwärtstrend und für einen Investor, der erst im Anschluss an die Krise investiert hat, der sitzt jetzt wohl auf guten Gewinnen. Doch was ist mit unserem langfristig orientierten, defensiven, deutschen Investor?
Falls dieser überhaupt noch dabei ist und nicht schon längst emotional entkräftet das Handtuch geworfen hat, dann wird er erstmals seit 2000, in 2013 seine Rendite gesteigert haben. Puh, lassen Sie das erst einmal sacken. 13 Jahre ohne einen Renditeanstieg, mehr noch Drawdowns von fast 100 % und mehr als 50 %.
Es braucht nicht viel Analysefähigkeiten um zu erkennen, dass ein langfristiges Investieren in DAX, in den letzten dreißig Jahren eine emotionale Achterbahn gewesen ist. Ob der über den gesamten Zeitraum erzielte Wertgewinn, diese Achterbahn tatsächlich wert ist, das muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Großteil der langfristig orientierten Anleger, die in 1990 investiert haben, gar nicht mehr dabei sind. Ich wäre es wahrscheinlich auch nicht. Es gibt wohl zig andere Möglichkeiten sein Kapital dem Risiko entsprechend zu diversifizieren als ein simples Investment in den DAX Index. Das wird besonders beim langfristigen Investieren wichtig sein, denn langfristiges Investieren bedeutet auch immer Krisen aussitzen. Haben Sie diese emotionale Geduld und Stärke?
Viel Erfolg!
David Iusow
Dieser Beitrag von tradingundinvestments wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.
Unter 2i-Services verbirgt sich der selbstständige Händler und Marktanalyst David Iusow. Neben diesen Tätigkeiten fungiert David Iusow zudem als Berater und Online-Redakteur.
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