Wahrlich, langweilig wird es uns diese Tage sicher nicht.
Ein vermeintlicher Höhepunkt jagt den anderen. Notenbanken, Brexit/Bremain, US-Wahlkampf, China, Europameisterschaft, Negativrenditen, Bankenregulativ, Russland, … . Jeder will mitreden, hat auch etwas zu sagen, macht sich Gedanken über und für Jene die regieren, regulieren, oder gar nichts tun. Jeder merkt, dass da ein Etwas an „zu Viel“ im Raume steht, dass endlich etwas passieren muss, irgendwas. Der Druck ist für Alle gestiegen, der Dampf beginnt zu zischen. Die Märkte werden volatiler.
Während die Briten demnächst wählen ob sie aus der EU raus wollen oder nicht, schlägt sich der restliche Kontinent mit Negativzinsen, Negativrenditen und mühsam durch Privatkonsum am Leben erhaltene Konjunkturhoffnungen herum. Man übersieht in diesen stetig an den Märkten behandelten Umständen natürlich leicht und wohl auch gerne, dass diese Maßnahmen und Effekte überwiegend einem einzigen Umstand geschuldet sind, nämlich einer reformunfähigen Politik, die sich vornehmlich auf administrative und regulatorische Ziele stürzt anstatt die ökonomischen Ziele zu adressieren. Dass die EZB das Ruder in die Hand genommen hat und tat was sie eben tun kann, war kein Fehler der EZB, es war ein Rettungsversuch, den die Politik nicht zu tun entschieden hatte. Aber das wissen wir, haben schon so oft darüber analysiert und gegrübelt.
Nun jetzt ist Poll-Time. UK stimmt ab. Die Insel artikuliert ihre Meinung zu Brüssel und da geht’s medial aufgebauscht rauh zu wie selten zuvor. Polemik und Populismus gewinnen regelmäßig gegen fachliche Argumente. Aber wir wollen dabei hoffen, dass der Zirkus rund um die Abstimmung in UK endlich den einen anderen Bewusstseinseffekt erzeugt, der dann in Folge eine Öffnung der politischen Möglichkeiten in Verbindung mit einer Erleichterung wirtschaftlicher Prozesse innerhalb der EU in Gang setzt. Quasi der Dammbrecher, der die Stasis in Brüssel erschüttert. Das wäre im Sinne Aller. Denn die EU würde sich dadurch als aktiv und umgehend gestärkt wiedererkennen, die Briten dürfen, wenn sie wollen, ruhig den masochistischen Weg aus der EU wählen, weil in ein paar Jahren kommen sie ohnehin, dann voraussichtlich in schwächerer Position, wieder zurück (wäre nicht das erste Mal), und der Blick würde sich wieder weiter nach Vorne richten als auf die nächsten Tage und Stunden. Das ist alles nicht so einfach in einem Umfeld teilweise absurder Polemik umzusetzen, aber es muss so oder so irgendwann getan werden. Warum nicht gleich jetzt?
Wir in Österreich haben da sogar einen Vorteil, denn durch die Teilumbildung in der Regierung wird ein „to do-Effekt“ erzeugt, der die Chance in sich trägt, allein durch irgendeine Tätigkeit auch etwas Richtiges dabei zu machen. Das wäre der Befreiungsschlag für Kapitalmärkte, Investitionsbereitschaft, Verschuldung und Wachstum. So schlecht?
Naja, und wenn es einen Fußballgott gibt, dann sollte er uns auch einmal gnädiger sein und zumindest einen Schiedsrichter bescheren der … aber das sind Emotionen die jeder mit sich selber lösen muss. Auf geht’s Burschen!
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