Im Fegefeuer der Emotionen - die Märkte werden volatiler (Wolfgang Matejka)

Wahrlich, langweilig wird es uns diese Tage sicher nicht.

Ein vermeintlicher Höhepunkt jagt den anderen. Notenbanken, Brexit/Bremain, US-Wahlkampf, China, Europameisterschaft, Negativrenditen, Bankenregulativ, Russland, … . Jeder will mitreden, hat auch etwas zu sagen, macht sich Gedanken über und für Jene die regieren, regulieren, oder gar nichts tun. Jeder merkt, dass da ein Etwas an „zu Viel“ im Raume steht, dass endlich etwas passieren muss, irgendwas. Der Druck ist für Alle gestiegen, der Dampf beginnt zu zischen. Die Märkte werden volatiler.

Während die Briten demnächst wählen ob sie aus der EU raus wollen oder nicht, schlägt sich der restliche Kontinent mit Negativzinsen, Negativrenditen und mühsam durch Privatkonsum am Leben erhaltene Konjunkturhoffnungen herum. Man übersieht in diesen stetig an den Märkten behandelten Umständen natürlich leicht und wohl auch gerne, dass diese Maßnahmen und Effekte überwiegend einem einzigen Umstand geschuldet sind, nämlich einer reformunfähigen Politik, die sich vornehmlich auf administrative und regulatorische Ziele stürzt anstatt die ökonomischen Ziele zu adressieren. Dass die EZB das Ruder in die Hand genommen hat und tat was sie eben tun kann, war kein Fehler der EZB, es war ein Rettungsversuch, den die Politik nicht zu tun entschieden hatte. Aber das wissen wir, haben schon so oft darüber analysiert und gegrübelt.

Nun jetzt ist Poll-Time. UK stimmt ab. Die Insel artikuliert ihre Meinung zu Brüssel und da geht’s medial aufgebauscht rauh zu wie selten zuvor. Polemik und Populismus gewinnen regelmäßig gegen fachliche Argumente. Aber wir wollen dabei hoffen, dass der Zirkus rund um die Abstimmung in UK endlich den einen anderen Bewusstseinseffekt erzeugt, der dann in Folge eine Öffnung der politischen Möglichkeiten in Verbindung mit einer Erleichterung wirtschaftlicher Prozesse innerhalb der EU in Gang setzt. Quasi der Dammbrecher, der die Stasis in Brüssel erschüttert. Das wäre im Sinne Aller. Denn die EU würde sich dadurch als aktiv und umgehend gestärkt wiedererkennen, die Briten dürfen, wenn sie wollen, ruhig den masochistischen Weg aus der EU wählen, weil in ein paar Jahren kommen sie ohnehin, dann voraussichtlich in schwächerer Position, wieder zurück (wäre nicht das erste Mal), und der Blick würde sich wieder weiter nach Vorne richten als auf die nächsten Tage und Stunden. Das ist alles nicht so einfach in einem Umfeld teilweise absurder Polemik umzusetzen, aber es muss so oder so irgendwann getan werden. Warum nicht gleich jetzt?

Wir in Österreich haben da sogar einen Vorteil, denn durch die Teilumbildung in der Regierung wird ein „to do-Effekt“ erzeugt, der die Chance in sich trägt, allein durch irgendeine Tätigkeit auch etwas Richtiges dabei zu machen. Das wäre der Befreiungsschlag für Kapitalmärkte, Investitionsbereitschaft, Verschuldung und Wachstum. So schlecht?

Naja, und wenn es einen Fußballgott gibt, dann sollte er uns auch einmal gnädiger sein und zumindest einen Schiedsrichter bescheren der … aber das sind Emotionen die jeder mit sich selber lösen muss. Auf geht’s Burschen!                  



(15.06.2016)

Aktienindizes, Index, Indizes, DAX, Dow Jones, NASDAQ, FTSE, Nikkei, Hang Seng http://www.shutterstock.com/de/pic-92345902/stock-photo-signpost-with-stock-market-names-and-blue-sky.html, (© www.shutterstock.com)


 Latest Blogs

» Österreich-Depots: Fester (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 17.7.: Feratel (Börse Gesc...

» PIR-News: News zu Telekom Austria, CA Immo...

» Nachlese: 25 Jahre AT&S in Frankfurt/Wien,...

» Wiener Börse Party #695: Einschätzung zu A...

» Wiener Börse zu Mittag schwächer: RBI, Sem...

» Börsenradio Live-Blick 17/7: DAX unverände...

» ATX-Trends: Addiko, Telekom Austria, Flugh...

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Addiko Ba...

» Börsepeople im Podcast S13/22: Gerhard Mas...


Wolfgang Matejka

Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen

  • seit 07/2013 Chief Investment Officer der Wiener Privatbank SE
  • seit 07/2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Matejka & Partner Asset Management GmbH
  • 02/2010 - 07/2010 Geschäftsführer der Oscar Investment GmbH Wertpapierfirma
  • seit 10/2009 Geschäftsführer der Matejka Beteiligungs GmbH, Erwerb, Verwaltung, Entwicklung und Veräußerung einer Beteiligung
  • 09/ 2009-10/2009 Vorstand der Q1 Capital Management AG, Unabhängiges Multi-Manager-Investmenthaus mit Sitz in Wien
  • 06 / 2009-10/2010 GF Sparrow GmbH. (Einzelgesellschaft) – Geschäftsgegenstand: Erwerb, Verwaltung und Entwicklung von Beteiligungen
  • 04 / 2006: GF Julius Meinl Investment GmbH
  • 03 / 2004: CIO Meinl Bank AG
  • 05 / 2002: Vst. Bank Vontobel Österreich AG
  • 01 / 1999: GF Allianz Invest KapitalanlagegesmbH.
  • 07 / 1994: Investment & Trust Bank (nunm. Allianz Investment Bank AG)
  • 04 / 1990: Länderbank Capital Markets GmbH.
  • 10 / 1981: Österreichische Länderbank AG
  • Matura (Naturwissenschaftl. Realgymnasium), CEFA, div. Fachseminare

>> http://wolfgang-matejka.com


 Weitere Blogs von Wolfgang Matejka

» Ein Jahr der Erkenntnisse (Wolfgang Matejka)

Woran werden wir uns in 10 Jahren erinnern wenn es um 2020 geht? Zehn Jahre sind ja gar nicht so...

» Verkaufen wir am Tag der Quartalszahlen (W...

Wir, als Amazon-, Zalando-, Thalia- und Onlineshopumdiecke-Trainierte dürften uns ja eigent...

» Die Superhelden sind los! (Wolfgang Matejka)

Hollywood hat uns ja wirklich sehr gut vorbereitet. Mit den Avengers, angeführt von Iron Ma...

» Ein Hilferuf nach dem Wiener Börsenpreis (...

Es wird Zeit. Eigentlich kann man sagen, es ist eins vor Zwölf. Noch mehr kann man sagen, d...

» Soll man USD-Schwankungen absichern? (Wolf...

Die Politik des US Präsidenten ist sicher nicht einfach logisch und rational zu erklär...