Im ersten Quartal 2016 war Gold als Anlageklasse fast ungeschlagen. Jetzt geht seit Wochen nichts mehr vorwärts. Der Aufwärtstrend droht sogar wieder zu kippen.
Persönlich gehe ich nicht davon aus, dass Gold wieder Richtung 1.000 Dollar fällt. Viele Banken halten das inzwischen wieder für möglich, obwohl sie erst vor wenigen Wochen die Kursziele nach oben angepasst hatten. Das Timing der Banken war bisher nicht sonderlich gut und das Argument, weshalb Gold wieder deutlich fallen soll, ist etwas undifferenziert.
Der Goldpreis konnte in den ersten Monaten des laufenden Jahres aus zwei Gründen zulegen. Zuerst war da eine starke Verunsicherung des Marktes direkt zu Jahresbeginn. Die ganz große Rallye startete dann allerdings als die US-Notenbank im Februar durchblicken ließ, dass erst einmal keine weitere Zinserhöhung geplant sei.
Nun revidiert die Fed ihr Zurückrudern zu Jahresbeginn und stell für Juni oder Juli eine Zinsanhebung in Aussicht. Steigende Zinsen können den Dollar stützen und so auf Rohstoffpreisen lasten, die in Dollar notieren. Da Gold im Gegensatz zu Anleihen und vielen Aktien keine Zinsen bzw. Dividenden zahlt, wird Gold unattraktiver, wenn die Zinsen steigen.
Die Zinsanhebungsfantasie der letzten Tage hat den Goldpreis unter Druck gebracht. Das muss jedoch noch lange nicht das Ende des Aufwärtstrends sein. Der Dollar mag auf absehbare Zeit wieder etwas aufwerten und den Goldpreis drücken, doch ein anderer Effekt dürfte den Goldpreis mittelfristig stützen.
In den USA wie auch in vielen anderen Ländern zeichnet sich eine Trendwende bei der Inflationsrate ab. Anstatt weiter zu fallen stabilisiert sich die Teuerungsrate in vielen Ländern und beginnt vorsichtig zu steigen. Die Inflationsrate kann – im Gegensatz zu Zinsen – relativ rasch ansteigen. Allein durch den Ölpreisanstieg auf 50 Dollar müssen wahre Wunder passieren, dass die Inflation in den USA nicht auf 2 % steigt.
Für die Attraktivität einer Währung sind mittel- bis langfristig die Realzinsen relevant. Nachdem keine der großen Notenbanken die Zinsen rasch anheben kann, ohne den Markt und die Wirtschaft an den Rand des Kollaps zu drängen, werden die Realzinsen mittelfristig erheblich sinken. Das sollte dem Goldpreis Auftrieb geben.
Die Grafik zeigt den bisherigen Zusammenhang zwischen dem Goldpreis und den US-Realzinsen. Mit einer minimalen zeitlichen Verzögerung laufen die beiden Zeitreihen stark negativ korreliert (sinkende Zinsen und steigender Goldpreis). In den kommenden Monaten und sogar Jahren gehe ich von tendenziell sehr niedrigen Realzinsen aus. Das Zinsniveau ist auf einem Rekordtief und die Inflation beginnt zu steigen. Da muss man nicht lange rechnen…
Das einzige, was den Bullenmarkt bei Gold nun gefährden kann, ist ein Realzins in Europa und Japan, der niedriger als der der USA liegt. Dann ist der Dollar trotz niedriger Realzinsen immer noch attraktiver als andere Währungen, die noch niedrigere Realzinsen aufweisen. In diesem Fall würde der Dollar weiterhin gewinnen und Gold unter Druck bleiben. Aktuell sehe ich diese Gefahr nicht. Der Rücksetzer des Goldpreises war eine gesunde Konsolidierung. Der Rücksetzer bis 1.200 war die Mindestanforderung einer Korrektur für die seit Ende 2015 laufende Aufwärtsbewegung. Grundsätzlich kann es auch noch Richtung 1.169 gehen ohne den mittelfristigen Trend zu gefährden.
Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de
Folgen Sie Clemens Schmale auch auf Guidants und diskutieren Sie mit ihm und anderen Usern den weiteren Verlauf bei Gold.
Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG
» D&D Research Rendezvous #10: Was bringt de...
» Börsepeople im Podcast S17/01: Andrea Benc...
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. CFA Kurs ...
» SportWoche Podcast #144: Eva Pinkelnig vs....
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Defitizit...
» Wiener Börse Party #822: Kein Defizitverfa...
» Wiener Börse am Freitag nachmittag deutlic...
» Österreich-Depots: Guter Jahresstart (Depo...
» Börsegeschichte 17.1.: Bitte wieder so wie...
» PIR-News: News zu Wienerberger, KTM, Agran...
Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.
» Commerzbank: Darauf hat die Welt gewartet ...
Die Spatzen hatten es bereits von den Dächern gepfiffen. Jetzt ist es offiziell . Die Com...
» Mercedes-Benz hebt sich ab (Marc Schmidt)
Die Aktie von Mercedes-Benz (WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000) hatte sich auf Erholungskurs beg...
» SAP-Aktie bricht den Abwärtstrend (Winfrie...
SAP (WKN: 716460 / ISIN: DE0007164600) profitiert weiterhin von der voranschreitenden Digitali...
» Covestro muss sich nach unten orientieren ...
Die Covestro -Aktie (WKN: 606214 / ISIN: DE0006062144) konnte zuletzt eine starke Erholung hi...
» Munich Re nimmt Kurs auf das Allzeithoch (...
Keine Versicherung kommt ohne Rückversicherung aus. Das ist kein Geheimnis, dennoch ist das...