Die Anstiege der letzten Woche noch als angenehmer Widerhall im Rücken, müssen wir uns erneut dem globalen Wachstumsthema dieser Tage widmen. Die Angst der Investoren vor einer weltweiten deflationären Entwicklung lassen sich eben nicht von heute auf morgen aus den Erwartungen vertreiben. Die Zeit der Besinnung naht im Dezember, an den Börsen ist sie schon da.
Nun, die August-Schocks an den Kapitalmärkten hatten ja die Befürchtung im Auge, der chinesische Yuan würde stärker abgewertet werden. Ist nicht der Fall. Die 5% der ersten drei Tage sind es danach auch geblieben. Vielmehr hat sich das Bild eines sich in Richtung konsumorientierten Wirtschaftsraumes entwickelt, das die Ängste vor einer generellen industriellen Abschwächung positiv erklärte. Ebenso ist der Kollaps der amerikanischen Schieferölindustrie ausgeblieben. Somit auch der damit verbundene negative Einfluss auf das US-Wirtschaftswachstum und die involvierten Anleiherefinanzierungen. Die betroffenen Bonds sind nicht weiter gefallen, die High Yield Kurse haben sich beruhig. Ein weiterer Faktor war die Befürchtung, dass im Sog einer globalen Abschwächung der Nachfrage nach Rohstoffen sich der Marktdruck in diesen Sektoren verstärken und ganze Volkswirtschaften in Turbulenzen stürzen könnten. Diese Bedenken sind hoch volatil aber am Ende vorerst erträglich beantwortet worden. Glencore als Fokus dieser Zweifel wurde in unfassbarer Volatilität (die 30-Tage Volatilität liegt derzeit bei 162,67%!) herumgeworfen bis sich die Kurse ein wenig beruhigen konnten. Und Glencore ist kein Small-Cap sondern der größte Rohstoffhändler der Welt! Eine der Antworten dieser Verarbeitung war, dass Rohstoffkurse in den letzten Tagen sogar gestiegen sind. Öl sei Dank.
Was wir in Europa konzentriert verarbeiten müssen, ist unter Anderem das Geschehen rund um Volkswagen. Im Spagat zwischen industrieller Aufarbeitung, marketingtechnischer Höchstleistung und kafkaesker Rechtsszenarien gilt es diesem Bild einer Fehlentscheidung eines Unternehmens nicht zu viel Raum für Interpretation zu geben um das ganze Bild gegenüber dem Sektor oder gar Deutschland und somit Europa nicht zu überlagern. Was wir ebenso erneut lernen müssen, ist die Tatsache, dass schiere Regulation keine Lösung in sich ist, sondern im besten Fall nur der Weg dorthin. Die aktuell von der Schweiz angedachten Einschränkungen der heimischen Banken in deren Grundgeschäft sind vielleicht der falsche Weg. Die stoppen wie so viele Anordnungen davor einfach das Geschäft und schränken somit auch die Lenkfähigkeit dieser Unternehmen ein. Kann nicht gewollt sein. Muss erklärt werden. Wird erklärt werden. Und am Ende gilt es Antworten auf die dringlichste Frage zu erhalten, wann denn die EZB endlich Hilfe von den einzelnen Regierungen erhält. Steuer, Bildung, Löhne, Verwaltung, … endlose Reihen an Potential.
Wir wandern gerade auf einem schmalen Grat der Interpretation. Und so wie in der Natur, so geht man auf diesem am besten immer vorsichtig mit dem Blick auf den Boden. Zwar langsamer, aber dafür zumeist sicherer. Viele Ängste verlieren dadurch auch ihren Schrecken und lassen, so wie in der Natur auch, in Ruhe auch wieder den Blick auf der Ferne verweilen. Für unsere Märkte gesprochen müsste sich daraus ein weit freundlicheres Bild ergeben als es die letzten Tage signalisierten. Das Wachstum ist da, die Unternehmen weit reifer als gedacht, industrielle Krisen Einzelner bieten auch Vorteile und Chancen für Andere und das Euro-Dreigestirn tiefe Renditen, tiefe Energie und noch tiefer Euro sind auch noch da.
Viel Spaß beim Wandern.
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