Der nächste Schritt besteht darin, sich einen Überblick über verschiedene sonstige „weiche“ Faktoren zu verschaffen, die bei der Beurteilung eines Unternehmens durch einen Value Investor eine Rolle spielen. Ich persönlich arbeite hierbei eine erweiterte Checkliste ab, deren Items ich mir in den letzten Jahren aus der Literatur und aus Erfahrung zusammengebastelt habe. In dieser Kategorie „Sonstiges“ schreibe ich mir meistens überhaupt alle Dinge heraus, die mir bei der Lektüre der Unternehmensunterlagen erheblich vorkommen. Das Ergebnis dieses Rechercheteiles bildet den Inhalt dieses Artikels:
- Vergütung: Die Gage des zweiköpfigen Vorstandes beläuft sich derzeit auf knapp 2 MEUR, was ich im Gesamtvergleich nicht als überzogen erachte. Der variable Anteil der Vergütung ist auf 65% der Gesamtvergütung gedeckelt. Sie ist an eine Mischung aus langfristigem Unternehmenswachstum, Gewinnwachstum, Cashflow, Eigenkapital und Capital Employed gekoppelt. Der sechsköpfige Aufsichtsrat erhält ca. 110 TEUR, was völlig im Rahmen ist. Der Haupteigner sitzt auch als Aufsichtsratsvorsitzender im Kontrollgremium.
- Vor kurzem gab es eine Transaktion mit dem Management, konkret mit Herrn Ing. Grohmann. Dieser war Minderheitsgesellschafter bei der Tochter BICO. Diese Minderheitsanteile wurden an die SBO verkauft und der CEO erhielt daraus über 57.000 Stück Aktien der SBO. Ich erachte das als Vertrauensbeweis.
- Überhaupt sehen die Insidertransaktionen in den Jahren 2014 und 2015 so aus, dass vor allem der Hauptaktionär Berndorf Industrieholding mehrere hunderttausend Aktien zugekauft hat und lediglich einmal ein Verkauf von 1000 Stück stattgefunden hat. Außerdem kauft die Aufsichtsrätin Frau Dr. Ederer kleinere Pakete.
- Aktienoptionsprogramm existiert derzeit keines. Ein Teil des Personalaufwandes wird in Aktien abgegolten. Der CEO erhält 6.000 Aktien pro Jahr übereignet. Dem CEO wurde außerdem eine freiwillige Abfindung zugesagt, die ebenfalls in Aktien geleistet wird, die dann mit einem teilweisen Verfügungsverbot über eine bestimmte Zeit behaftet sind (insgesamt 30.000 Stück).
- Auf die ausgezeichnete langfristige Performance des Managements seit dem Börsengang habe ich im Quickcheck zur SBO schon hingewiesen. Insgesamt sind meiner Meinung nach bei der SBO die Interessen von Management und Aktionären viel stärker gleichgerichtet, als bei vielen anderen österreichischen Unternehmen.
- Das langfristige Ausschüttungsverhalten ist auf 30 bis 60% des Jahresgewinnes eingestellt.
- Die Ausgaben für F&E belaufen sich derzeit auf 6 MEUR pro Jahr.
- Seit Jänner 2015 ist (wieder einmal) einen Patentrechtsklage anhängig. Rückstellungen wurden hierfür noch keine gebildet.
- Im Sachanlagevermögen sind insgesamt Grundstücke und Bauten mit knapp 100 MEUR Anschaffungskosten enthalten. Hier sollte man recherchieren, ob es stille Reserven gibt.
- Die Mindestzahlungen aus „operating leasing“-Vereinbarungen sind völlig überschaubar und machen in den nächsten Jahren wenige Millionen Euro aus.
- Im Juni 2015 wurde eine Anleihe mit 5,875%-Kupon getilgt und refinanziert. Hier könnte sich eine geringfügige Verbesserung des Finanzergebnisses einstellen.
- Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten sind so ziemlich alle fix verzinst. In der Finanzierungsstruktur existiert mE eine erhebliche stille Reserve. Das Unternehmen führt im Geschäftsbericht aus, dass ein Gearing bis zu 60% denkbar sei, ohne dass eine wesentliche Bonitätsverschlechterung damit einherginge. Man könnte also im Falle des Falles einen Betrag von mehreren hundert Millionen Euro antizyklisch investieren und so zusätzliche Marktanteile gewinnen. Hier sehe ich erhebliches Potenzial – eine ähnliche Situation wie damals bei Do&Co.
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(21.08.2015)
SBO ist am 25.6.1997 an die damalige Easdaq gegangen, notiert jetzt seit Jahren in Wien im ATX