In diesem Artikel geht es um das Buch „Investing the Templeton Way: The Market-beating Strategies of Value Investing`s legendary bargain hunter“ von Lauren Templeton und Scott Philips. Lauren Templeton ist die Großnichte des legendären Contrarians Sir John Marks Templeton (1912 – 2008) und führt selbst zusammen mit dem Co-Autor des Buches Scott Phillips die Templeton and Phillips Capital Management, LLC. Scott Phillips ist übrigens nicht nur Portfoliomanager des von Templeton and Phillips betreuten Fonds, sondern auch der Mann von Lauren Templeton.
Das Zitat von Templeton aus der Buchbeschreibung bringt klar auf den Punkt, wofür Sir John Templeton stand und wie seine Investmentphilosophie aussah: „To buy when others are despondently selling and to sell when others avidly buying requires the greatest fortitude and pays the greatest ultimate rewards.“. Das Buch möchte die Methoden von „Sir John“ beleuchten, seine erfolgreichsten Investments diskutieren und den Gedankenprozess analysieren, der ihn zur Auswahl derselben geführt hat. Es zeigt den Leitsatz von Templeton, nämlich den Versuch des Kaufes, wenn der Punkt des maximalen „Pessimismus“ erreicht ist.
Das Buch ist sehr kurzweilig und gut zu lesen, wenngleich es für einen Value Investor aus investmenttechnischer Sicht nichts wirklich Neues liefert, das nicht durch die Standardliteratur von Graham und Co schon vermittelt würde. Nachfolgend möchte ich exemplarisch ein paar Themen aus dem Werk aufgreifen, die ich besonders unterhaltsam bzw. informativ gefunden habe:
Johns Vater Harvey hatte unter anderem die Geschäftsstrategie entwickelt, Bauernhöfe zu erwerben, wenn er von seinem Büro aus erkennen konnte, dass eine Versteigerung zu scheitern drohte, weil keine anderen Bieter für das jeweilige Gut auf den Plan getreten waren. So konnte er diese Immobilien zu Schnäppchenpreisen erwerben. Diese Praxis dürfte auch dem jungen John nicht verborgen geblieben sein und hatte ihn wahrscheinlich sehr stark geprägt.
John versuchte stets, eine besonders langfristige Perspektive bei seinen Investments zu behalten und ein Unternehmen oder einen Markt als Ganzes viele Jahre in die Zukunft zu beurteilen. Das widersprach damals schon dem „Common Sense“ und tut es heute erst recht. Ich bin überzeugt davon, dass – selbst wenn man wüsste, dass beispielsweise IBM in 10 Jahren deutlich mehr verdienen wird als heute – die meisten großen Institutionen dieses Unternehmen meiden, weil es in den nächsten Quartalen möglicherweise nichts zur Performance beitragen wird. Templetons Sicht auf fünf oder zehn Jahre in die Zukunft wird im Buch beispielsweise als „asymmetrical perspective on the future“ bezeichnet. Eine Sicht, die ich teile.
Was mich bei der Lektüre des Buches außerdem zutiefst beeindruckt hat, war der ausgeprägte Scharfsinn von Templeton und sein Mut, gegen den Strom zu schwimmen, und zwar auch noch im hohen Alter. Der gute Mann hat begonnen, im Frühjahr 2000 insgesamt 84 verschiedene Technologieaktien leerzuverkaufen, und zwar jeweils einige Tage, bevor die Sperrfrist der Manager für den Verkauf ihrer Aktienpakete nach den IPOs auslief. Insgesamt hat er fast 200 Millionen USD seines eigenen Geldes in diesem Manöver zu positionieren. Kurz darauf realisierte er einen „carry trade“, indem er sich quasi zum Nulltarif in Japan Fremdkapital besorgte und damit langlaufende amerikanische Nullkuponanleihen kaufte, weil er eine massive Zinssenkung der Fed als Reaktion auf die geplatzte Internetblase antizipierte. Ich denke, dass nicht viele fast 90-Jährige sich mit solchen Dingen beschäftigen.
Sinnverwandte Themen im Bargain Magazine
Buchvorstellung von Mohnish Pabrais „Dhandho Investor“
Rezension von Professor Ottes „Sehr geehrter Privatanleger“
Zusätzlich verwendete Quellen:
http://www.templetonandphillips.com/ (Informationen über Lauren Templeton)
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Marks_Templeton (Informationen über John Templeton)
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