Im jüngst veröffentlichten Quickcheck zur SBO habe ich meinen Wunsch geäußert, mich in die Tiefe gehend mit diesem Unternehmen zu beschäftigen. In einem ersten Teil möchte ich nun einige Aspekte des Geschäftsmodelles beleuchten.
SBO ist mit seiner Technologie richtungsweisend im sogenannten „Directional Drilling“ (Richtbohren). Diese Bohrtechnologie ermöglicht präziseres Ansteuern von schwer zugänglichen Reserven, weil die Bohrrichtung steuerbar ist. Diese Methode wird angabengemäß bei dem Großteil der Onshore-Bohrungen und bei allen Offshore-Bohrungen eingesetzt. Mit dem sturen Bohren von vertikalen Löchern 100 Meter in die Erde findet man nämlich kaum mehr Öl. Die Produkte und Services der SBO umfassen folgende Bereiche:
Diese Produkte werden an die größten weltweit tätigen Richtbohrunternehmen vertrieben. In vielen dieser Kompetenzen ist man Weltmarktführer mit Marktanteilen zwischen 50 und 80%. In der aktuellen „Equity Story“ beschreibt das Unternehmen seine Marktanteilsschätzungen jedenfalls wie folgt:
Im Vertrieb dürfte es ziemlich engmaschige Beziehungen zwischen Abnehmern und SBO geben. Im aktuellen Geschäftsbericht wird nicht ausgeführt, wer die wichtigsten Kunden sind, aber darauf hingewiesen, dass mit drei Unternehmen über 50 Prozent der Umsätze getätigt werden. In einer Investorenpräsentation aus dem Jahr 2009 konnte ich ein Referenzblatt finden, wo Baker Hughes, Halliburton, Pathfinder, Schlumberger und Weatherford als „key customers“ angeführt wurden. Die ersten beiden genannten fusionieren ja. Insgesamt scheint es eine kleine Gruppe von sehr mächtigen Kunden zu geben.
Das Unternehmen teilt sich selbst in zwei operative Segmente, nämlich:
Derzeit steuert Oilfield Equipment etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes bei und High Precision Components etwas weniger. Nach einer anderen Gliederung wird derzeit ca. ¾ mit dem Verkauf von Produkten erlöst, etwas weniger als ¼ mit dem Verleasen von Gerätschaften und ungefähr 5% mit dem Service. Wenn die Verwerfungen am Ölmarkt länger andauern, gehe ich von einem Trend hin zur Verlängerung von Produktlebenszyklen und einer Verminderung des geleasten Equiptments aus. Das bedeutet, dass der Produktverkauf und das Leasing darunter leiden, aber die Services und Reparaturen ansteigen werden.
Geographisch gesehen werden die meisten Umsätze in den USA gemacht (>50%), gefolgt von Großbritannien (12%). 80% der Umsätze werden allerdings in US-Dollar abgerechnet, was bedeutet, dass ein steigender US-Dollar gut für das Geschäft von SBO ist und vice versa.
Wesentlicher Nachfragetreiber bei den Produkten von SBO ist die weltweite Bohraktivität, die wiederum an der Entwicklung des Ölpreises hängt. Hier liegt mit ziemlicher Sicherheit derzeit der Grund für die miese Performance des Aktienkurses in letzter Zeit versteckt. Das Unternehmen erklärt in seinen Geschäftsberichten sehr schön, warum es langfristig weiterhin von einer steigenden Nachfrage für seine Produkte und Services ausgeht. Einerseits wird bis 2040 von einer um 30% höheren Ölnachfrage als heute ausgegangen. Andererseits spielt die sogenannte „Depletion Rate“ im Ölgeschäft eine große Rolle. Diese bezeichnet das Phänomen abnehmender Fördervolumina von erschlossenen Ölquellen im Laufe der Zeit. Bei konventionellen Ölquellen liegt diese bei ca. 6% pro Jahr, bei Schieferölvorkommen bei bis zu 30%. Daraus folgt, dass selbst bei gleichbleibender Ölnachfrage eine steigende Bohraktivität erforderlich ist. Durch die wachsende Ölnachfrage, die durch den niedrigen Ölpreis derzeit ja noch verstärkt wird, wird dieser Trend noch erhöht. Kurzfristig hat die Gesellschaft aber logischerweise mit den massiven Investitionskürzungen in der Branche zu kämpfen. Für mich machen diese Ausführungen jedenfalls Sinn und lassen darauf schließen, dass die Investitionskürzungen nach menschlichem Ermessen nicht von langer Dauer sein können.
Zum Abschluss möchte ich noch eine kleine Porter-Analyse anbringen, die folgende Punkte umfasst.
Angesichts dieser kurzen Übersicht schätze ich die Wettbewerbsposition der SBO in der Branche als mittelmäßig ein. Man hat zwar keine wirkliche Dominanz gegenüber den Abnehmern, kann aber meines Erachtens Druck auf der Absatzseite zumindest geringfügig durch Flexibilität auf der Beschaffungsebene bei Personal und teilweise bei dem wichtigsten Rohstoff ausgleichen
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Einleitender Quickcheck von SBO
Verwendete Quellen
https://www.sbo.at/cms/cms.php?pageName=produkteundservices (Produkte und Services)
https://www.sbo.at/cms/cms.php?pageName=equitystory (Equity Story)
https://www.sbo.at/cms/cms.php?pageName=irkit (Investor Relations Kit)
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