SBO – Das Geschäftsmodell (Daniel Koinegg)

Im jüngst veröffentlichten Quickcheck zur SBO habe ich meinen Wunsch geäußert, mich in die Tiefe gehend mit diesem Unternehmen zu beschäftigen. In einem ersten Teil möchte ich nun einige Aspekte des Geschäftsmodelles beleuchten.

SBO ist mit seiner Technologie richtungsweisend im sogenannten „Directional Drilling“ (Richtbohren). Diese Bohrtechnologie ermöglicht präziseres Ansteuern von schwer zugänglichen Reserven, weil die Bohrrichtung steuerbar ist. Diese Methode wird angabengemäß bei dem Großteil der Onshore-Bohrungen und bei allen Offshore-Bohrungen eingesetzt. Mit dem sturen Bohren von vertikalen Löchern 100 Meter in die Erde findet man nämlich kaum mehr Öl. Die Produkte und Services der SBO umfassen folgende Bereiche:

  • Non-Magnetic Steel: In der Bohrtechnologie braucht man Stahl mit hoher Materialfestigkeit und hoher Korrosionsbeständigkeit. Außerdem beeinflusst er hochsensible Gerätschaften und Messtechnik nicht.
  • MWD/LWD Components: Diese Elemente werden als u.a. Gehäuse für verschiedenste Messgeräte, Sensoren, etc. verwendet. In diesem Zusammenhang ist z.B. das sogenannte „Gunhole Drilling“ mit besonders geringen Durchmessern zu nennen.
  • Oilfield Supplies & Services: Direkt vor Ort in allen wichtigen Ölförderzentren der Welt werden amagnetische Bohrstangen und Spezialwerkzeuge für die Bohrung sowie umfangreiche Wartungs- und Instandhaltungsdienstleistungen bereitgestellt.
  • Drilling Motors: Über die Tochter BICO Drilling Tools Inc werden Hochleistungsmotoren in unterschiedlichsten Ausführungen vermietet. Die Mietverträge auf operating leasing-Basis laufen hier bis zu einem Jahr.
  • Circulation Tools: Über die Tochter DSI werden Produkte vertrieben, die die Fließrichtung der Bohrflüssigkeiten im Bohrstrang zu steuern. Diese Bohrflüssigkeit stabilisiert die Bohrung, treibt den Bohrmotor an und transportiert abgearbeitetes Material ab.
  • Completion Tools: Diese Kompetenz wurde durch die Übernahme der Resource Well erworben und unterstützt die Kunden mit verschiedenen Tools bei der Vorbereitung der Ausbeutung der erfolgreichen Bohrungen.

Diese Produkte werden an die größten weltweit tätigen Richtbohrunternehmen vertrieben. In vielen dieser Kompetenzen ist man Weltmarktführer mit Marktanteilen zwischen 50 und 80%. In der aktuellen „Equity Story“ beschreibt das Unternehmen seine Marktanteilsschätzungen jedenfalls wie folgt:

  • Non Magnetic Steel, Drill Collars (50-60%)
  • High Precision MWD/LWD Components (50%)
  • Downhole Tools Drilling Motors (60%)
  • Circulation Tools (60-80%)

Im Vertrieb dürfte es ziemlich engmaschige Beziehungen zwischen Abnehmern und SBO geben. Im aktuellen Geschäftsbericht wird nicht ausgeführt, wer die wichtigsten Kunden sind, aber darauf hingewiesen, dass mit drei Unternehmen über 50 Prozent der Umsätze getätigt werden. In einer Investorenpräsentation aus dem Jahr 2009 konnte ich ein Referenzblatt finden, wo Baker Hughes, Halliburton, Pathfinder, Schlumberger und Weatherford als „key customers“ angeführt wurden. Die ersten beiden genannten fusionieren ja. Insgesamt scheint es eine kleine Gruppe von sehr mächtigen Kunden zu geben.

Das Unternehmen teilt sich selbst in zwei operative Segmente, nämlich:

  • High Precision Components (hier fällt die Fertigung von Präzisionsbohrstrangteilen hinein)
  • Oilfield Equipment

Derzeit steuert Oilfield Equipment etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes bei und High Precision Components etwas weniger. Nach einer anderen Gliederung wird derzeit ca. ¾ mit dem Verkauf von Produkten erlöst, etwas weniger als ¼ mit dem Verleasen von Gerätschaften und ungefähr 5% mit dem Service. Wenn die Verwerfungen am Ölmarkt länger andauern, gehe ich von einem Trend hin zur Verlängerung von Produktlebenszyklen und einer Verminderung des geleasten Equiptments aus. Das bedeutet, dass der Produktverkauf und das Leasing darunter leiden, aber die Services und Reparaturen ansteigen werden.

Geographisch gesehen werden die meisten Umsätze in den USA gemacht (>50%), gefolgt von Großbritannien (12%). 80% der Umsätze werden allerdings in US-Dollar abgerechnet, was bedeutet, dass ein steigender US-Dollar gut für das Geschäft von SBO ist und vice versa.

Wesentlicher Nachfragetreiber bei den Produkten von SBO ist die weltweite Bohraktivität, die wiederum an der Entwicklung des Ölpreises hängt. Hier liegt mit ziemlicher Sicherheit derzeit der Grund für die miese Performance des Aktienkurses in letzter Zeit versteckt. Das Unternehmen erklärt in seinen Geschäftsberichten sehr schön, warum es langfristig weiterhin von einer steigenden Nachfrage für seine Produkte und Services ausgeht. Einerseits wird bis 2040 von einer um 30% höheren Ölnachfrage als heute ausgegangen. Andererseits spielt die sogenannte „Depletion Rate“ im Ölgeschäft eine große Rolle. Diese bezeichnet das Phänomen abnehmender Fördervolumina von erschlossenen Ölquellen im Laufe der Zeit. Bei konventionellen Ölquellen liegt diese bei ca. 6% pro Jahr, bei Schieferölvorkommen bei bis zu 30%. Daraus folgt, dass selbst bei gleichbleibender Ölnachfrage eine steigende Bohraktivität erforderlich ist. Durch die wachsende Ölnachfrage, die durch den niedrigen Ölpreis derzeit ja noch verstärkt wird, wird dieser Trend noch erhöht. Kurzfristig hat die Gesellschaft aber logischerweise mit den massiven Investitionskürzungen in der Branche zu kämpfen. Für mich machen diese Ausführungen jedenfalls Sinn und lassen darauf schließen, dass die Investitionskürzungen nach menschlichem Ermessen nicht von langer Dauer sein können.

Zum Abschluss möchte ich noch eine kleine Porter-Analyse anbringen, die folgende Punkte umfasst.

  • Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern: Hier muss ich vorerst noch passen, da ich noch nicht zu Mitbewerbern der SBO recherchiert habe.
  • Bedrohung durch neue Anbieter: Diese schätze ich momentan als gering ein, weil der Branchenzyklus in einer Abwärtsbewegung steckt. Wenn das Geschäft aber brummt, werden hier sicher viele Newcomer hereindrängen und die SBO muss viel Geld für F&E ausgeben, um den Technologievorsprung zu wahren.
  • Preissetzungsmacht auf der Beschaffungsseite: Wesentliche Inputfaktoren sind der Zukauf von Edelstahl sowie Personalkosten. Der Edelstahl wird derzeit von einem einzigen Zulieferer bezogen, laut dem Unternehmen wäre es aber nur ein kurzfristiges Problem, auf einen anderen umzusteigen. Hier liegt der Hebel mE also eher bei SBO, zumindest in Bezug auf den Teil des Preises, der für die Veredelung des Stahls vereinnahmt wird. Beim Personal ist es zweigeteilt. Gewisses key personell sehe ich im Vertrieb und in der Fertigung, in anderen Bereichen wie z.B. der Auslieferung oder dem Overhead liegt der Hebel wieder bei SBO.
  • Preissetzungsmacht auf der Absatzseite: Auf der Absatzseite sehe ich keine Preissetzungsmacht bei SBO, was sich im Abschwung zum Problem machen kann. Es gibt wenige umsatzstarke Kunden, die sich alle untereinander kennen, insofern diktieren glaube ich eher die Kunden.
  • Bedrohung durch Ersatzprodukte: Unmittelbar sehe ich hier nichts. Lediglich die bediente Branche (Ölindustrie) sieht sich einer Substitutionsgefahr durch erneuerbare Energien ausgesetzt.

Angesichts dieser kurzen Übersicht schätze ich die Wettbewerbsposition der SBO in der Branche als mittelmäßig ein. Man hat zwar keine wirkliche Dominanz gegenüber den Abnehmern, kann aber meines Erachtens Druck auf der Absatzseite zumindest geringfügig durch Flexibilität auf der Beschaffungsebene bei Personal und teilweise bei dem wichtigsten Rohstoff ausgleichen

Weitere sinnverwandte Themen

Einleitender Quickcheck von SBO

Halbjahreszahlen der OMV AG

Verwendete Quellen

https://www.sbo.at/cms/cms.php?pageName=produkteundservices (Produkte und Services)

https://www.sbo.at/cms/cms.php?pageName=equitystory (Equity Story)

https://www.sbo.at/cms/cms.php?pageName=irkit (Investor Relations Kit)

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(17.08.2015)

SBO ist am 25.6.1997 an die damalige Easdaq gegangen, notiert jetzt seit Jahren in Wien im ATX


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Daniel Koinegg

Der Praktikant.

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