Bis vor kurzem war die Do&Co AG ein Unternehmen im Bargain Portfolio. Im Rahmen des Veräußerungsprozesses habe ich meine Skepsis in Bezug auf das momentane Bewertungsniveau geäußert, weshalb ich mich zu einem Verkauf eines sehr guten Unternehmens entschlossen habe. Am 13. August hat der Konzern nun die Zahlen zum ersten Quartal 2015/16 veröffentlicht. Bei der Durchsicht des Quartalsberichts sind mir folgende Dinge aufgefallen, die von Analysten noch nicht ausreichend behandelt werden:
Die Wachstumsdynamik ist ungebrochen. Der Umsatz konnte im Vergleich zum Vorjahr um weitere 20 Prozent zulegen. Sämtliche Ergebnisziffern wurden verbessert – allerdings bereinigt um diesen ominösen Einmaleffekt, von dem ich auch in meiner letzten Einschätzung geschrieben habe. Im Vorjahr konnte die Gesellschaft wie gesagt einen Aktienrückkauf von einer Raiffeisen-Tochter via einer Swap-Transaktion mit der Unicredit-HVB einen ordentlichen Sondergewinn einstreichen, weil der Aktienkurs sich für Do&Co vorteilhaft entwickelt hat. Dieser Effekt stand allein im ersten Quartal des Vorjahres mit über 3 Millionen Euro zu Buche und fehlt heuer – scheinbar für manche überraschend.
Außerdem ist das Railway-Catering nach wie vor eine Baustelle, wie man beispielsweise an der Marge der Division „Restaurants, Lounges &Hotels“ erkennen kann. Hier kommt noch ein Anstieg der Abschreibungen dazu, der auf den Kauf der Wiener Luxus-Immobilie „Haas-Haus“ zurückgeht, von dem die Hälfte als Sachanlagevermögen aktiviert wurde und auf 35 Jahre abgeschrieben wird. Dieser Effekt ist aber nicht cashwirksam. Dafür spart man sich einen nicht unwesentlichen Teil an Mietaufwendungen. Wie gesagt bauen sich hier über die Jahre schöne stille Reserven auf, da eine Immobilie wie das Haas-Haus mitten am Wiener Stephansdom nicht nach 35 Jahren wertlos sein wird, sondern eher viel wertvoller. In diesem Segment fehlen derzeit außerdem Umsätze aus dem Hediard-Geschäft in Paris, das derzeit umgebaut und erst im kommenden Geschäftsjahr wiedereröffnet wird.
Auf der anderen Seite zeigt sich das Finanzergebnis nachhaltig etwas verbessert. Knapp die Hälfte des Haas-Hauses ist ja als Immobilie zu Finanzinvestitionszwecken erfasst, weil dort externe Mieter drinnen sind. Der Luxushotelkomplex in Istanbul mit zugehörigem Restaurant ist noch nicht eröffnet, wird aber ab Herbst 2015 bis inklusive Anfang 2016 Schritt für Schritt erfolgen. Hier wird es möglicherweise auch Anlaufkosten/-verluste geben.
Die Zahlen untermauern für mich persönlich die Richtigkeit der Verkaufsentscheidung. Do&Co ist nach wie vor ein ausgezeichnetes und wachstumsstarkes Unternehmen mit hervorragender Führung – möglicherweise das Beste in dieser Kombination unter den börsenotierten Unternehmen in Österreich – aber kein Unternehmen ist das 30 fache seiner Gewinne wert, zumindest, wenn man ruhig schlafen möchte.
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