Kaufen und Liegenlassen ist eine überlegene Strategie. Warum das so ist? Ganz einfach weil die Börse drei Schritte voraus marschiert und zwei zurück. Die Börse steigt im langen Schnitt. Sie spiegelt den Wohlstandsgewinn wider.
Niemand weiß indes, wann die Börse nach vorne und wann zurück geht. Wer versucht, das zu timen, kann Glück oder Pech haben. Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es lässt sich einfach nicht mit Fakten bestimmen. Denn die Menschen richten sich nicht nach Fakten. Sie richten sich nach anderen Dingen.
Ich bezweifle, dass die Börse effizient ist. Es spielt die Psychologie eine Rolle. Hysterie, Angst, Euphorie. Die Masse eben.
Wäre die Börse stets effizient, wäre es für Leute wie Warren Buffett, George Soros, Carl Icahn oder Bill Akckman kaum möglich, eine Überrendite zu erzielen.
Diese Profis verstehen die Psychologie der Märkte. Sie können sehr gut mit Wahrscheinlichkeiten umgehen. Mit Wahrscheinlichkeiten lässt sich recht gut die Börse vorhersagen.
Die Börse ist aktuell gut gelaufen, die Bewertungen sind höher als im langjährigen Durchschnitt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur nimmt zu. Aber: Wann sie kommen wird und wie, das weiß niemand exakt. Während einer Korrektur zuzukaufen, ist für einen Buy-and-Hold-Anleger etwas Herrliches. Für Neuanleger ist ein Crash natürlich eine phantastische Sache.
Es fällt nur vielen so schwer, zuzugreifen, wenn die Fetzen fliegen. Nach dem Einstieg geht es ums Halten. Ums Durchhalten. Das klingt einfach. Ist es aber nicht.
Natürlich ist Buy-and-Hold nicht die perfekte Strategie. Aber sie ist vielen anderen Vorgehensweisen einfach überlegen.
Die Finanzbranche liebt natürlich am meisten Trader. Passive Anleger sind ihr ein Dorn im Auge. Denn mit ihnen lässt sich kaum Geld verdienen. Wenn Sie dagegen handeln, verdienen clevere Marktteilnehmer am Spread, der Differenz zwischen dem Angebots- und Nachfragepreis. Ihre Bank verdient am Trade via Gebühren. Je mehr Sie traden, desto mehr Gebühren kassiert Ihre Bank.
Ich sprach mit Finanzprofessor Meir Statman. Er ist auf dem Gebiet des „Behavioral Finance“ ein Experte. Er sagt: „Hinter jedem Trade steckt ein Idiot.“ Statman ist ein Befürworter des Indexsparens. Er rät davon ab, einzelne Aktien zu kaufen. Ich kann seinen Rat sehr gut verstehen. Viele Argumente sprechen für seine Vorgehensweise.
Ob Sie nun einzelne Qualitätsaktien oder einen Index kaufen, eines ist eine Herausforderung: Psychologisch ist Kaufen und Liegenlassen sehr schwer durchzuziehen. Nach dem Einstieg kann es passieren, dass die Börse weiter fällt oder lange seitwärts läuft. Sie müssen das ertragen können.
Wer in einem extrem überteuerten Markt kauft und das Investment liegen lässt, hat gewiss keinen Glücksgriff getan. Das ist natürlich ein Problem. Am besten ist es, wie bereits erwähnt, in einer Korrektur bzw. im Crash volle Kanne in den Markt zu gehen und anschließend Dekaden abwarten.
Weil das Timing so schwierig ist, ist eine gute Lösung: Stetig monatlich oder vierteljährlich ein Indexpapier oder Aktien zu kaufen. Stückweise. Langsam. Mit kleinen Schritten. Das sollten Sie sehr lange durchziehen. So kaufen Sie zu hohen und zu niedrigen Kursen zu. In guten wie in schlechten Börsenzeiten. Es ergibt sich ein angenehmer Durchschnittskurs.
Das automatisierte Aktiensparen sehe ich als eine der besten Methoden überhaupt an.
Fazit: Lassen Sie andere ins Spielkasino Börse gehen. Behalten Sie besser Ruhe. Seien Sie genügsam. Geduldig. Verdienen Sie lieber langsam eine gute Rendite.
Im Original hier erschienen: Warum Kaufen und Liegenlassen überlegen ist
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Der Journalist Tim Schäfer pendelt seit dem Frühjahr 2006 zwischen New York und Deutschland. Wöchentlich berichtet er über die Geschehnisse an der Wall Street für Euro am Sonntag, eine der führenden deutschen Wirtschaftspublikationen. Darüber hinaus schreibt er für Magazine wie Der Aktionär oder die Börsenbriefe Prior Global und Prior Gold.
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