Aus Studien ist bekannt, dass Privatanleger zu aktiv an der Börse sind und sich somit selbst schaden. Wie können Sie für mehr Gelassenheit sorgen? Es fängt schon beim Einstieg an. Erstens sparen Sie ausreichend Mittel, bevor Sie mit dem Kauf beginnen.
Zweitens überlegen Sie sehr genau, was Sie tun werden, bevor Sie die Order aufgeben. Es besteht keinen Grund, irgendwo schnell unüberlegt in eine Aktie oder einen Index hineinzustürmen. Lassen Sie sich Zeit.
Ich sehe es oft: Viele Menschen haben vom Trading und der Börse zu wenig Ahnung. Doch sie gehen ans Werk, als ob sie alles wüssten. Sie versuchen, auf die Schnelle Vermögen aufzubauen mit Methoden, die so nicht funktionieren. Ihnen fehlt das Wissen und Geschick. Sie gehen enorme Risiken ein. Sie unterschätzen die Kosten (Gebühren, Steuern, falsches Timing…)
Sie verstehen das Grundprinzip der Börse nicht. Sie sehen die Börse als Spielhölle, in der sie per Mausklick gutes Geld verdienen können. Aber Fakt ist: Nur durch reinen Zufall kann das Zocken klappen. Durch ein Wunder. Die wenigsten blicken wirklich durch.
Millionen verlieren Geld, weil sie sich nicht informieren. Sie gehen hohe Risiken ein. Sie stürzen sich in ein Abenteuer. Die Börse endet jedenfalls für etliche nicht gut.
Die Lehre daraus: Leben Sie sparsam. Legen Sie Geld zurück. Vermeiden Sie sinnlose Geldverschwendung. Niemand muss im größtmöglichen Haus leben, das dickste Auto fahren und den feinsten Zwirn tragen.
Mit Blick auf die Geldanlage gilt: Informieren Sie sich umfassend. Vermeiden Sie Schnellschüsse. Nur mit der richtigen Strategie wird Sie die Börse belohnen.
Hedgefondslegende George Soros hat ein ganzes Team, das in aller Ruhe Aktien analysiert. Nichts wird dem Zufall überlassen. Es liegen rationale Gedanken jeder Transaktion zugrunde. Es ist ein emotionsloses Geschäft. Fakten, Fakten, Fakten.
Hedgefondsmann David Einhorn gibt manchmal Umfragen in Auftrag, bevor er eine Aktien-Wette eingeht (long oder short). Er lässt Parkplätze beobachten, lässt in Läden anrufen, um zu schauen, wie freundlich die Kundenkontakte sind. Milliardeninvestor Einhorn lässt intern alle Informationen sammeln und zusammenfassen. Er ist ein Jäger und Sammler. Es werden umfangreiche Studien erstellt, bevor er eine Entscheidung trifft. Sein Ziel ist es: Fehler zu vermeiden. Verluste zu vermeiden. Einhorn will das Management, die Produkte, die Bilanz bis ins Detail verstehen.
Warren Buffett rät Privatanlegern: Im Leben nur 20 Aktienkäufe zu nutzen. Er vergleicht es mit einer Lochkarte (punch card) mit 20 Löchern. Diese 20 Chancen würde ausreichen. Mehr seien nicht nötig. Als Anleger müsse man ewig auf den fetten, klaren Deal warten. Deshalb sitzt Buffett auf einer unglaublich üppigen Kriegskasse. Er hat Geduld. Er wartet auf den richtigen Moment. Auf den passenden Deal. Zum Teil beobachtet er Konzerne wie IBM jahrzehntelang, bevor er einsteigt.
Der Vorteil: Wer sich Zeit lässt, kann mehr nachdenken. Wer Zeit hat, reduziert gefühlsbasierte Fehler.
Hedgefondsstar Bill Ackman bekommt wie Einhorn Hinweise von außen. Er formt im Anschluss eine Investmentthese. Dann arbeitet ein Team intern an der Recherche. Sie gehen durch SEC-Dokumente, Berichte, Quartale, Pressemitteilungen, Interviews, Aussagen von Konkurrenten. Sie befragen Kunden, Mitarbeiter, Führungskräfte.
Nichts wird dem Zufall überlassen.
LinkedIn-Gründer Reid Hoffman baute 1997 eine soziale Plattform namens SocialNet auf, die pleite ging. Danach gründete er LinkedIn, das Berufsnetzwerk, das ein Milliarden-Knüller wurde. Hoffman ließ sich Zeit. Er lernte aus seinen Fehlern.
Machen Sie es so wie Einhorn, Ackman, Soros, Buffett, Hoffman. Drücken Sie häufiger die Pausetaste.
Die Finanzbranche lebt von einer möglichst hohen Aktivität. Sie ist an einem Spielkasino interessiert. Lassen Sie sich auf das Zocken besser nicht ein. Es lohnt sich nicht.
Finden Sie eine lohnende Strategie. Eine gute Strategie besteht darin, großartige Unternehmen bzw. Indizes zu finden, zu kaufen und Geduld zu haben. Vervielfachen Sie Ihren Einsatz. Lassen Sie den Zinseszins wirken.
Im Original hier erschienen: Verzögerungstaktik
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Der Journalist Tim Schäfer pendelt seit dem Frühjahr 2006 zwischen New York und Deutschland. Wöchentlich berichtet er über die Geschehnisse an der Wall Street für Euro am Sonntag, eine der führenden deutschen Wirtschaftspublikationen. Darüber hinaus schreibt er für Magazine wie Der Aktionär oder die Börsenbriefe Prior Global und Prior Gold.
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