Wir sind in der Vola (Wolfgang Matejka)

Volatilität ist ein Faktor in jeder Asset Klasse. Die Schwankungsbreite, das Maß des Risikos. Bei Aktien eben mehr als bei anderen, zumeist.

Wenn sich Märkte lange Zeit in eine Richtung bewegen, sinkt die Volatilität ganz automatisch. Sie ist ja nur eine Art Durchschnitt der Erwartungen auf Basis vergangener Perioden. Wenn die Märkte dann plötzlich drehen, passiert vorerst einmal gar nicht so viel. Die Anzahl der vergangenen Perioden dominiert da noch das Ergebnis. Je länger diese Gegenbewegung aber anhält, umso schneller springt die Volatilität in die Höhe. Insbesondere Derivate die auf Basis der Schwankungsbreite gepreist werden, sind dann rasch teuer. Nun, mit Derivaten macht man nicht nur schändliches Herumzocken, man kann zum Beispiel auch seine Bestände damit absichern. Und das wird plötzlich teuer. Und jede Absicherung setzt den darunter liegenden Markt ein wenig unter Druck. Und dann steigt die Volatilität vielleicht noch mehr. Noch teurer. Noch tiefer. Teuer. Tiefer. Stopp!

Jeder der sich schon mal (zumindest) eine Rippe gebrochen hat, weiß jetzt vielleicht wovon ich schreibe: es tut weh. Der Körper hat ja neben seinem Skelett noch die Muskulatur um ihn zu schützen. Und beim Rippenbruch, genauso wie bei der Absicherungsspirale, legt er sich ein Ei. Denn wenn die Rippe schmerzt verkrampfen sich die Muskeln, um ihn natürlich durch diesen Mantel zu schützen, das drückt auf die Rippe, das tut wieder weh, mehr weh, so lange bis man erschöpft den Muskeln quasi befiehlt los zu lassen um zur Ruhe zu kommen. Ist kein Spaß. Und im Markt vergeht einem auch schnell das Lachen wenn alle gleichzeitig aus der Türe raus wollen und sich die Vola-Spirale dadurch aufwärts zu drehen beginnt.

Nur, dieser Vergleich hinkt in den aktuellen Zeiten ganz ein wenig, weil da einige neue Spieler in diesem Marktkreislauf hinzu zu zählen sind. Das sind Risk Controller, Compliance Officer oder andere Kontrollfunktionäre. Die sind nicht im Markt. Das ist der einzige Unterschied. Die sind vielleicht so wie der Onkel Doktor der genau sagt, dass die Rippe gebrochen ist und dass er weiß wie weh das tut und trotzdem drauf drückt. Ist ja nicht seine und wie sonst soll man den Bruch heilen, da muss man eben durch das steht so im Lehrbuch.

Die aktuellen Märkte spielen wie gewohnt alle möglichen Szenarien durch die als Auslöser der jüngsten Korrektur gelten können. Und es wird wohl so sein, dass es die meisten dieser Gründe auch zu Recht sind. Konjunkturabschwächung ist nicht ohne, Russland kaum zu berechnen und schon gar nicht Ebola, wo man doch gerade in so vielen Filme bereits ähnlich grausige Szenarien miterleben durfte und daher genau „weiß“ wie schlimm sich so etwas ausbreiten kann. Und dahinter, quasi wie der unverschämte Tontechniker der immer dann wenn‘s am spannendsten ist mit einem unerwarteten lauten Geräusch so richtig die Nerven zerfetzt, steht die Volatilität und grinst sich eins.

Das kann man bei einem Rippenbruch wie man nun weiß nur durch Kontrolle der Muskeln so schmerzfrei wie möglich kurieren. Und unsere Kontrolle in den Wirtschaftskreisläufen sind Regularien und Gesetze. Der Souverän dessen ist die Politik, und die hat, gelinde gesagt, derzeit scheinbar wenig Ahnung dass sich Europa zumindest eine Rippe gebrochen hat und endlich einmal Luft holen will um sich auf das Gesundwerden zu konzentrieren. Den Herrn Doktor der einem immer sagt was er nicht alles tun will, selbst wenn es „alles ist was notwendig ist zu tun“ ohne was zu tun, der ist nicht die Lösung, er ist nur Teil dessen. Die Lösung liegt im eigenen Selbstverständnis sich selbst darum kümmern zu müssen, dass es einem besser geht und einem keiner hilft, wenn es von Innen heraus weh tut, außer man konzentriert sich auf sich selbst, analysiert den Schmerz und löst das Problem mit Überzeugung.

Solange es nur  eine Rippe ist, ist ja nichts verhaut, oder?



(14.10.2014)

Kapitalmärkte in turbulenten Zeiten, Vola, Licht, (© photaq/Martina Draper)


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Wolfgang Matejka

Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen

  • seit 07/2013 Chief Investment Officer der Wiener Privatbank SE
  • seit 07/2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Matejka & Partner Asset Management GmbH
  • 02/2010 - 07/2010 Geschäftsführer der Oscar Investment GmbH Wertpapierfirma
  • seit 10/2009 Geschäftsführer der Matejka Beteiligungs GmbH, Erwerb, Verwaltung, Entwicklung und Veräußerung einer Beteiligung
  • 09/ 2009-10/2009 Vorstand der Q1 Capital Management AG, Unabhängiges Multi-Manager-Investmenthaus mit Sitz in Wien
  • 06 / 2009-10/2010 GF Sparrow GmbH. (Einzelgesellschaft) – Geschäftsgegenstand: Erwerb, Verwaltung und Entwicklung von Beteiligungen
  • 04 / 2006: GF Julius Meinl Investment GmbH
  • 03 / 2004: CIO Meinl Bank AG
  • 05 / 2002: Vst. Bank Vontobel Österreich AG
  • 01 / 1999: GF Allianz Invest KapitalanlagegesmbH.
  • 07 / 1994: Investment & Trust Bank (nunm. Allianz Investment Bank AG)
  • 04 / 1990: Länderbank Capital Markets GmbH.
  • 10 / 1981: Österreichische Länderbank AG
  • Matura (Naturwissenschaftl. Realgymnasium), CEFA, div. Fachseminare

>> http://wolfgang-matejka.com


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