An der Diskussion über Vergütungsmodelle und Obergrenzen kann jeder teilnehmen - auch ohne Vorkenntnisse und Erfahrungen. Die Debatte wird sehr emotional geführt und einschlägige Boulevard-Medien schüren mit reißerischen Aufmachern und Hitlisten Neid und Unzufriedenheit. Nicht überzeugend sind auch die Argumente der Rechtfertigung: es wird von Leistung gesprochen und von einem Diktat des Marktes, um die besten Manager zu bekommen. Es gibt keine Studie, die eine eindeutige Korrelation von Höhe der Managergehälter und Leistung bzw. erwirtschaften Gewinnen beweist. Wie im Fussball gibt es etliche Beispiele von hochbezahlten „Nieten“ und demgegenüber hervorragende Managerleistungen trotz moderater Bezahlung.
Besonders schlimm ist es jetzt, dass sich Berater und Regulierer auf dieses Thema gesetzt haben. Die Folge sind komplizierte Bestimmungen und ein stark gestiegener Verwaltungsaufwand. Verordnete Obergrenzen in Prozent der Fixbezüge für variable Bezüge führten zu einer massiven Anhebung der Fixbezüge. Eine Studie von Ernst & Young für DAX-Chefs zeigt, dass das Gehaltsrisiko, d.h. die Schwankungen wegen unterschiedlicher Ergebnisse, eher gering ist.
Die Vergütungsberichte, die in Deutschland gesetzlich geregelt sind, sind ausführlich (z.B. Siemens: 16 Seiten), aber für die breite Zielgruppe der Aktionäre unverständlich. Ab einem gewissen Niveau, wenn die persönlichen Bedürfnisse abgedeckt sind – bei manchem Top-Manager bei einem Jahresbezug von 500.000, bei anderen erst ab 1.000.000 Euro – ist der Bezug nur mehr Prestigefaktor und Gradmesser der eigenen Wichtigkeit und Eitelkeit.
Ja zur Transparenz, aber für alle: Medienunternehmen, gemeinwirtschaftliche Unternehmen, Kultur- und Sportbetriebe, Genossenschaften. Die Steuerpolitik ist gefordert, durch gezielte Bestimmungen Auswüchse zu bremsen. Unbedingt erforderlich, dass bei Aktiengesellschaften dem Aufsichtsrat der Rücken für Gehaltsverhandlungen gestärkt wird und die Hauptversammlung über die Vergütungspolitik und den Vergütungsbericht ein Votum („Say on Pay“) abgibt. Top-Manager, die nur durch materielle Anreize motiviert werden, sind oft schlechte Führungskräfte und haben nicht verstanden, dass ein Unternehmen ein soziales System ist und der Erfolg eines Unternehmens langfristig nicht vom Egoismus einzelner bestimmt wird. Geld allein ist sinnlos und daher oft ein Substitut für andere Bedürfnisse.
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ist Präsident des IVA, Honorarprofessor für Betriebswirtschaft und Aufsichtsrat bei Wienerberger, Erste Group Bank AG und S IMMO AG.
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