… ist scheinbar doch nicht das Inflationsmodell. In den letzten Wochen wird es immer stärker hörbar, dass Notenbanken in großem Stil in die Aktienmärkte einsteigen oder bereits eingestiegen sind. Ganze 13,2 Billionen US$ sollen bereits zusammengekommen sein. Die Empörung ist groß. Notenbanken werden zu Zockern. Die öffentliche Verpflichtung zum Werterhalt der Währung missbraucht. Die Moral steht am Pranger. Die Druckerschwärze wird zum begehrten Rohstoff angesichts der dicken Lettern auf den Schlagzeilen.
Wie absurd kann das alles denn noch werden frage ich mich? Warum sollen die Notenbanken sich etwas Gutes tun wenn sie zuhauf in 1,19%ige 10-jährige Bundesanleihen investieren, aber in Substanzträger dürfen sie nicht? Warum wirft man den Währungshütern fahrlässiges Vorgehen mit ihren Geldern vor wenn sie Aktien kaufen, aber wenn sie Bonds mit negativen Realzinsen erwerben ist das in Ordnung? Wenn es ein Kalkül hinter Investitionen gibt das den Werterhalt im Geiste trägt, dann ist das doch gerade eher in Aktien zu finden als in heutigen Staatsrenditen.
Ein Argument, das die Kommentare noch zusätzlich begleitet ist jenes, dass die Damen und Herren Notenbanker ja in Wirklichkeit keine Ahnung von Aktienmärkten haben und gerade deswegen derzeit daran sind Aktienblasen zu züchten, die am Ende ja nur mehr in sich zusammenbrechen können. Dass nahezu sämtliche Investitionen in Fonds investiert werden, die von geprüften Fondsmanagern extern verwaltet werden, geht da schon unter.
Es wird wohl so sein, wie schon so oft davor erkannt: Notenbanken agieren langfristig und sie leiden wie viele andere unter dem aktuell tiefen Renditeniveau. Dass sie dieses mittragen und am Leben erhalten machen sie, wie wir wissen sollten, ja auch nicht aus Jux und Tollerei, sondern um der Wirtschaft (insbesondere Finanzwirtschaft) und damit am Ende uns Allen Steuerzahlern zu helfen. Sich aus Mangel an Alternativen an diesem Wachstum beteiligen zu wollen trifft somit exakt in dieselbe Kerbe wie bei den Anleihen. Warum dann so kritisch? Da mögen Einige meinen, dass es bessere Konzepte gäbe, aber deren Kritik hat zumeist ganz geringe argumentative Halbwertszeiten und dazu kommt, dass es heutzutage einfach toll ist sofort dagegen zu sein. Hiobs Schlaraffenland.
Die Rolle der Notenbanken ist wohl noch um eine Nuance tiefer zu sehen. Sie übernehmen durch ihr Zugeständnis zu den Aktienmärkten auch in gewissem Maße die Funktion all jener, die derzeit aus regulatorischen oder politischen Gründen ihre angestammte Investorenpräsenz in diesen Märkten nicht einnehmen. Versicherungen leiden still unter tiefen Renditen bei geringster Aktienquote, Pensionskassen fühlen sich angesichts ihrer internen Vorgaben, zumindest die Inflationsrate zu schlagen ohne Risiko zu nehmen, immer mehr in die Passivität gedrängt. Unternehmen fürchten mediale Präsenz sollte ein Investment einmal schief gehen, und betreten daher ebenso wenig die Aktienmärkte wie angeblich schon länger die Banken. Da kann man ja von Glück sagen, dass wenigstens die Notenbanken gemeinsam mit ein paar verwegenen Institutionellen noch die Courage besitzen, ökonomisches Investment zu suchen.
Wie zynisch die Berichterstattung ist, zeigt sich noch anhand der Kommentare, wie unverschämt die asiatischen Notenbanken wären, weil es überwiegend europäische Unternehmen sind in die sie derzeit investieren. Frechheit. Der Volkszorn kocht. „Die nehmen uns die guten Unternehmen weg und wir schauen zu.“ Beim Schnitzel und Gespritzten auf der Matratze mit den zinslosen Sparbüchern sitzend.
Wie war das? „Selber schuld wenn mich friert. Hätt mir nur der Vater Handschuhe gekauft.“.
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Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen
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