Das Zauberwort der aktuellen Stunde heißt … Free Cash Flow. Das ist jener Teil des Cash Flows der nach Finanzierung des normalen Geschäfts und nach Investitionen, aber vor Dividendenzahlungen, übrigbleibt. Der Rahm auf dem Bottich der Aktienmärkte. Dies kann für Ausschüttungen oder Aktienrückkäufe oder neue Investitionen verwendet werden, auf jeden Fall sind es Gelder die zusätzlich zur Verfügung stehen. Ein Zeichen, dass das Geschäftsmodell funktioniert und man den Pfad der permanenten aggressiven Marktverteidigung etwas verlassen kann. Ruhekissen wäre irreführend, Beruhigung schon eher. Angenehm für alle Investierten. Interessant in zunehmendem Masse für … Bondinvestoren.
Der Gedanke ist schon alt und in gewisser Weise auch Wunsch, endlich einmal Aktien auch eine Laufzeit zuordnen zu können. Wäre für so viele Marktteilnehmer ein Lösungsansatz der aus der Bond-Falle herausführen kann, denn Aktienrenditen liegen im Schnitt bereits doppelt so hoch wie vergleichbare Staatsanleihen und das lockt jeden Renditejäger. Wer jetzt ruft, dass das schon seinen Grund hat weil ja das Risiko höher ist, der sollte sich kurz in die Geschichtsbücher und Datenreihen vergraben, checken, wie es Jahrhunderte lang davor war und, nachdem er vielleicht festgestellt hat, dass die meisten Aktien sehr wohl ihr Kapital zurückverdienen, Staaten aber nie (sie nehmen immer mehr Kapital auf um ihre Schulden zu tilgen), ein wenig nachdenklicher werden.
Dem Dividendencharakter von Aktien kann man natürlich vieles abgewinnen, in Zeiten unsicherer Börsenkurse wird das Timing aber kurzfristig zum dominanten Faktor und überlagert diesen Grundgedanken. Da hilft die Rückendeckung des Free Cash Flows und dessen erwarteter Entwicklung. Die Aussagekraft über die verantwortlichen Parameter für die diesbezügliche heutige und auch künftige Entwicklung sind in der Regel sehr nahe am operativen Geschäft und somit an einem längerfristigen Umfeld angefügt. Dadurch wird die Aussage über die Cash Flow Entwicklung verständlicher und sicherer, das Investment länger berechenbar und die „Rückzahlung des Investments“ via Dividenden zum interessanten Vergleich geadelt. Der Gedanke an eine „Laufzeit“ liegt dann schon recht nahe. Dividenden-Diskontierungsmodelle werden wieder aus lange unbenutzten Speichern geholt.
Diese Gedankenbrücken zwischen den Asset Klassen gibt es bei normalen Investoren permanent, bei Regulatoren oder Behörden dagegen weit weniger. Da regiert nach wie vor das historische Risikokonzept „Bonds sind sicher, Aktien nicht“. Es wäre vielleicht ein Ansatz dieses Konzept ganz neutral zu hinterfragen und in Zeiten erhöhter Transparenz vielleicht gewisse Regeln bei Wirtschaftsprüfern oder auch Aufsichtsorganen zu schaffen und einzuführen, die es ermöglichen, nach deren Zustimmung, eine ideelle Laufzeit für die angefragten Aktien zu formulieren und somit Investments darin leichter für Viele verbuchen zu lassen. Erinnert zwar an das Kratzen am Kopf über 17 Ecken aber das sind wir ja fast schon gewohnt zu tun. Unsere Märkte und deren öffentliche Wahrnehmung sind ja wahrlich nicht leichter geworden.
Am Ende läge dann auf der Hand was wir eh schon seit geraumer Zeit zu wissen glauben, die „billigsten Bonds“ sind heute die Aktien.
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