Die interessierte Öffentlichkeit ist schwer beeindruckt, welche gigantischen Summen bei Deals wie Bayer -Monsanto oder AT&T-TimeWarner bewegt werden. Die Gewinner stehen immer fest: die involvierten Investmentbanker, aber oft auch das Topmanagement, kassieren unvorstellbar hohe Beträge - ohne Risiko getragen zu haben. Meistens werden auch noch steuerschonende Konstruktionen gewählt. Erfahrungsgemäß betragen die Honorare etwa fünf bis zehn Prozent des Transaktionsvolumens. Aber in den seltensten Fällen gibt es eine win-win-Situation. Denn das investierte Geld muss auch verdient werden. Davon betroffen sind einerseits die Kunden, weil eine Fusion in der Regel zur Dämpfung des Wettbewerbs und damit zu tendenziell höheren Preisen führt und anderseits die Belegschaft, weil es vor allem im Mittelmanagement zu einem Personalabbau kommt und Betriebsstandorte geschlossen werden.
Eine nähere Betrachtung zeigt, dass bei vielen Übernahmen die gesetzten Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. In Österreich stößt die Übernahme von Zentralsparkasse, Länderbank und Creditanstalt durch die bayrischen HVB und in weiterer Folge durch die lange Zeit weit überschätzte UniCredit bitter auf. Ein mögliches Ende als Teil der BAWAG ist vielleicht nur eine Frage der Zeit. Aktuell regt bei kritischen Marktteilnehmern die Übernahme der brasilianischen Magnesita durch RHI auf. Die Übernahme von US-Werken durch RHI führte vor etwas mehr als zehn Jahren zur existenzbedrohenden, finanziellen Katastrophe, die nur durch ein schmerzhaftes, rigides Sanierungsverfahren mit Unterstützung von verständnisvollen Banken abgewendet werden konnte. Magnesita ist hoch verschuldet und die erwarteten Synergien sind zweifelhaft, weil die Kunden auf die neue Marktdominanz mit der Suche nach anderen Lieferanten reagieren werden, somit mit Umsatzeinbussen zu rechnen ist. Für den privaten Streubesitz kommt es zu unangenehmen Nachteilen: die Hauptversammlung findet in weitere Zukunft in englischer Sprache in London oder Amsterdam statt, Gerichtsstandort ist ebenfalls im Ausland, wahrscheinlich ist mit höheren Depotspesen und Transaktionskosten für Auslandsaktien zu rechnen, eventuell gibt es steuerliche Probleme, weil der bequeme Abzug der Kapitalertragssteuer nicht gegeben ist.
Im Fall RHI-Magnesita geht es um problematische Einzelinteressen, Gier und Eitelkeit von gut vernetzten Dealmakern, für die primär der eigene Vorteil zählt, die sich aber nach außen geschickt auch als Freunde und Unterstützer der Sozialdemokratie geben.
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ist Präsident des IVA, Honorarprofessor für Betriebswirtschaft und Aufsichtsrat bei Wienerberger, Erste Group Bank AG und S IMMO AG.
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