"Crisis? What crisis?" Wenn man die Notierungen der US-Börsen so ansieht, kommt man etwas ins Grübeln, oder? Ich zumindest werde unwillkürlich an das gleichnamige 70er-Jahre-Album der Band Supertramp erinnert, vor allem an das Cover. Eine gewisse Realitätsverweigerung scheint mir schon ein Treiber der aktuellen Hausse zu sein. Während an Europas Börsen gestern wieder einmal die Vorsicht regierte, legte die Wall Street erneut zu. Vor allem der technologielastige Nasdaq kämpft sich unverdrossen von einem Rekordhoch zum nächsten. Dass im US-Kongress weiter keine Einigung für ein Konjunkturpaket in Sicht ist und der Präsident überlegt, Notverordnungen zu erlassen, um wenigstens die ärgste Not bei den zig-Millionen Arbeitslosen zu lindern, spielt offenbar keine Rolle. Auch auf der Währungsseite herrscht Ruhe, der Greenback scheint sich mit seiner Rolle als zweiter Sieger abzufinden, die Veröffentlichung des heutigen US-Jobreports für Juli könnte ihm sogar einen weiteren Dämpfer bescheren. Aber wie habe ich gestern mit einem lieben Freund (ebenfalls ein "Markt-Dino") schon festgestellt: Es geht nicht um die Schmerzen beim Hinfallen, sondern um die Genugtuung beim (wieder) Aufstehen! Viel Spaß beim bevorstehenden Bade-Wochenende und bitte nicht vergessen: Abstand halten und Xundbleim!
Die wichtigsten Börsen Asiens tendieren heute erneut schwächer. Im Blick der Anleger stehen neben der «"zweiten Welle" der Corona-Epidemie die Spannungen der USA mit China. US-Präsident Donald Trump hat den Druck auf den chinesischen TikTok-Inhaber ByteDance zum Verkauf der populären Videoplattform an ein US-Unternehmen massiv erhöht. Trump unterzeichnete gestern ein Dekret, das auf ein Verbot von TikTok in anderthalb Monaten hinausläuft, sollte die Plattform bis dahin nicht verkauft werden. Auch der angekündigte Besuch des US-Gesundheitsministers in Taiwan sorgt für Wirbel in den Beziehungen. Dass bei dem anberaumten Treffen hochrangiger Vertreter beider Länder Mitte des Monats eine Beilegung der diversen Streitpunkte erfolgt, dürfte unwahrscheinlich sein.
Der Nasdaq-Composite setzte seine Rekordserie fort und überwand die Marke von 11.100 Punkten, nachdem er erst am Vortag erstmals über 11.000 Punkte gestiegen war. Auf dem US-Arbeitsmarkt scheint es erste Hoffnungsschimmer zu geben. Nachdem der ADP-Arbeitsmarktbericht am Mittwoch erheblich schlechter ausgefallen war als erwartet, stimmten die wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe die Anleger gestern zuversichtlich. So ist die Zahl der Erstanträge in der vergangenen Woche stärker gesunken als erwartet und so niedrig gewesen wie zuletzt im März. Gleichwohl bewegen sich die Daten weiter auf historischen Höchstständen. Die schwache Entwicklung ist ein Alarmzeichen und spricht gegen eine schnelle Konjunkturerholung. Die weiter hohe Zahl an Neuinfektionen und regional wieder verschärfte Abriegelungsmaßnahmen in den USA bremsen die Einstellungsbereitschaft. Angesichts der Schwäche des Arbeitsmarktes kommt der Verlängerung der Corona-Hilfen eine wichtige Bedeutung zu. Doch noch immer konnten sich Republikaner und Demokraten im Kongress nicht einigen. Allerdings sagte der Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, am Donnerstag, Präsident Donald Trump werde per Dekret über eine Fortsetzung der Hilfen entscheiden, wenn sich die Parteien nicht einigten.
Der Goldpreis stieg nach seiner Rally heute zwischenzeitlich auf ein neues Rekordhoch von USD 2.075.
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