Die erste Hälfte dieses bemerkenswerten Jahres 2020 wäre also beinahe geschafft. Ersparen Sie mir bitte einen Rückblick und die damit verbundenen Schwierigkeiten, das Geschehene in veröffentlichungsfähige Worte zu fassen... Immerhin bleibt ja die Hoffnung, dass es eigentlich nur mehr aufwärts gehen könnte - und genau diese Hoffnung wurde gestern durch exorbitant positiv ausgefallene Wirtschaftsdaten in den USA bestärkt. Die "Schwebenden Hausverkäufe", also die noch offenen Immobilienverkäufe, sprangen im Mai um gar 44 % an, ein Vielfaches von dem von Analysten erwarteten Wert. Sie befinden sich damit immer noch klar unter dem Vor-Corona-Wert, deuten jedoch auf eine wesentlich raschere Erholung der Wirtschaftstätigkeit hin, als bisher befürchtet worden war. Genaueres hierzu dürfen wir heute noch von Fed-Boss Jerome Powell und US-Finanzminister Steven Mnuchin, die beide vor dem Kongress Auskunft geben werden, erwarten. Die Märkte reagierten mit einer kleinen Risk-On-Rallye, die Wall Street gab sich einen erfreuten grünen Anstrich, die "Krisengewinner" Yen und Franken gaben nach, erstmals legte in diesem Umfeld auch der Greenback zu, "Safe Haven" hin oder her. Positive Vorzeichen also, auch wenn im Hintergrund die bisher höchsten COVID19-Infektionswerte weltweit gemeldet werden, was die WHO mit einem lapidaren "The worst is yet to come" kommentierte...
An den asiatischen Börsen teilen die Anleger heute den Optimismus der Wall Street. Diese hatte am Vortag mit deutlichen Aufschlägen geschlossen. Damit stehen die Börsen in Asien nach dem Absturz infolge der Coronavirus-Krise nun vor dem besten Quartal seit 2009. Die Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturerholung erhält derweil neue Nahrung aus China. Die Aktivität in der chinesischen Industrie ist deutlicher als erwartet auf ein Dreimonats-Hoch gestiegen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor rückte zudem stärker in den expansiven Bereich vor. In der Dienstleistungsbranche hat sich die Lage im Juni ebenfalls aufgehellt. Hier erreichte der Index den höchsten Stand seit sieben Monaten.
Analysten sehen in China jedoch noch keine vollständige Konjunkturerholung. Die Auswirkungen der gerade erst wieder erlassenen Abriegelungen im Großraum Peking aufgrund neuer Infektionszahlen mit dem Coronavirus sowie das Umfeld in der Region mit neuen Ausbrüchen seien in den aktuellen Daten noch gar nicht vollständig erfasst. Auch könnten die behördlichen Auflagen die Erholung im Dienstleistungssektor bremsen. Zwar haben die Experten ihre Schätzungen für das BIP-Wachstum im zweiten Quartal gerade erst erhöht, ihre Projektionen für das zweite Halbjahr haben sie aber zurückgenommen. Selbst die Volkswirte der an der Erhebung des Einkaufsmanagerindexes beteiligten China Federation of Logistics & Purchasing (CFLP) räumen ein, dass die Nachfrage in China der Produktion deutlich hinterherhinke.
Für den heutigen Tag sind Reden von insgesamt fünf US-Notenbankern angekündigt. Nun bleibt abzuwarten, welchen Tenor diese haben werden. Nach dem heutigen US-Börsenschluss dürfte der Wochenbericht des American Petroleum Institute für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen. Im frühen Handel führten jedoch schwächer als erwartete Konjunkturdaten aus Japan zu einer negativen Überraschung, was die Ölpreise leicht nachgeben ließ.
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