Willkommen zum "Zwickel-Tag" (Willibald Katzenschlager, LLB Österreich)

Willkommen zum "Zwickel-Tag", "Bridging Day" oder "Fenster-Tag", wie auch immer Sie diesen Appendix der eigentlich bereits abgeschlossenen Handelswoche auch nennen mögen. Fest steht jedenfalls: Es wird wieder kälter. Gemeint ist nicht nur die bevorstehende Kaltfront, die uns das Wochenende vermiesen dürfte, sondern das internationale Investitionsklima. Geharnischte Rhetorik aus Peking, wo der nun stattfindende Volkskongress für verbale Warnschüsse in Richtung Hongkong, Taiwan und vor allem die USA sorgt, das Ringen der Europäer um eine adäquate und vor allem konsensuale Corona-Hilfe und das Entstehen von neuen Covid19-Hotspots (z.B. Brasilien, Mexiko) sorgen für die Beendigung der kurz aufgeflammten Risk-On-Stimmung. Wer jenseits der 1,1000 EUR verkaufen konnte, sollte sich glücklich schätzen, so schnell dürfte die vor allem psychologisch wichtige Marke in EUR/USD  nicht mehr übersprungen werden. Die Zentralbanken von Südafrika und der Türkei haben gestern um jeweils 50 Basispunkte die Zinsen gesenkt, die Bank of Japan brachte bei ihrer außertourlichen Sitzung heute Nacht naturgemäß nicht einmal mehr das zuwege und musste sich mit verbalen Durchhalteparolen und Liquiditätszusagen für Geschäftsbanken begnügen - das Ende der konventionellen Zinspolitik scheint hier nun endgültig erreicht.

Im Fokus der asiatischen Märkte steht am heutigen Freitag die Börse in Hongkong, wo es zu drastischen Verlusten kommt. Grund ist das neue "Sicherheitsgesetz", das der Nationale Volkskongress in Peking zur Abstimmung eingereicht hat. Das Gesetz soll angesichts der Massenproteste der Hongkonger Demokratie-Bewegung im vergangenen Jahr die "Vollstreckungsmechanismen" verschärfen und könnte neue Unruhen in der Sonderverwaltungszone auslösen. Für den Leitindex HSI geht es um 4.6 % abwärts. Unter den Einzelwerten traf es Immobilientitel besonders mit Verlusten von bis zu 8 %. Unterdessen hat US-Präsident Donald Trump zugesichert, er werde das Thema sehr konsequent angehen, falls China mit den Maßnahmen voranschreite. Von US-Senatoren sind bereits Pläne von Sanktionen gegen chinesische Vertreter und Institutionen angekündigt worden, die das Sicherheitsgesetz forcieren. Dabei ist auch geplant, Banken zu bestrafen, die mit diesen Institutionen Geschäfte machen. Ein neues Stimulierungspaket der chinesischen Regierung in Höhe von umgerechnet USD 700 Mrd. scheint sich vor allem auf den Konsum zu konzentrieren – anders als die Stimulierungsmaßnahmen nach der Finanzkrise 2009, die auf die Infrastruktur gesetzt hatten. Auch die Bank of Japan hat ein neues Programm aufgelegt. Mit ihm sollen Banken mit Mitteln versorgt werden, um weiter Kredite an durch die Pandemie betroffene Unternehmen geben zu können. Den Einlagensatz hat die Bank unverändert belassen. Auch an den übrigen Märkten sind querbeet rote Vorzeichen zu sehen, nachdem es zum Teil im frühen Geschäft noch kleinere Gewinne gegeben hatte. Gewinnmitnahmen haben gestern den Handel an den US-Börsen geprägt. Die Kurstreiber der vergangenen Tage verloren etwas an Kraft. Hoffnungen auf Fortschritte bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus hatten ebenso einen Dämpfer erhalten, wie Erwartungen, dass die Wirtschaft bald wieder anspringen wird, wenn die Beschränkungen, die wegen der Pandemie verhängt wurden, gelockert werden. Die Ölpreise fallen heute deutlich um gut 6 %. Grund sind Sorgen im Zusammenhang mit dem von China mitgeteilten Verzicht auf ein BIP-Wachstumsziel in diesem Jahr. Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten hatte die Führung in Peking kein Ziel für das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt vorgegeben sondern lediglich auf die enormen Risiken der Corona-Pandemie verwiesen.



(22.05.2020)

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