ATX-Trends: Immofinanz, S Immo, Porr, Strabag, Bawag, Warimpex ...

Mit Rückenwind von der Wall Street haben die meisten europäischen Börsen am Donnerstag ihre Erholung fortgesetzt. Die steigenden Ölpreise unterstützten den vorsichtig aufkeimenden Optimismus, und so konnte der EuroStoxx 50 um 0,6% zulegen, der CAC 40 ging mit einem Zuwachs von 0,9% aus dem Handel, für den Dax gab es ein Plus von 1,0% und der FTSE 100 stieg genauso viel.

Die Wirtschaftsdaten, die nur wenig positive Aspekte beinhalteten, konnten die Stimmung nicht wirklich dämpfen, die Stimmung in der Wirtschaft in der Eurozone hatte sich noch stärker als befürchtet verschlechtert und war auf ein Rekordtief gesackt, ähnlich war die Stimmungslage in Großbritannien. Die steigenden Ölpreise beflügelten den gesamten Sektor, der mit einem Plus von 3,0% gemeinsam mit dem Bankensektor der stärkste in Europa war. Die einzige Branche mit Verlusten waren die Einzelhandelstitel, die 0,7% abgeben mussten. Dieses Bild spiegelte sich auch bei den Einzelwerten wieder, BNP Paribas war mit einem Plus von 6,3% stärkster Titel im Eurostoxx, gefolgt von Societe Generale mit einem Anstieg um 5,2%. Stark waren auch Banco Bilbao und ING, die 4,6% beziehungsweise 4,0% zulegen konnten. Auch Ölwerte waren in den Indices ganz vorne zu finden, beispielsweise Total mit einem Anstieg von 4,2%.- Zu den Schlusslichtern zählten hingegen die Hersteller und Vertreiber von Luxusgüterartikeln, LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton und Kering mussten abgeben, auch die Modekette Inditex zählte mit einem Minus von 3,5% zu den Schlusslichtern im Index. Bei den Bankenwerten überraschte ausserdem Credit Suisse, trotz hoher Rückstellungen wegen zu erwartender Kreditausfälle im Zuge der Krise konnte die Schweizer Bank einen Gewinnsprung erzielen und schloss 2,3% stärker. Unilever strich die Jahresprognose, was für den Konsumgüterkonzern, der ausserdem für das erste Quartal einen stagnierenden organischen Umsatz berichtet hatte, einen Rückgang von 1,7% bedeutete. Renault berichtete ebenfalls einen deutlichen Umsatzeinbruch, da dies aber erwartet worden war und nicht ganz so schlimm ausfiel wie befürchtet konnte der Autobauer eine deutliche Erholung nach den kräftigen Kursverlusten starten und 4,2% stärker schliessen. Daimler in Deutschland hat ebenfalls mit deutlich zurückgehenden Verkäufen durch geschlossene Autohäuser und Stillstand in den Werken zu kämpfen, gestern konnte der Titel aber ebenfalls zu einer Erholung nach der Kurshalbierung im Zuge der Krise ansetzen und 3,2% zulegen. Auch Schneider Electric gab Umsatzzahlen bekannt, viel mehr wog aber die Tatsache, dass die Übernahme von RIB Software erfolgreich abgeschlossen werden konnte, der Titel stieg um marktkonforme 0,8%.

Die Erholung des Vortages fortsetzen konnte der heimische Markt, der ATX ging mit einem Aufschlag von stolzen 3,4% aus dem Handel und war damit deutlich besser als die großen europäischen Indices. In Wien standen auf Unternehmensebene vor allem Immobilienaktien im Fokus. Immofinanz sprang um mehr 11,3% hoch, das Immobilienunternehmen hatte bekannt gegeben, dass der österreichische Investor und s-Immo-Kernaktionär Ronny Pecik die Führung der Immofinanz ab dem 4. Mai für drei Jahre übernimmt. Auch s Immo konnte von dieser Nachricht profitieren und 4,9% befestigt schliessen. Die Banken hatten auch in Österreich einen sehr starken Tag, allen voran die Bawag mit einem Anstieg um 7,1%, auch die Erste Group war stark und konnte schlussendlich um 6,4% höher notieren, dagegen fiel das Plus von Raiffeisen mit 2,1% fast bescheiden aus. Der Baukonzern Porr kündigte an, auf Grund der gegenwärtigen Krise die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr entfallen zu lassen, die Anleger quittierten diese Entscheidung mit einem Minus von 1,3%. Auch Strabag will die Dividende deutlich kürzen, das brachte dem zweiten Baukonzern am heimischen Markt einen Rückgang von 0,4%. Die Vienna Insurance Group erwartet durch die Corona-Krise dämpfende Auswirkungen auf das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres, diese Prognose, die auf Grund der erhöhten Unsicherheiten gegeben wurde, liess den Titel um 1,2% absinken. Semperit legt den Verkauf seiner Medizin-Sparte auf Eis, das wurde so in den Medien berichtet und von dem Unternehmen nicht dementiert, der Titel konnte sich um 3,8% verbessern. Die Baader Bank bestätigte das Kursziel von 35,0 Euro für Amag und liess auch die Empfehlung unverändert auf „Add“, dadurch konnte der Aluminiumkonzern um 2,7% stärker schliessen. Ebenfalls sehr gesucht war gestern EVN, der Versorger zählte mit einem Plus von 6,8% zu den stärksten Titeln, auch Wienerberger war unter den Spitzenreitern, für den Ziegelhersteller ging es 5,3% nach oben.

Zerschlagene Hoffnungen auf ein mögliches erstes Mittel gegen die gefährliche Lungenkrankheit Covid-19 haben den Anleger an den US-Börsen am Donnerstag die wieder erwachte Risikofreude verdorben. Der Dow Jones Industrial  gab seine Gewinne bis Handelsschluss nahezu vollständig ab. Es blieb dem US-Börsenbarometer letztlich nur ein Plus von 0,2%, der S&P 500 drehte leicht in die Verlustzone und gab 0,1% ab und der Nasdaq 100 sank 0,3%. Laut einem Medienbericht hat der bisherige Hoffnungsträger im Kampf gegen den neuen Corona-Virus des US-Biotechkonzerns Gilead Sciences versagt, bei der Behandlung von Patienten in China habe es keine spürbaren Verbesserungen bei der Gabe des Mittels gegeben. Auch die zwar nicht überraschenden, aber dennoch beunruhigenden sehr schwachen Wirtschaftsdaten rückten wieder in das Bewusstsein der Anleger. So hatten in der vergangenen Woche weitere 4,4 Millionen Menschen in den USA einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt, am Häusermarkt war im März die Zahl der Neubauverkäufe stark eingebrochen. Unternehmensseitig standen Quartalsberichte im Blickpunkt, Eli Lilly konnte zwischenzeitlich ein Rekordhoch erreichen und ging schlussendlich 2,1% stärker aus dem Handel, der Umsatz des Blockbuster-Medikaments Trulicity gegen Diabetes war stark angestiegen. Air Products & Chemicals zog die Jahresprognose zurück und musste 1,5% abgeben. Snapchat will über eine neue Wandelanleihe frisches Geld besorgen, das brachte den Titel 5,6% nach unten. Die Ölwerte ExxonMobil und Chevron zählten angesichts der Ölpreiserholung zu den Favoriten im Dow und legten um jeweils etwa 3,0% zu. Auch United Health war stark nachgefragt und konnte eine um 3,0% höhere Schlussnotierung erzielen.

Die Ölpreise konnten deutlich zulegen, Brent schloss 4,6% höher, bei WTI gab es ein Plus von 19,8%, allerdings waren hier noch immer die Verwerfungen rund um den Kontraktwechsel spürbar. Gold war wieder gefragt, das Edelmetall konnte während des gesamten Handelsverlaufes zulegen und notierte gegen Abend bei einem Kurs von rund 1.730 US-Dollar. Der Euro zeigte gegen den US-Dollar den ganzen Tag über nur wenig Bewegung, die Gemeinschaftswährung notierte gegen Ende des Tages leicht schwächer bei einem Kurs von rund 1,078.

Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Freitag zum Wochenschluss zur Eröffnung schwächer indiziert. Auch die Börsen in Asien tendierten tiefer. Unternehmensseitig gibt es Neuigkeiten zu Immofinanz, Bawag, Strabag, Porr und Warimpex (siehe unten). Makroseitig stehen in Europa heute die Industrieproduktion (AUT), Erzeugerpreise (ESP) sowie der IFO-Geschäftsklima-Index (DEU), in den USA der Auftragseingang langlebiger Güter sowie das Uni Michigan Verbrauchervertrauen im Fokus der Märkte. 
 

UNTERNEHMENSNACHRICHTEN

Immofinanz

Immofinanz veröffentlichte gestern die Meldung, dass der Aufsichtsrat beschlossen hat, den bekannten österreichischen Investor und Hauptaktionär Ronny Pecik ab 4. Mai 2020 für drei Jahre als Vorstandsmitglied der Gesellschaft zu bestellen. Ronny Pecik wird den Vorstandsvorsitz (CEO) übernehmen. Der Vorstand der IMMOFINANZ setzt sich somit aus Ronny Pecik (CEO), Dietmar Reindl (COO) und Stefan Schönauer (CFO) zusammen.
 
Bawag

Das heimische Bankinstitut Bawag gab gestern bekannt, dass man die Ziele für 2020 wieder zurücknimmt. Zudem bildet man im Ergebnis des Q1/2020 zusätzlich eine Pauschalwertberichtigung von rund €25 Mio. im Retail & SME-Geschäft (entspricht ca. 150% der durchschnittlichen Risikokosten in einem Quartal), um das sich verschlechternde makroökonomische Umfeld sowie die Stundungen von Kundenzahlungen aufgrund von COVID-19 zu adressieren. Das Unternehmen gibt an, dass in Anbetracht der Marktunsicherheiten und der Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds sind konkrete Ziele für dieses Jahr nicht verlässlich sind. Aufgrund des strategischen Fokus, der Stärke der Bank und der über die letzten Jahre stattgefundenen Transformation, setzt sich das Management zum Ziel, mittelfristig einen Return on Tangible Common Equity von >15% und eine Cost/Income-Ratio von <40% in einem normalisierten Umfeld zu erreichen.
 
Strabag

Die Geschäftsführung von Strabag teilte mit, dass die seit dem Börsegang 2007 verfolgte Dividendenpolitik aufgrund des guten Konzernergebnisses 2019 in Höhe von €371,7 Mio. zwar eine Ausschüttung von bis zu €1,80 pro Aktie rechtfertigt, diese soll jedoch auf €0,90 pro Aktie halbiert werden. Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Krise soll außerdem sichergestellt werden, dass auch die Auszahlung einer solcherart gekürzten Dividende die Liquidität der Gesellschaft nicht ungebührlich belastet. Für das Geschäftsjahr 2020 ließe sich eine verlässliche Einschätzung der Effekte der Coronavirus-Krise auf das Ergebnis und damit auf die angestrebte EBIT-Marge der STRABAG SE nach wie vor nicht abgeben. Aus heutiger Sicht geht der Vorstand von einer um ca. 10 % verringerten Leistung und einem leicht abgeschwächten Ergebnis für das Jahr 2020 aus.
 
Porr

Der Aufsichtsrat der Porr AG hat in einer Sitzung am 23.04.2020 den Jahresabschluss zum 31.12.2019 festgestellt. Der Aufsichtsrat hat bei dieser Sitzung gemeinsam mit dem Vorstand den ursprünglichen Gewinnverwendungsvorschlag des Vorstands, eine Dividende in der Höhe von €0,40 pro Aktie zu leisten, evaluiert. Beide sind nach intensiver Diskussion gemeinsam zu dem Ergebnis gelangt, dass die Ausschüttung einer Dividende in der aktuellen, durch die COVID 19- Pandemie ausgelösten Situation nicht geboten ist und schlagen der Hauptversammlung daher vor, für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividende auszuschütten, sondern den gesamten Bilanzgewinn auf neue Rechnung vorzutragen. 
 
Warimpex

Das heimische Immobilienunternehmen Warimpex veröffentlichte heute seine Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2019. Der Verkauf der Hotels in Frankreich und Tschechien führte zu einer Verringerung der Umsatzerlöse in diesem Segment. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich deshalb eine Verringerung um 20 % auf €10,0 Mio. Die Umsatzerlöse aus der Vermietung von Büroimmobilien dagegen erhöhten sich im Jahresvergleich um 28 % auf €19,9 Mio. Dieses Ergebnis ist maßgeblich auf den Ankauf des Bürogebäudes B52 in Budapest sowie die Fertigstellung und Eröffnung des Ogrodowa Office in Lodz im Jahr 2018 sowie die Fertigstellung und Eröffnung des Mogilska 43 Office in Krakau im Mai 2019 zurückzuführen. Der Gesamtumsatz erhöhte sich somit auf €31,6 Mio., der direkt den Umsatzerlösen zuordenbare Aufwand stieg um 16 % auf €14,2 Mio. Daraus ergibt sich ein Bruttoergebnis vom Umsatz in Höhe von €17,5 Mio. (+ 3% YoY). Aufgrund erfolgreicher Transaktionen konnte ein Veräußerungsergebnis in Höhe von €28,9 Mio. erzielt werden. Das EBITDA erhöhte sich deutlich von €4,3 Mio. auf €29,9 Mio. im Berichtszeitraum. Grund dafür sind in erster Linie erfolgreiche Immobilienverkäufe. Abschreibungen und Wertänderungen verringerten sich von €15,5 Mio. im Vorjahres-Berichtszeitraum auf €14,9 Mio. Aufgrund von Immobilienveräußerungsgewinnen stieg das EBIT von €19,8 Mio. auf €44,7 Mio. Das Finanzergebnis (inkl. Ergebnis aus Joint Ventures) verbesserte sich von €-14,9 Mio. auf €25,8 Mio. Darin enthalten sind ein Buchgewinn in Höhe von €20,3 Mio. aus dem Ankauf von Darlehen ehemaliger Minderheitsgesellschafter einer russischen Konzerngesellschaft sowie Wechselkursgewinne in Höhe von €8,3 Mio. (Vorjahr: Wechselkursverluste EUR -11,5 Mio.). Das Periodenergebnis erhöhte sich von €1,9 Mio. 2018 auf €66,5 Mio. Aktuelle Entwicklungen schreiten planmäßig voran. Auf der Agenda stehen etwa Projekte im polnischen Krakau und Białystok, die Weiterentwicklung der AIRPORTCITY St. Petersburg, die Revitalisierung des Hotels in Darmstadt sowie die Schaffung neuer Angebote wie Coworking-Spaces. Vor dem Hintergrund der aktuellen Covid-19-Pandemie teilte das Unternehmen mit, dass sich langfristige Aussagen zum jetzigen Zeitpunkt generell nur schwer abschätzen ließen. Es sei jedoch bereits erkennbar, dass das Rekordjahr 2019 heuer kaum wiederholen wird. Warimpex rechne aber weiterhin mit einer positiven Entwicklung der Geschäftstätigkeit. Die aktualisierte Planungsrechnung zeige für 2020 weiterhin ein positives Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit vor Finanzergebnis, Steuern, Abschreibungen und Wertänderungen (EBITDA) sowie ausreichend Liquidität.



(24.04.2020)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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