Gewöhnungseffekt (Willibald Katzenschlager, LLB Österreich)

Bei meinem ersten Einkauf mit Mundschutz fiel mir heute bereits ein gewisser Gewöhnungseffekt auf. Bei den wenigen Menschen die ich sah oder mit denen ich zu tun hatte, entfiel der "oha"-Effekt komplett, man gewöhnt sich offenbar an alles. Auch daran, dass die Straßen menschenleer, die meisten Gesichter freudlos sind... Was mich gleich zum Marktgeschehen führt, wo ebenfalls Schmalhans derzeit Küchenmeister ist. Weniger Umsätze, viele jammern über Liquiditätsengpässe da und dort, die Volatilitäten sind zwar hoch, die Spreads aber noch höher, der Bondmarkt scheint sich zunehmend zu einem Gesellschaftsspiel zu entwickeln, von Markt im Sinn von Angebot und Nachfrage ist kaum mehr etwas übrig. Wer nicht muss, der tut nicht - wer muss, kann oft nicht! Keine hervorragenden Aussichten für die Aufräumarbeiten, die uns bevorstehen. Das Bemühen ist da, so hat die Fed gestern erneut USD-Repo-Fazilitäten den wichtigsten Zentralbanken angedient, der Teufel steckt aber im Detail, nämlich der Komplexität der Verteilungsmechanismen. Und so stottert die Markt-Lokomotive ganz gehörig, der Risikoappetit leidet naturgemäß unter den diversen Problemen. An den wichtigsten FX-Kursen hat sich kaum etwas geändert, die Börsen wirken lethargisch bis missmutig. Und die Zinsen? Zinsen waren gestern... In Anbetracht dieser unerfreulichen Situation fällt mir auch kein datumsabhängiger Scherz ein, auch am 1. April wünsche ich lediglich ein ernstgemeintes "Xundbleim"!

An den asiatischen Börsen zeigt sich heute kein einheitlicher Trend. Es überwiegen die Abgaben wie schon zuvor an der Wall Street. Ohnehin blicken Anleger mit wachsender Sorge nach Amerika, dem neuen Epizentrum der Coronavirus-Pandemie. Die Zahl der Neuinfizierten und Todesfälle nimmt dort immer noch stark zu und eine Abschwächung scheint nicht in Sicht zu sein. Selbst US-Präsident Donald Trump scheint seinen Optimismus bezüglich des Ausmaßes der Seuche in den USA etwas verloren zu haben. Er spricht von schmerzhaften zwei Wochen, die dem Land im Kampf gegen den Virus bevorstünden. Auch die Prognosen über die wirtschaftlichen Folgen werden düsterer: So sieht Goldman Sachs schwarz für die US-Wirtschaft. Die Analysten der Investmentbank haben ihre ohnehin schon pessimistischen Erwartungen nochmals zurückgeschraubt. Für das erste Quartal dieses Jahres rechnen sie mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 9 %, im zweiten Quartal erwarten sie einen Einbruch des realen BIP um sogar 34 %.

Der von Caixin Media Co. und dem Researchhaus Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor in China erhöhte sich auf 50,1 vom Rekordtief im Februar ganz knapp in den Expansionsbereich. Er signalisiert damit erste Anzeichen einer Erholung von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie im Reich der Mitte. Die Industrieproduktion erhöhte sich, allerdings gingen die Neuaufträge zurück. Insbesondere die Exportaufträge sanken. Ähnliche Ergebnisse hatten am Vortag die offiziellen Daten geliefert.

Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche um 10,5 Mio. Barrel gestiegen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. In der Vorwoche war ein Minus von 1,2 Mio. Barrel gemeldet worden. Die Benzinbestände erhöhten sich um 6,1 Mio. Barrel nach minus 2,6 Mio. eine Woche zuvor. Für die offiziellen Daten der staatlichen Energy Information Administration (EIA), die heute veröffentlicht werden, erwarten Analysten beim Rohöl eine Zunahme von 4,5 Mio. und bei Benzin ein Plus von 1,9 Mio. Barrel.

 



(01.04.2020)

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