ATX-Trends: Do&Co, Polytec, FACC, OMV ...

Vorerst einmal gestoppt werden konnte gestern die Abwärtsbewegung an den Märkten in Europa dank des Unterstützungsprogrammes durch die EZB. Diese hatte in der Nacht auf Donnerstag ein Notkaufprogramm für Anleihen im Umfang von 750 Milliarden Euro angekündigt. Die Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass es auf den Finanzmärkten infolge der Coronakrise nicht zu weiteren Verwerfungen kommt. So konnte der EuroStoxx 50 mit einem Plus von 2,9% den Handel beenden, in Frankreich ging es 2,7% nach oben, der Dax erzielte ein Plus von 2,0% und der Markt in London endete 1,8% stäker, hatte aber in den vergangenen Tagen nicht in gleichem Ausmaß wie die anderen Börsen abgeben müssen.

Die Telekomwerte waren einmal mehr gefragt, dieser Subindex konnte sich um 4,7% verbessern. Attraktiv waren auch die defensiven Aktien aus dem Nahrungsmittel- und Getränkesektor. Sogar der Reisesektor, dem die derzeit massiven Einschränkungen stark zusetzen, verbuchte am Donnerstag ein Plus von immerhin 2,3%. Unter den Einzelwerten präsentierten sich die großen Verlierer der letzten Tage deutlich erholt, Airbus erreichte ein stolzes Plus von 9,5%, auch bei Bau- und Infrastrukturwerten ging es nach oben, das französische Unternehmen Vinci konnte um 9,9% zulegen. In diesem Umfeld wurden auch gute Ergebnisse überproportional stark honoriert, Credit Suisse melden einen über dem Niveau des gesamten ersten Quartals des Vorjahres liegenden Vorsteuergewinn in den ersten beiden Monaten und konnte um 10,9% befestigt schliessen. Auch MTU Aero Engines konnte einen Teil der Verluste wettmachen und schloss 15,5% stärker. Ebenfalls erholt präsentierte sich Lufthansa, für die deutsche Fluggesellschaft ging es um 8,6% nach oben. Einer der Profiteure der aktuellen Situation ist der deutsche Online-Tierhändler zooplus, der gestern um 16,5% zulegen konnte. Auch Teamviewer war wieder stark, nachdem viele Unternehmen auf die Dienste des Softwareanbieters in der aktuellen Situation angewiesen sind, gestern ging es für diesen Titel um 15,8% nach oben.

Ebenfalls deutlich erholt präsentierte sich der heimische Aktienmarkt, mit einem Plus von 4,6% schlug sich der ATX deutlich besser als das europäische Umfeld. Insgesamt blieb aber die Nervosität sehr hoch, was sich in den starken Kursbewegungen einzelner Titel widerspiegelte. Einer der stärksten Werte gestern war OMV, auf Grund der Erholung bei den Ölpreisen ging es für den Konzern um 16,2% nach oben. Auch der zweite Konzern aus diesem Sektor, Schoeller-Bleckmann, konnte nach der guten Vortagsperformance noch einmal deutlich zulegen und endete 12,8% befestigt. Noch besser war Lenzing, der Faserhersteller eroberte mit einem Plus von 18,6% den Spitzenplatz im prime market. Ebenfalls deutliche Zugewinne gab es für den Flughafen Wien, der um 14,7% vorrücken konnte, gesucht war auch FACC, für den Flugzeugzulieferer ging es um 14,5% nach oben. Und weiters unter den deutlichen Gewinner war Do & Co, das Cateringunternehmen konnte gestern einen Teil der Verluste wettmachen und 12,8% befestigt schliessen. Verlierer des Tages war Polytec, für den Autozulieferer ging es um 10,9% nach unten. Palfinger musste auf Grund der aktuellen Situation vor Ergebniseinbrüchen warnen, diese durchaus nicht überraschende Mitteilung brachte den Kranhersteller aber 8,9% nach unten. Auch Wienerberger zählte zu den Verlierern des Tages, für den Ziegelkonzern setzte es eine 5,1% tiefere Schlussnotierung.

Nach der jüngsten Verlustserie haben sich die US-Aktienmärkte am Donnerstag mit einer zarten Stabilisierung zurückgemeldet. Die angespannte Lage durch die Corona-Pandemie verhindert allerdings weiterhin eine nachhaltige Erholung. Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 1,0% befestigt, nachdem er im frühen Handel noch abgesackt war, zwischendurch aber auch deutlich höher notierte. Der  S&P 500 konnte 0,5% zulegen und de Nasdaq 100 schloss deutlich stärker mit einem Plus von 1,6%. Aus Branchensicht waren Aktien aus dem Öl- und Gassektor am meisten gefragt. Die Ölpreise hatten nach der jüngsten Talfahrt zu einer Erholung angesetzt. Sie profitierten dabei auch von zahlreichen Notmaßnahmen führender Notenbanken im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise.  Auch Analystenstimmen wurde wieder Beachtung geschenkt, di Aufstufung von Tesla durch Morgan Stanley auf „Equal Weight“ verschaffte dem Elektroautohersteller ein Plus von mehr als 18,0%. Auch kursierten Gerüchte, das LVMH Moet Hennessy Louis Vitton den US-Juwelier Tiffany übernehmen will, der daraufhin um 13,2% zulegen konnte. Nicht erholen konnten sich die Fluggesellschaften, für die es weiter deutlich nach unten ging,
Die Ölpreise konnten sich klar erholen, Brent legte um 6,7% zu, WTI konnte sich gar um 12,0% verbessern. Gold erlebte einen relativ bewegten Handel und endete leicht schwächer bei einem Kurs von rund 1,470 US-Dollar. Deutlich nachgeben musste der Euro gegen den US-Dollar, für die Gemeinschaftswährung ging es den ganzen Tag über nach Süden, das Währungspaar endete am späten Abend bei einer Notierung von rund 1,067.

Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Freitag zum Wochenschluss zur Eröffnung mit Kursgewinnen indiziert. Auch die Börsen in Asien verbuchten Kurszuwächse. Unternehmensseitig gibt es Nachrichten zu AMS, Porr und Semperit (siehe unten). Makroseitig stehen in Europa heute die Erzeugerpreise, in den USA die Wiederverkäufe Häuser im Fokus der Märkte. Desweiteren ist heute großer Verfallstag für Optionsgeschäfte und Futures an den Börsen.


UNTERNEHMENSNACHRICHTEN

Semperit

Das heimische Unternehmen der Gummiindustrie, Semperit veröffentlichte heute seine Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2019. Die Semperit-Gruppe verzeichnete im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatzrückgang von 4,3% auf €840,6 Mio. im Vergleich zum Vorjahr. Dabei verbuchte der Sektor Industrie einen Umsatzrückgang von 3,5% auf €547,2 Mio., dem ein Umsatzrückgang im Sektor Medizin von 5,8% auf €293,3 Mio. gegenübersteht. Die Geschäftsentwicklung im Sektor Industrie verlief weiterhin sehr unterschiedlich, wobei die niedrigeren Umsätze in allen drei Segmenten sowohl durch die reduzierte Marktnachfrage als auch strategische Umstellungen beeinflusst wurden. Dabei war der Rückgang im Sektor Industrie vor allem durch geringere Absatzmengen im Segment Semperflex beeinflusst, aber auch durch den verstärkten Fokus auf die Verbesserung der Qualität der Orderbücher im Segment Sempertrans. Die Umsatzeinbußen im Sektor Medizin beruhen überwiegend auf einem Rückgang der abgesetzten Mengen. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) stieg um 46,1% auf €67,8 Mio., bereinigt um die Sondereffekte stieg das EBITDA um 26,8% auf €63,8 Mio. Die EBITDA-Marge stieg von 5,3% auf 8,1% im Geschäftsjahr 2019 und spiegelt damit deutlich die durch den Restrukturierungs- und Transformationsprozess verbesserte Profitabilität wider (bereinigt: 7,6% gegenüber 5,7% im Vorjahr). Nichtsdestotrotz musste man auch im Geschäftsjahr 2019 mit €-16,5 Mio. ein negatives EBIT (2018: €-47,7 Mio.) sowie mit €-44,9 Mio. ein negatives Ergebnis nach Steuern (2018: €-80,4 Mio.) berichten. Semperit erwartet für 2020 ein Jahr, das von größeren Herausforderungen gekennzeichnet sein wird. Dies wird sich infolge der weltweiten wirtschaftlichen Herausforderungen in niedrigeren Ergebnissen widerspiegeln. Aufgrund der hohen Unsicherheit in Bezug auf die kurzfristige wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Coronavirus (SARS CoV-2) wird die Semperit-Gruppe frühestens im Rahmen der Veröffentlichung der Ergebnisse für Q1 2020 Schätzungen für die erwartete Umsatz- und Profitabilitätsentwicklung geben können. Die weitere Entwicklung der Coronavirus-Krise muss laufend neu bewertet werden. Für 2020 erwartet der Konzern ein CAPEX-Niveau unter €40 Mio.
 
Porr

Der heimische Baukonzern Porr gab gestern bekannt, dass man den laufenden Betrieb der mehr als 1.000 Baustellen in Österreich zum allergrößten Teil ebenfalls eingestellt hat. Bauarbeiten zur Aufrechterhaltung essenzieller Infrastrukturen in Österreich sowie fast fertiggestellte Bauvorhaben bzw. Restarbeiten, die zur Stilllegung der Baustellen erforderlich sind, werden ordnungsgemäß durchgeführt. In den internationalen Märkten der PORR wird aus heutiger Sicht der Baubetrieb fortgeführt. Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Projekte des Unternehmens sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht absehbar. Vor diesem Hintergrund ist eine seriöse Anpassung des Ausblicks auf das Geschäftsjahr 2020 aktuell nicht möglich.
 
ams

Der Anbieter von hochwertigen Sensorlösungen ams veröffentlichte gestern aktualisierte Informationen zur Übernahme von OSRAM im Rahmen des Barübernahmeangebots und der ordentlichen Kapitalerhöhung i.H.v. €1,65 Mrd. zur teilweisen Finanzierung der Transaktion. ams bestätigt seine Erwartung, das Öffentliche Angebot im 2. Quartal 2020 zu vollziehen. Die einzige verbleibende Bedingung zum Abschluss betrifft den Erhalt der erforderlichen behördlichen Genehmigungen. In der Zwischenzeit hat ams seine direkte Beteiligung an OSRAM auf 23,4% erhöht.



(20.03.2020)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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