ATX-Trends: OMV, Flughafen Wien, Verbund, Lenzing ....

Die Pandemie des Coronavirus hat am Donnerstag an Europas Börsen einen Kurssturz historischen Ausmaßes ausgelöst, der von den USA verhängte Einreisestopp für Europäer verschärfte den jüngsten Ausverkauf nochmals. Der EuroStoxx 50 stürzte um 12,4% auf den niedrigsten Kurs seit fast sieben Jahren. Seit dem Ausbruch des Coronavirus in Italien vor knapp drei Wochen ist der Leitindex für die Eurozone um mehr als ein Drittel eingebrochen. Die Ankündigung unterstützender Maßnahmen gegen die Folgen der Virusepidemie durch die Europäische Zentralbank am Donnerstag verpuffte an den Märkten vollständig, die EZB steckt bis zum Jahresende 120 Milliarden Euro zusätzlich in Anleihenkäufe. Zudem sollen besonders günstige Kredite Banken dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben und so besonders betroffene Branchen und Unternehmen unterstützen, dieses Paket wurde aber allgemein als nicht ausreichend betrachtet. In Paris büßte der CAC 40 12,3% ein, der Dax schloss 12,2% tiefer was der zweitgrößte prozentuale Tagesverlust in der Geschichte war, und der FTSE 100 in London musste auch 10,9% abgeben. Unter dem US-Einreisestopp litt der Reise und Freizeitsektor besonders und sackte auf den tiefsten Stand seit 2014 ab. Auch Öl- und Gaswerte mussten nach der kurzfristigen Erholung weiter abgeben.

Nicht viel besser lief es für den heimischen Markt, der ATX erlitt mit einem Minus von 13,7% den größten Tagesverlust seiner Geschichte. Zahlenvorlagen von der Post und von Lenzing rückten im aktuellen Umfeld klar in den Hintergrund. Die Post-Titel gaben 4,5% nach, bei Lenzing gab es einen Abschlag von 12,5% zu sehen. Der oberösterreichische Faserkonzern Lenzing hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 unter anderem wegen historisch niedrigen Faserpreisen einen Gewinneinbruch um mehr als ein Fünftel verzeichnet. Die Post hat im Jahr 2019 einen leichten Ergebnisrückgang bei einem starken Umsatzplus verzeichnet. Der Verbund prüft wirtschaftlich und strategisch einen möglichen Erwerb des 51-Prozent-Anteils der OMV am Gas-Pipeline-Betreiber Gas Connect Austria GmbH, der Titel büßte 12,5% ein. Keiner der im Prime-Market-Segment der Wiener Börse vertretenen Werte verbuchte ein kleineres Minus als 4,5%.

Noch einmal deutlich nach unten ging es auch in den USA, nachdem US-Präsident Donald Trump ein Einreiseverbot für Europäer verhängt hatte. Der Dow Jones büßte weitere 10,0% Minus ein, der S&P 500 schloss 9,5% tiefer und der Nasdaq 100 ging 9,3% verbilligt aus dem Handel. Allgemein wurde die Ansicht laut, dass die US-Regierung keinen Plan zur Bekämpfung des Virus zu haben scheine, und dadurch wurden die Sorgen vor einer Rezession immer drückender. Viele der im Dow gelisteten Werte erlitten Abgaben im zweistelligen Bereich und fielen auf ihren tiefsten Stand seit Jahren. Die Reise- und Freizeitbranche wurde nach der kurzfristigen Erholung erneut schwer getroffen und musste erhebliche Verluste hinnehmen, die Aktien des Kreuzfahrtanbieters Carnival, der den Betrieb der Marke Princess Cruises für die nächsten 60 Tage eingestellt hatte, verloren 31,2%. Auch bei Boeing wurde die Abwärtsbewegung ohne Erholung fortgesetzt, wie schon am Vortag musste der Flugzeughersteller ein Minus von 18,1% hinnehmen, da mit weiteren Auftragsstornierungen gerechnet wird und eine erhebliche Kürzung der Dividende droht. Die Ölmärkte litten unter dem weiteren Rückgang des Ölpreises und schlossen allesamt deutlich im Minus, in dieser Branche kommt noch dazu, dass auf dem derzeitigen Preisniveau eine gewinnbringende Förderung von Schieferöl nicht mehr möglich ist. Eine Ausnahme in dieser Branche war Occidental Petroleum, der Ölfeldausrüster war der einzige Wert im S&P 500, der ein Plus erzielen konnte, und zwar von 0,8%. Der US-Paketdienst United Parcel Service holt mit Carol Tomé, die bisher Finanzchefin der Baumarktkette Home Depot war, erstmals eine Frau an die Spitze des Konzerns, die Aktie hielt sich in dem sehr schwachen Gesamtmarkt mit einem Minus von 2,1% noch erstaunlich gut.Die Ölpreise gerieten ebenfalls wieder stark unter Druck, Brent schloss 7,2% schwächer, für WTI betrug das Minus 4,5%. Gold musste am Nachmittag ebenfalls weiter abgeben, das Edelmetall kann derzeit aus der allgemeinen Verunsicherung keinen Profit ziehen und schloss deutlich schwächer bei einem Kurs von rund 1.580 US-Dollar. Der Euro konnte die zwischenzeitlichen Rückgänge gegen den US-Dollar im späten Handel wieder teilweise aufholen, das Währungspaar notierte gegen Ende des Tages bei einem Kurs von rund 1,12.

Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Freitag zum Wochenschluss zur Eröffnung freundlich. Die Börsen in Asien beenden die Handelswoche mit roten Vorzeichen. Unternehmensseitig gibt es heute Meldungen von der OMV und Flughafen Wien . Makroseitig in Europa heute die Verbraucherpreise (DEU), in den USA Import- und Exportpreise sowie die Verbraucherstimmung der Universität Michigan.

UNTERNEHMENSNACHRICHTEN

OMV

Die OMV gab gestern die Unterzeichnung der Vereinbarung zur Aufstockung seiner Beteiligung an Borealis auf 75% bekannt. Die OMV wird die Ergebnisse der Borealis in ihrem Jahresabschluss voll konsolidieren. Borealis erzielte im Jahr 2019 weltweit einen Gesamtumsatz von €9,8 Mrd. und einen Nettogewinn von €872 Mio. Zur Finanzierung des $4,68 Mrd. schweren Deals, strebt das Unternehmen ein Veräußerungsprogramm von €2 Mrd. bis Ende 2021 an. In diesem Zusammenhang wurden ebenfalls gestern bereits die geplanten Verkäufe des 51%-Anteile an Gas Connect Austria (Unternehmen im Bereich der Errichtung und dem Betrieb von Erdgas-Hochdruckleitungen in Österreich) an den Verbund und des Tankstellengeschäfts in Deutschland verkündet. Darüber hinaus erwartet die OMV bis Ende 2025 Synergien in Höhe von €700 Mio., die aus reduzierten Kosten, gestrafften Abläufen und Steuervorteilen resultieren. Die OMV wird auch ihren Geldabfluss durch die Verschiebung oder Neubewertung bereits geplanter Projekte optimieren. Im Jahr 2020 werden die geplanten organischen Investitionen für die OMV um €200 Mio. auf €2,2 Mrd. reduziert. Auch die Investitionspläne für die nächsten Jahre werden kritisch hinterfragt. Aufgrund dieser Maßnahmen sowie des starken organischen freien Cashflows der OMV erwartet der Konzern, den Verschuldungsgrad ohne Leasingverbindlichkeiten bis Ende 2021 auf rund 30% zu senken. Gleichzeitigt bestätigt die OMV ihre progressive Dividendenpolitik.

Flughafen Wien

Der Flughafen Wien gab gestern bekannt, dass die Coronavirus-Reisebeschränkungen und sie damit einhergehende massive Reduktion des Flugangebots am Flughafen Wien den Umsatz und das Jahresergebnis 2020 schwer belasten werden. Demnach kann die bisherige Guidance (Umsatz: >€870 Mio., Gewinn: >€180 Mio., Passagierwachstum: 3-4%) definitiv nicht erreicht werden.  Eine neue Prognose kann auf Basis der unsicheren Entwicklung der nächsten Monate nicht gegeben werden. Notmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des Betriebs und Senkung der Kosten werden umgesetzt. Dazu zählen die Vorbereitung von Kurzarbeit und weiterführende Maßnahmen zur nachhaltigen Senkung von Ausgaben.



(13.03.2020)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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