Verunsicherung ist das Stichwort für die Börsen (Willibald Katzenschlager, LLB Österreich)

FX/Zinsen: Gestern war ja wieder einmal Einiges geboten! Gerade, als die mit Spannung erwartete Konferenz der G7-Finanzminister und -zentralbanker drohte, als Non-Event ausgebucht zu werden, machte die Fed ernst und ließ ihn vom Stapel - den "Corona-Cut". Und als solcher wird er in die Historie eingehen, zwei Wochen vor der tourlichen Sitzung und doppelt so hoch wie die üblichen Cuts, nämlich 50 Basispunkte "schwer", bestätigte er, was im vorbereiteten Statement zu lesen war: Die Zentralbanken werden die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Virus-pandemie genauestens beobachten und gemeinsam alles tun, um die Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Konjunkturverlauf zu minimieren. "Gemeinsam marschieren, aber getrennt zuschlagen" frei nach Generalfeldmarschall von Moltke (19. Jhdt.) scheint also auch heute noch eine erfolgversprechende Taktik zu sein, daher ist davon auszugehen, dass die Bank of Canada morgen ebenfalls cutten wird, und die EZB nächste Woche auch ein Schmankerl bereit halten dürfte. EUR/USD legte unmittelbar nach dem Cut 1 Big-Figure d'rauf, sank in der Folge aber wieder auf das mittägliche Niveau von 1,1150 zurück, wo auch heute Früh in den Tag gestartet wird. Im g20-basket verlor der Greenback ca. 0,8 % an Wert, befindet sich aber auch hier auf Konsolidierungskurs (siehe Chart-Highlight). Weitaus dramatischer sind die Auswirkungen auf die Zinsen, die US-Treasuries wurden eingesackt, als ob es kein morgen gäbe. Die Folge: 10-jährige US-Staatsschuldentitel rentieren erstmals in der 150-jährigen Geschichte unter 1 %, aktuell bei 0,96 %. Ist das gerechtfertigt? In meiner kleinen Welt nicht unbedingt, ich hätte Helikopter-Geld, die Zusage staatlicher Preisbindungen oder befristete Steuersenkungen  für wirksamer befunden. Der Großteil der Bürger in den betroffenen Staaten spart doch schon lange nicht mehr, um das Vermögen zu vermehren, sondern aus Gründen der Vorsorge, eventuell auch Angst. Und die wurde doch geschürt, anstatt beruhigt, oder täusche ich mich da? Außerdem helfen billigere Kredite, die niemand aufnimmt, kein bisschen und Waren, die aufgrund von Lieferengpässen nicht verfügbar sind, werden teurer, nicht billiger... Die nächsten Wochen werden wohl zeigen müssen, wie die Wirtschaft (und die Politik...) auf die vorherrschende Gemengelage reagiert, die Verunsicherung wurde durch den "Corona-Cut" jedenfalls nicht kleiner...

Aktien/Commodities:  "Verunsicherung" ist auch das Stichwort für die Entwicklung an den Börsen. Europa drehte gestern jedenfalls ins Plus, wenn auch mit überschaubarem Erfolg. So legte der DAX zwar 1 % (wie die meisten westlichen Börsenplätze) zu, blieb aber unter 12.000 Punkten hängen. In Mailand war überhaupt bereits bei 0,4 % Schluss. Für mich sehr beeindruckend war die Reaktion der Wall Street: Die Börsianer wussten offenbar nicht so recht, was sie mit dem Aktionismus der Fed anfangen sollten und entschieden sich offenbar  für die besorgte Variante - "Ist es tatsächlich so schlimm"? Ein Verlust von durchschnittlich 3 % stand am Ende unter dem Strich, auch wenn die Vorbörse heute deutlich positiver tendiert, ein sehr starkes Signal. Asien begnügt sich heute trotz diverser, angekündigter Fiskalpakete (Japan, China, gestern noch Südkorea mit 10 Mrd. USD) mit einer schwarzen Null, was für die Eröffnung hierzulande ein kleines Plus zumindest nicht verhindern sollte. Von klarer Richtung dürfte aber auch weiterhin keine Spur sein. Die Rohölpreise stagnieren derzeit, so liegt die Nordseesorte Brent heute nahezu unverändert bei 52 USD/Barrel. Gold bleibt mit 1.630 USD/Feinunze auf Krisenniveau.

"Super-Tuesday": Bei den Vorwahlen der Demokraten feiert Joe Biden (auch wegen der Unterstützung der Ex-Kandidaten Buttigieg und Klobuchar) ein Comeback und gewinnt mindestens 8 von 14 Staaten, der "Börsen-Gottseibeiuns" Bernie Sanders dafür unter anderem Kalifornien. Und die "Geheimwaffe" Bloomberg? Der Milliardär gewinnt auch - nämlich in, besser auf, Amerikanisch-Samoa (ca. 60.000 Einwohner, Hauptstadt Pago Pago, wer's nicht wusste)...



(04.03.2020)

Disclaimer:
Dieses Dokument dient ausschließlich Informationszwecken und berücksichtigt nicht die besonderen Umstände des Empfängers bzw. Lesers. Es stellt keine Anlageberatung dar. Die Inhalte dieses Dokuments sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von in diesem Dokument genannten Wertpapieren beabsichtigt und dienen nicht als Grundlage oder Teil eines Vertrages oder einer Verpflichtung irgendeiner Art. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen stammen aus Quellen, die von dem Verfasser als zuverlässig und korrekt erachtet werden. Der Verfasser sowie die Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG übernehmen keine Garantie oder Gewährleistung im Hinblick auf Richtigkeit, Genauigkeit, Vollständigkeit oder Eignung für einen bestimmten Zweck. Insbesondere behalten sich der Verfasser sowie die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG Satz- und Druckfehler sowie Irrtümer vor. Alle Meinungen oder Einschätzungen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hierin zum Ausdruck gebrachten Meinungen spiegeln jene des Verfassers und nicht zwangsläufig auch die Meinungen der Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG wieder. Die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG ist nicht dazu verpflichtet dieses Dokument zu aktualisieren, abzuändern oder zu ergänzen oder deren Empfänger bzw. Leser auf andere Weise zu informieren, wenn sich ein in diesem Dokument genannter Umstand oder eine darin enthaltene Stellungnahme oder Schätzung ändert oder unzutreffend wird. Die in der Vergangenheit gezeigte Kursentwicklung von Finanzinstrumenten erlaubt keine verlässliche Aussage über deren zukünftigen Verlauf. Eine Gewähr für den positiven Anlageertrag einer in diesem Dokument beschriebenen Einschätzung kann daher weder von dem Verfasser noch von der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG übernommen werden.

Fragezeichen, fragen, Risiko, (© photaq)


 Latest Blogs

» BSN Spitout Wiener Börse: Erste Group über...

» Österreich-Depots: Weekend-Bilanz (Depot K...

» Börsegeschichte 19.4.: Rosenbauer (Börse G...

» Aktienkäufe bei Porr und UBM, News von VIG...

» Nachlese: Warum CA Immo, Immofinanz und RB...

» Wiener Börse Party #633: Heute April Verfa...

» Wiener Börse zu Mittag schwächer: Frequent...

» Börsenradio Live-Blick 19/4: DAX eröffnet ...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 19. A...

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Sartorius...


LLB Österreich

>> https://www.llb.at


 Weitere Blogs von LLB Österreich

» LLB Österreich: Spotlight auf SAP, Salzgit...

Verstärkte Zinsängste aus den USA belasten am Freitag die Börsen Asiens. Die Auss...

» Es wird schon alles gut gehen, oder? (Will...

Die frische Brise von Konjunkturoptimismus verhilft dem US-Dollar zu einem kleinen, aber merkbar...

» Derweil eskaliert der US-chinesische Dauer...

Das Wochenende hielt einige Überraschungen für mich bereit - so konnte ich in einem &o...

» Supertramp-Modus (Willibald Katzenschlager...

"Crisis? What crisis?" Wenn man die Notierungen der US-Börsen so ansieht, kommt man etwas i...

» Gold 2000 (Willibald Katzenschlager, LLB Ö...

"Goldfinger" müsste man heißen, besser noch sein. Die Notierung des wohl beliebtesten...