Die Allianz ist bei den DAX-Dividenden, was in der Bundesliga der FC Bayern ist – Meister. Die heute angekündigte Anhebung auf 9,60 Euro je Aktie ist die siebte in Folge und addiert sich zu einer Ausschüttungssumme von vier Mrd. Euro, die 2020 wohl von keiner anderen deutschen Börsenfirma übertroffen wird.
Dazu stimmt auch die Qualität: Der über drei Jahre geglättete Payout liegt bei nahezu idealtypischen 49%. Die Dynamik – im Schnitt der letzten fünf Jahre wurde die Ausschüttung um 7% p.a. gesteigert – ist für ein so etabliertes Unternehmen beachtlich. Unter diesen Bedingungen nimmt man 4% Dividendenrendite doch gerne mit, zumal das operative Geschäft weiter ordentlich läuft. Zwar leidet die Allianz unter den niedrigen Zinsen, partizipiert aber in der Vermögensverwaltung vom globalen Börsen-Boom. Gleichzeitig wächst das Geschäft mit Lebens- und Gesundheitsversicherungen so stark, dass man die zuletzt verschlechterte Schaden/Kosten-Quote in der Sachversicherung locker kompensieren konnte.
Ein weiteres Argument pro Allianz, gerade im Portfolio-Kontext: Der Konzern ist zwar eine deutsche Ikone, erwirtschaftet aber hierzulande aber nur noch gut die Hälfte seiner Netto-Prämieneinnahmen. Mit der Aktie, die auch im über einen Leonteq-Tracker investierbaren DividendenAdel Deutschland Index enthalten ist, profitiert man somit auch vom Sicherheitsbedürfnis in anderen Teilen der Welt – etwa in den Emerging Markets, die bereits mehr als ein Sechstel zum Netto-Prämienaufkommen beitragen.
Allianz ist dem DAX weit voraus
Das alles spiegelt sich auch im Kursverlauf wider. In den vergangenen zehn Jahren hat die Allianz-Aktie den DAX auf Total Return-Basis klar abgehängt. Inklusive reinvestierter Ausschüttungen steht unter dem Strich ein Plus von 330% – mehr als eine Vervierfachung und das mit einer „langweiligen“ Assekuranz. Der DAX hat im selben Zeitraum nur rund 140% Performance aufs Parkett gelegt.
Zum fast 20 Jahre alten Allzeithoch fehlen der Allianz-Aktie allerdings noch immer rund 75% (Chartquelle: Bloomberg). Anfang April 2000 war der Kurs bis auf 402,66 Euro hochgejubelt worden, nachdem die Regierung Schröder das Gesetz zur Entflechtung der alten „Deutschland AG“ auf den Weg gebracht hatte und die Börsianer auf steuerfreie Milliardengewinne bei der Allianz spekulierten. Tatsächlich wurde der Beteiligungsschatz dann – übrigens unter der Ägide des heutigen Deutsche Bank-Aufsichtsrats Paul Achleitner – ein paar Jahre später nahe der DAX-Tiefstände verschleudert… und wer damals investiert hat, musste eine lange Durststrecke überstehen und ist heute auch nur dank der Dividenden im Plus.
Und wieder sehen wir: Timing ist zwar unmöglich, aber nicht egal. Und an der Börse ist eben alles möglich, auch ein solcher Absturz von eigentlich hoch soliden Aktien. Ein Grund mehr für breite Diversifikation und systematische Qualitätskontrolle!