Abhängigkeit vieler "Techies" von Fertigungsstätten in Asien wird zum Problem (Willibald Katzenschlager, LLB Österreich)

Allgemein: Nun hat der Covid-19-Virus also auch unsere südliche Grenze erreicht, und das mit stattlicher Wucht. Mehrere Hundert Infizierte und drei Todesopfer sind in Norditalien bereits zu beklagen, kein Wunder, dass die Besorgnis steigt. Das Abschotten dutzender Gemeinden in Venetien, der Lombardei und nun auch der Emilia-Romagna zeigt, wie dramatisch der Verlauf der Epidemie zu sein scheint. Geschlossene Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, dichtgemachte Cafés und Shops, gestoppte Züge und abgesagte Veranstaltungen wie der Karneval in Venedig sprechen eine deutliche, durch mediale Aufbereitung noch eindringlichere Sprache. Wer die Lebensart der Italiener kennt, weiß, wie einschneidend die Absage von Profi-Fußball-Matches ist - der Calcio gehört zum Sonntagnachmittag wie die Pasta zur Mahlzeit. Und eines scheint nun auch gewiss zu sein: Aus wirtschaftlicher Sicht geht es nun nicht mehr nur um mangelnde Kapazitätsauslastungen in China, nicht mehr nur um Auswirkungen auf den Tourismus und die Luftfahrtbranche, nein, die Konjunkturbelastung ist nun auch in Europa selbst evident und dürfte uns alle die eine oder andere Stelle hinter dem GDP-Komma kosten...

FX/Zinsen: Autsch, das war ein herber und unerwarteter Rückschlag für die Dollar-Bullen am vergangenen Freitag. Hatten tags zuvor die Wirtschaftsindikatoren im Euroland noch überraschend positiv gewirkt, allerdings ohne größere Auswirkungen gezeitigt zu haben, so fiel die Stimmungsumfrage für die US-Wirtschaft überraschend schlecht aus (USA Composite PMI 49,6 nach 53,3). Nach guter Entwicklung im zweiten Halbjahr 2019 deuteten sie auf einen Sinkflug hin und versuchten, den USD ins Tal der Tränen zu stoßen. Und tatsächlich, vom Tageshoch verlor der Greenback nahezu 1 Big-Figure zum Euro und erreichte immerhin 1,0860, wo dann aber auch sehr schnell wieder "Ende Gelände" ausgerufen wurde. Die deutlich zunehmende Corona-Besorgnis und die damit verbundene Risiko-Aversion bereitet dem Spuk heute ohnehin wieder ein Ende, EUR/USD startet knapp über 1,0800 in den Tag. Ein Zeichen, wie fragil das Gleichgewicht der Kräfte derzeit ist, war der Freitag-Nachmittag aber allemal. Der Schweizer Franken liegt nur mehr knapp über 1,06 und auch der japanische Yen konnte nach seinem kürzlichen Schwächeanfall wieder zulegen - "Risk-Off"-Rules eben...

Aktien/Commodities:  War der Freitag an den Börsen bereits ein deutlicher Dämpfer, so droht heute ein noch schwierigeres Umfeld. Die wichtigsten europäischen Indizes lagen zum Ende der Vorwoche mit durchschnittlich 0,5 % im Minus, lediglich in Mailand mussten bereits mehr als 1,2 % der aufflackernden Corona-Panik geopfert werden. Und genau von daher droht auch heute die größte Gefahr, der Virus ist mit seinen Auswirkungen nun endlich in Europa angekommen. Die Wall-Street verlor ebenfalls sehr deutlich, der Nasdaq lieferte mit -1,8 % ein unrühmliches Bespiel, die Abhängigkeit vieler "Techies" von Fertigungsstätten in Asien, schlug hier bereit sehr deutlich zu Buche.  Rund -1 % gilt es für S&P und DowJones zu melden, der Börse-Dino rutschte gar unter 29.000 Punkte. Und das alles ehe Bernie Sanders bei den Vorwahlen der Demokraten seine Rivalen sehr deutlich besiegt hatte... Auch Asien kann sich dem allgemeinen Trend heute nicht entziehen und liefert Abschläge zum Wochenbeginn, besonders deutlich grassiert die Angst in Seoul (- knapp 4 %) und Hongkong (-1,5 %) während Shenzhen (Japan bleibt heute wegen eines Feiertages geschlossen) die Verluste begrenzen kann. Für Europa gilt heute: Helm (und Schutzmaske) auf und durch! Schulmäßig fällt das Verhalten der wichtigsten Commodities aus: +1,6 % Gold, +1,2 % Silber und - knapp 3 % Rohöl (Brent aktuell 56,80 USD/Barrel).



(21.02.2020)

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Monika Kalbacher, Peking, China, Brücke


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