ATX-Trends: Semperit, Wienerberger, Polytec, Bawag, OMV, Lenzing, ...

Die anfängliche Rezessionsangst ist am Dienstag an den europäischen Börsen plötzlichen einer neuen Hoffnung im Zollstreit gewichen. Der EuroStoxx 50 profitierte am Nachmittag mit einem Kurssprung davon, dass die USA neue Zölle auf bestimmte chinesische Importe auf Mitte Dezember verschieben will und womöglich in zwei Wochen neue telefonische Gespräche stattfinden sollen. So gab es am Ende des Tages einen Zuwachs von 0,9%, auch in Frankreich und in Deutschland gab es ähnliche Zuwächse, nur die Börse in London konnte nicht ganz mithalten und schloss mit einem Aufschlag von 0,3%. Anfänglich hatte auch noch ein unter den Erwartungen gemeldeter ZEW-Index für Verunsicherung gesorgt, die aber durch die positiven Meldungen egalisiert wurde. Dadurch waren auch die defensiven Branchen wenig gefragt, die noch am Vortag zu den beliebtesten gezählt hatten, Immobilienwerte mussten 0,6% ab geben, auch Einzelhandels- Lebensmittel- und Konsumgüterwerte erlitten Rückgänge.

Gesucht waren konjunktursensible Titel, die Rohstoffwerte hatten mit einem Plus von 2,0% die Nase vorn, auch Autowerte und Banken konnten jeweils knapp 1,0% zulegen. Intesa Sanpaolo war Spitzenreiter im EuroStoxx, die italienische Bank konnte sich um 2,8% verbessern. Total profitierte vom deutlichen Anziehen der Ölpreise und erzielte einen Zuwachs von 2,3%, auch der italienische Konzern Eni konnte um 1,9% anziehen. TUI hatte mit seinen Zahlen für Aufregung gesorgt, das Flugverbot der Boeing 737 Max bescherte dem Konzern einen herben Gewinneinbruch, dennoch wurden die Jahresziele bestätigt, nach einigem Auf und Ab schloss der Titel nahezu unverändert. Henkel lieferte ein enttäuschendes Ergebnis, der Hersteller von Konsumgütern musste auch die Jahresziele nach unten korrigieren, das liess die Aktie um 7,1% abrutschen. Für Aufsehen sorgte bei den deutschen Nebenwerten HelloFresh , der Versender von Kochboxen konnte erstmals ein positives Ebitda aufweisen und zeigte sich zuversichtlicher für das Gesamtjahr, das liess den Titel um 12,8% nach oben springen.

Auch in Wien drehte die Stimmung im späten Handel, der ATX erholte sich von den zwischenzeitlichen Verlusten und ging mit einem Zuwachs von 0,6% aus dem Handel. Ergebnisse und Unternehmensnachrichten standen im Mittelpunkt des Interesses, Wienerberger meldete Rekordergebnisse bei Gewinn und Umsatz und erhöhte die Prognosen für das Gesamtjahr, das brachte den Ziegelkonzern einen Tagesgewinn von 3,0%. Der Autozulieferer Polytec will sich das operative Geschäft der insolventen deutschen Firma Wayand sichern, der Kaufvertrag zur Übernahme des Geschäftsbereichs Automotive sei am Dienstag abgeschlossen worden, wurde vom Unternehmen berichtet, die Anleger zeigten sich ob dieser Nachricht wenig erfreut und die Aktie musste um 2,1% nachgeben. Do & Co wird heute seine Zahlen präsentieren, das Cateringunternehmen konnte im Vorfeld der Bekanntgabe ein Plus von 0,6% erzielen.

Befestigt präsentierten sich teilweise die Banken, die Raiffeisen Bank konnte 0,8% zulegen, die Bawag verbesserte sich gleich um 1,3%, lediglich für die Erste Group gab es ein kleines Minus von 0,2%. Die OMV profitierte vom Anziehen der Rohölpreise und schloss 2,1% stärker, Schoeller-Bleckmann konnte da nicht ganz mithalten und erzielte ein deutlich geringeres Plus von 0,7%. AT&S reagierte sehr positiv auf erneute Hoffnung einer Annäherung im Handelsstreit und schloss mit einem Aufschlag von 2,8%, auch Lenzing war gesucht, der Faserhersteller konnte um 1,8% vorrücken. Weiter im Aufwind war die Vienna Insurance Group mit einem Zuwachs von 1,6%, uniqa hingegen musste ein kleines Minus von 0,3% hinnehmen. Zu den Verlierern des Tages zählte Rosenbauer , für den Feuerwehrausrüster ging es 2,4% nach unten, auch EVN musste nach einigen guten Tagen gestern einen Abschlag von 2,3% hinnehmen. Gleiches galt auch für Marinomed, das Biotechnologieunternehmen musste den jüngsten Zuwächsen Tribut zollen und beendete den Tag mit einer 2,0% schwächeren Notierung.

In den USA konnte die Hoffnung auf einen Fortschritt bei den Handelsgesprächen ebenfalls beflügeln, die Anleger fassten auf Grund der Neuigkeiten frischen Mut und die Indices konnten deutlich zulegen, der Dow Jones beendete den Tag mit einem Aufschlag von 1,5%, der S&P 500 konnte in gleichem Ausmaß zulegen, besonderer Profiteur war der Nasdaq 100 mit einem Plus von 2,2%. Vor allem Technologieunternehmen, die besonders eng verzahnt mit Fernost sind, wurden gestern gesucht. Hier beflügelte auch die Aussicht, dass durch die Verschiebung der geplanten Zölle das Weihnachtsgeschäft kaum belastet sein wird, Apple konnte sich dadurch nach den jüngsten Rückschlägen mit einem Aufschlag von 4,2% eindrucksvoll erholen.

Noch besser lief es für die Elektronik-Handelskette Best Buy, wo zu Handelsschluss ein stolzes Plus von 6,4% zu Buche stand, auch die Spielzeughersteller Mattel und Hasbro konnten sich stark verbessern. General Electric war mit einem Plus von 3,3% ebenfalls ein Gewinner des gestrigen Tages, hier half aber die Nachricht dass der Konzernchef Lawrence Gulp in großem Umfang eigene Aktien gekauft hatte. Unternehmensnachrichten gab es kaum, der in den USA gelistete chinesische E-Commerce-Konzern JD-Com berichtete einen überraschend hohen Gewinn woraufhin der Aktienkurs 12,9% nach oben sprang.

Sehr stark waren gestern die Ölpreise, die ja in letzter Zeit unter den Sorgen um den Welthandel zu leiden hatten, Brent konnte sich um 4,7% verbessern, WTI wurde um 4,0% höher gehandelt. Gold musste angesichts der allgemeinen Entspannung etwas abgeben, verteidigte aber die Marke von 1.500 US-Dollar bis zum Tagesende. Der Handel zwischen Euro und US-Dollar verlief sehr bewegt, nach einigem Auf und Ab wurde die Gemeinschaftswährung gegen Abend etwas schwächer bei rund 1,117 gehandelt.

Vorbörslich sind die Märkte heute Mittwoch zur Eröffnung in Europa in etwa auf Vortagesniveau uns somit behauptet indiziert. Die asiatischen Börsen verbuchten größtenteils Gewinne. DO & CO (im Laufe des Tages) sowie Semperit präsentieren heute Ihre Geschäftszahlen. (siehe unten). Makroökonomisch stehen heute in Europa Arbeitslosenzahlen (FRA), Verbraucherpreise (FRA,UK) das BIP Q2/19 (DEU/EU) sowie die Industrieproduktion in der EU im Fokus der Märkte. In den USA erwarten wir Daten zu den Im- und Exportpreisen sowie den wöchentlichen Ölbericht des Energieministeriums.


UNTERNEHMENSNACHRICHTEN

Semperit

Das heimische Unternehmen der Gummiindustrie Semperit veröffentlichte heute seine Zahlen zum ersten Halbjahr 2019. Der Konzernumsatz verbuchte im ersten H1/19 einen 2,5%igen Rückgang auf €437,3 Mio., wobei der Sektor Industrie nur einen leichten Umsatzrückgang von 0,7% auf €289,5 Mio. verzeichnete und der Umsatzrückgang im Sektor Medizin in Höhe von 5,9% deutlicher ausfiel. Die Umsatzeinbußen im Sektor Medizin lassen sich durch den Strategiewechsel bei Sempermed erklären. Das EBITDA (bereinigt um den negativen Sondereffekt von €3,9 Mio. aus der Schließung des Sempertrans-Standortes in China im H1/18) stieg von €32,7 Mio. auf €39,1 Mio., womit sich die EBITDA-Marge von 7,3% auf 9,0% verbesserte. Alle vier Segmente waren im zweiten Quartal auf EBITDA-Level positiv Das EBIT konnte um 58,3% auf €20,9 Mio. gesteigert werden (EBIT-Marge: 4,8%). Der deutliche Profitabilitätsanstieg ist vor allem auf die positiven Effekte des Transformationsprogrammes zurückzuführen und gelang im Umfeld zunehmend gedämpfter Konjunkturentwicklungen und globalpolitischer Unsicherheiten. In Summe ergab sich ein Ergebnis nach Steuern für das erste Halbjahr 2019 von €5,8 Mio. nach €–67,4 Mio. im ersten Halbjahr 2018. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet man einen positiven Free Cash Flow zu erreichen. Der Abschluss der Transformation der Semperit Gruppe ist für Ende 2020 geplant. Ab diesem Zeitpunkt soll die Semperit Gruppe als zentrale Steuerungsgröße eine EBITDA-Marge von rund 10% (Run Rate 2021) erzielen.

H1/19: Umsatz €437,4 Mio. (Vj. 448,5), EBITDA: €39,1 Mio. (Vj. 32,7), EBIT: €20,9 Mio. (Vj. 13,2), Ergebnis nach Steuern: €5,8 Mio. (Vj. -67,4)



(14.08.2019)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

>> https://www.wienerprivatbank.com


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