ATX-Trends: Andritz, Agrana, Zumtobel, voestalpine, Verbund ...

Die Eskalation im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit hat die Anleger an Europas Börsen am Freitag in die Flucht getrieben, zudem droht auch Europa im Handelskonflikt mit den USA neues Ungemach. Der ansonsten viel beachtete, monatliche US-Arbeitsmarktbericht geriet an den Handelsplätzen dies- und jenseits des Atlantik zur Nebensache. Am Donnerstag nach Börsenschluss in Europa hatte US-Präsident Donald Trump Strafzölle auf weitere chinesische Waren angekündigt. Diese sehen ab September zusätzliche Zölle von zehn Prozent auf Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar vor - und könnten auf 25 Prozent oder "deutlich darüber hinaus" erhöht werden, so Trumps Drohung. China machte daraufhin deutlich, dass es mit Gegenmaßnahmen reagieren werde, wenn die Amerikaner ernst machten.

Der EuroStoxx 50 schloss schlussendlich 3,3% schwächer und erreichte das größte Wochenminus seit Oktober des vergangenen Jahres, auch die übrigen wichtigen europäischen Indices mussten den Tag mit deutlichen Abschlägen beenden. Deutlich unter Druck gerieten die Automobilwerte und mussten fast 3,5% abgeben. Hier kamen auch verstärkend negativ aufgenommen Ergebniszahlen von Ferrari und Pirelli dazu, die beide deutliche Tagesverluste hinnehmen mussten. Auch Technologieunternehmen und Rohstoffkonzerne wurden von den aufkommenden Sorgen in Mitleidenschaft gezogen, die jeweiligen Sektorenindices schlossen deutlich schwächer.

Die vorgelegten Quartalszahlen der einzelnen Unternehmen konnten auch nicht für Entlastung sorgen und bescherten den jeweiligen Unternehmen in der generell unambitionierten Stimmung einen deutlichen Abschlag. Einzig International Consolidated Airlines, der Mutterkonzern von British Airways und Iberia, lieferte einen die Erwartungen übersteigenden Gewinn und wurde dafür mit einem Aufschlag von fast 8,5% belohnt. Wie sehr die negative Allgemeinstimmung die objektiven Fakten überstrahlte zeigt das Beispiel Allianz , der größte Versicherer Europas konnte einen überraschend hohen Gewinn dank eines Sonderertrages bei US-Lebensversicherungen erzielen, dennoch mussten die Papiere 3,5% tiefer schliessen.

Nur wenige makroökonomische Daten werden diese Woche in Europa veröffentlicht, heute der Markit-Einkaufsmanagerindex für Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Eurozone und das Sentix Investorenvertrauen in der Eurozone, morgen die Auftragseingänge der deutschen Industrie, am Mittwoch die Industrieproduktion in Deutschland und am Freitag die in Frankreich sowie die Inflation in Italien. Es gibt noch immer jede Menge Unternehmensberichte, heute Linde und HSBC, morgen Beiersdorf , die Deutsche Post , Schaeffler , Rolls-Royce, Banco BPM, Heidelberg Druck und Morphosys , am Mittwoch Unicredit, Ahold, die Commerzbank , Glencore , Abn Amro, E.on, Continental , Fraport , Wirecard , Münchner Rück, ProSiebenSat.1 und Brenntag, am Donnerstag Jungheinrich, Arubis, KBC, Adecco, Deutsche Telekom , Zurich Insurance, thyssenkrupp , adidas und Kerry Group und am Freitag noch Novo Nordisk und Hella.

Der heimische Markt war in dem europäischen Umfeld eine positive Ausnahme, die Verkaufslust der Investoren schwappte nur bedingt nach Wien über und der ATX verzeichnete lediglich ein Minus von 0,5%. Hier wurden auch gute Unternehmensergebnisse dementsprechend honoriert, Andritz lieferte zwar einen im Vergleich zum Vorjahr reduzierten Gewinn, Umsatz und Auftragseingänge waren aber gestiegen und der Ausblick des Konzern wurde bestätigt, das brachte den Anlagenbauer stolze 5,8% nach oben. Der Leiterplattenhersteller AT&S hat im ersten Quartal seines schiefen Geschäftsjahres zwar einen Verlust ausgewiesen, der Umsatz blieb aber stabil, nach anfänglichen Verlusten stand zu Handelsschluss ein Plus von 1,7% zu Buche. Einen positiven Tag hatte auch Agrana , für den Zuckerkonzern ging es 3,3% nach oben.

Verbund profitierte von der Tatsache, dass europaweit Versorger besser als andere Titel nachgefragt wurden und konnte einen Aufschlag von 2,2% für sich verbuchen. Auch EVN war mit einem Plus von 0,4% unter den Gewinnern. Sehr gesucht war wieder einmal auch Warimpex , für das Immobilienunternehmen ging es 1,9% nach oben. Die Telekom Austria konnte sich um 0,7% befestigen, gleichfalls einen positiven Tag hatte Kapsch TrafficCom, der Mautsystemanbieter konnte um 0,6% vorrücken, auch CA Immo verzeichnete einen Tagesgewinn in gleichem Ausmaß. Bei den Verlierern des Tages erwies sich Schoeller-Bleckmann einmal mehr als volatiler Wert und schloss mit einer Abgabe von 6,0%, auch für Zumtobel ging es 5,3% nach Süden. Am Mittwoch berichten Bawag , Polytec , voestalpine und Lenzing , am Donnerstag die Raiffeisen Bank und am Freitag die Österreichische Post und Rosenbauer .

Auch in den USA kam es zunächst einmal zu deutlichen Abgaben, dann konnten die Indices aber zu einem Schlussspurt ansetzen und der Dow Jones ging mit einem relativ geringen Abschlag von 0,4% ins Wochenende, was aber den höchsten Wochenverlust seit Mai bedeutete. Nicht ganz so deutlich erholen konnten sich die beiden anderen großen Indices, der S&P 500 sank um 0,7%, der Nasdaq 100 musste ein Tagesminus von 1,4% verzeichnen. Unter den US-Unternehmen zogen am Freitag vor allem Ölkonzerne mit ihren Geschäftszahlen das Interesse auf sich. Die anfangs schwachen Aktien von Chevron belohnten zuletzt den kräftigen Gewinnsprung im zweiten Quartal und hielten sich mit einem minimalen Kursverlust im Dow überdurchschnittlich gut. Dagegen ging es für ExxonMobil um 1,0% bergab, obwohl der Chevron-Konkurrent trotz des deutlich gesunkenen Quartalsgewinns ebenso wie mit dem Umsatz die Analystenerwartungen übertroffen hatte.

Sprint musste vor der geplante Übernahme durch T-Mobile US einen erneuten Quartalsverlust vermelden, zudem hat sich mit Texas ein weiteres Schwergewicht der Allianz von US-Bundesstaaten angeschlossen, die gegen den über 26 Milliarden Dollar schweren Zusammenschluss klagen, das brachte den Titel in Summe 5,9% nach unten. Unter den Nebenwerten sorgte die Fotoplattform Pinterest für Aufsehen, Analysten beurteilen den ersten Quartalsbericht und den angehobenen Jahresausblick sehr positiv und der Titel schoss um 18,6% nach oben.

Auch in den USA scheint es bezüglich konjunkturrelevanter Daten eine ruhige Woche zu werden, heute wird der Markit-Einkaufsmanager-Index veröffentlicht sowie der ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe, am Donnerstag die wöchentlichen Arbeitslosendaten und die Großhandelslagerbestände, am Freitag dann noch der Produzentenpreisindex. Die Berichtssaison ist schon wieder im Abklingen, heute berichten ON Semiconductor, Avis, Marriott, KLA und Caesars Entertainment, morgen Bausch Health, Chesapeake, Duke Energy, Mosaic, Discovery, Adient, Hertz, Weight Watchers, Walt Disney und Wynn Resorts, am Mittwoch Tellurian, CVS Health, AIG, Marathon Oil und Trip Advisor, am Donnerstag Viacom, Kraft Heinz, Symantec und Dropbox und am Freitag noch Allergan und Colony Capital, um die bekanntesten zu nennen.

Öl konnte auf Grund der zunehmenden Eskalationen mit dem Iran durch die Beschlagnahme eines weiteren Tankschiffes deutlich zulegen, Brent schloss 2,3% stärker, WTI befestigte sich um stolze 3,2%. Gold konnte in einem ruhigen Handel leicht zulegen und wurde gegen Tagesende bei rund 1.440 US-Dollar gehandelt. Auch der Euro gewann gegen den US-Dollar leicht dazu, der Handel verlief in engen Bahnen und das Währungspaar fand gegen Abend einen Kurs bei rund 1,111.

Vorbörslich sind die Börsen heute Montag zum Wochenstart aufgrund des weiter eskalierenden Handelskrieges zwischen den USA und China und den daraus resultierenden Verlusten an den asiatischen Börsen heute schwach indiziert. Makroökonomisch steht heute in Deutschland der Auftragseingang im Maschinenbau, in den USA der ISM Index Dienste im Fokus der Märkte.



(05.08.2019)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

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