ATX-Trends: Immofinanz, Strabag, Bawag, Porr, OMV ...

Deutlich Fahrt aufgenommen haben die europäischen Börsen zur Wochenmitte, die Nominierung von Christiane Lagarde für den Chefposten bei der Europäischen Zentralbank hellte die Stimmung merklich auf, sie war ja beim Internationalen Währungsfonds eine der zentralen Figuren in der Euro-Schuldenkrise, zudem gaben bessere Stimmungsdaten aus der Eurozone Rückenwind. Die Notenbanken in Europa und USA hatten im Juni mit Signalen für eine noch lockerere Geldpolitik den Aktienmärkten kräftig unter die Arme gegriffen und die damals bereits laufende Kursrally weiter angeschoben.

Nun befördert die Nominierung von Christine Lagarde als Nachfolgerin des scheidenden EZB-Chefs Mario Draghi neue Zinsfantasien. So konnte der EuroStoxx 50 mit einem Plus von 0,9% schliessen, auch die anderen grossen Indices legten in ähnlichem Ausmaß zu. Zinssensitive Sektoren wie Immobilien und Versorger konnten die Spitze im Branchentableau mit Zuwächsen von 1,3% beziehungsweise 1,4% einnehmen. Bei den dividendenstarken Immobilienwerten sehen viele Anleger die hohen Ausschüttungen als Zinsersatz und die oft hoch verschuldeten Versorger profitieren von sinkenden Zinsen. Weiter im Aufwind auf Grund des geplanten Börsenganges der Asiensparte war Anheuser Busch, die belgische Brauerei konnte auch gestern um 4,1% befestigt schliessen. Der italienische Versorger Enel profitierte von einer Kurszielanhebung durch HSBC und konnte ein Plus von 2,4% erreichen.

Der französische Autozulieferer Valeo litt hingegen unter einem negativen Analystenkommentar und musste mit einem Abschlag von 3,7% den Handel beenden. In London rutschten die Supermarktkette J Sainsbury um 0,6% ab nachdem das Unternehmen für das erste Geschäftsquartal einen Umsatzrückgang ausgewiesen hatte. Eine bekräftigte Jahresprognose ließ dagegen die Aktien des Einzelhändlers JD Sports Fashion um 2,9% steigen. Die Deutsche Bank konnte um 2,7% vorrücken, laut einem Artikel in der „Financial Times“ könnte der geplante Umbau des Unternehmens zwar bis zu fünf Milliarden Euro kosten, eine Kapitalerhöhung sei aber trotzdem nicht geplant, was bei den Anlegern für Erleichterung sorgte.

Ebenfalls klar fester schliessen konnte der Markt in Wien, das heimische Börsenbarometer konnte sich um 0,8% befestigen. Gesucht waren die Bauunternehmen, die Strabag konnte einen Auftrag zur Modernisierung einer 11,3 Kilometer langen Bahnstrecke im Süden Tschechiens gemeinsam mit zwei weiteren Unternehmen an Land ziehen und legte auf Grund dieser Nachricht 4,4% zu. Auch Porr meldete einen neuen Auftrag, die Sanierung einer Flughafenpiste in Rumänien, und konnte aus diesem Grund um 2,0% anziehen. Ebenfalls gesucht waren die Immobilienwerte, Immofinanz erreichte ein Tagesplus von 2,3%, CA Immo verteuerte sich um 1,8% und auch s Immo erreichte eine 1,2% höhere Schlussnotierung.

Die Erste Group senkte das Kursziel für voeastalpine, die Raiffeisen Centrobank reduzierte gleichzeitig das Votum von „Buy“ auf „Hold“, dank der allgemein positiven Stimmung äußerten sich diese beiden negativen Analystenkommentare lediglich in einem Abschlag von 0,2% für den Stahlkonzern. Eher positiv verlief der Tag für die Bankentitel, die Erste Group konnte sich um 2,5% verbessern, Raiffeisen erreichte ebenfalls ein Plus von 1,1%, lediglich bei der Bawag gab es ein kleines Minus von 0,1%. Die Ölwerte mussten dem starken Nachgeben der Rohölpreise am Vortag Tribut zollen, OMV verbilligte sich um 0,5%, Schoeller-Bleckmann reagierte wie gewohnt volatiler und schloss mit einer 1,9% tieferen Notierung. Bei der Österreichischen Post kam es nach den beiden starken vorangegangenen Tagen zu Gewinnmitnahmen und einem Minus von 1,5%.

Rekordstände gab es dank der Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik bei allen drei großen Indices in den USA, sowohl Dow Jones als auch S&P 500 und Nasdaq 100 erreichten in einem verkürzten Handel auf Grund des heutigen Feiertages bislang nie geschaffte Höhen. Die Ökonomen Judy Shelton und Christopher Waller sollen die beiden freien Positionen im Direktorium der amerikanischen Notenbank Federal Reserve besetzen, die Kandidaten müssen durch den US-Senat bestätigt werden, beide könnten eine Senkung der Zinsen stark befürworten. Tesla hatte ja am Vortag nachbörslich einen Auslieferungsrekord im zweiten Quartal gemeldete, gestern konnte die Aktie des Elektroauto-Herstellers um 4,6% zulegen. Der Chiphersteller Broadcom will in einem Milliarden-Deal den Sicherheitssoftware-Spezialisten Symantec übernehmen und mit dem Zukauf das rentablerer Geschäft mit Software ausweiten, Symantec schnellte nach dieser Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg 13,6% nach oben, Broadcom musste 3,5% abgeben. Die anhaltende Hoffnung auf eine erfolgreiche Übernahme von Sprint durch T-Mobile US stützte derweil weiter die Aktien beider Unternehmen, Sprint schloss mit einem Aufschlag von knapp 1,5%, T-Mobile US konnte 0,5% zulegen.

Deutlich erholt präsentierten sich die Ölwerte, Brent konnte 2,3% zulegen, WTI schloss 1,9% höher. Gold konnte zu Beginn des Tages den Anstieg weiter fortsetzen, danach setzten aber Verkäufe ein und das Edelmetall handelte am Abend nahezu unverändert zum Vortagesschluss bei rund 1.240 US-Dollar. Der Handel zwischen Euro und US-Dollar war weiter vergleichsweise bewegt mit Ausschlägen in beide Richtungen, am Ende des Tages fand das Währungspaar einen Kurs von rund 1,128.

Vorbörslich sind die Börsen in Europa heute Donnerstag nahezu unverändert indiziert. Die asiatischen Märkte notierten uneinheitlich. Makroökonomisch erwarten wir  heute Einzelhandelsumsätze aus der Eurozone. In den USA sind die Börsen heute feiertagsbedingt geschlossen.



(04.07.2019)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

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