Friedrich Merz löst keine aktuellen Probleme, aber zukünftige! (Michael Plos)

Eines vorweg: Das hier ist kein politischer Blog. Und er wird es auch niemals werden. Die Worte von Friedrich Merz, möglicher Nachfolger von Angela Merkel als CDU-Chef, sind es aber wert, genauer betrachtet zu werden. Viele Börsianer feiern gerade eine bestimmte Idee von Merz, andere finden sie zynisch. Aber was stimmt nun?

Es ist kein Geheimnis, dass dieser Blog durchaus die Absicht verfolgt Menschen über die Chancen und Risiken des Kapitalmarkts aufzuklären. Da die Empirie zeigt, dass die Chancen gerade langfristig massiv überwiegen, ist die Message immer ähnlich. Und sie lautet: In einen breiten Aktienkorb investieren. Kosten gering halten. Langfristig dabei bleiben. Wenn man will, könnte man noch folgendes hinzufügen: Stur und automatisiert zukaufen.

Der Vorschlag

Nun kommt Friedrich Merz mit einem Vorschlag daher, der Arbeitnehmer stärker an den Kapitalmärkten beteiligen soll.

Wir sollten die Aktienmärkte nutzen, um langfristig eine bessere Vermögens- und Kapitalbildung in den privaten Haushalten zu schaffen. (Friedrich Merz)

Hört sich eigentlich ganz vernünftig an. Auch folgende Zeilen sind interessant:

„Denkbar wäre ein jährlicher Freibetrag, unter dem man einen auf Aktien basierenden Spar- oder Vorsorgeplan aufbaut. Dieser dürfte im Alter nicht mehr nachversteuert werden.“ (Friedrich Merz)

Noch mehr gefällt mir persönlich allerdings, dass Merz auf eine bestimmte Sache pocht: Nämlich, dass das Aktienpaket ausschließlich der Alterssicherung diene und erst dann abschlagsfrei aufgemacht wird, wenn die gesetzliche Altersgrenze erreicht ist. Gut so!

Die Kritik

Doch natürlich gibt es auch Kritiker. Und denen sollte man gut zuhören.

Die Kritiker bemängeln etwa, dass es in Sachen Renten in Deutschland schon HEUTE ein Problem gibt. Das Modell von Merz würde natürlich Jahre bis Jahrzehnte laufen müssen, um richtig zu greifen. Und da ist sie wieder: Die Politik. In die will ich mich nicht einmischen.

Fest steht jedoch, dass dieser Kritikpunkt der langfristigen Sinnhaftigkeit des steuerfreien Aktiensparens nicht widerspricht.

Jeder der privat vorsorgt, führt eine Art Teil-Privatisierung seiner eigenen Rente durch

Das gilt übrigens auch für das Argument, dass die Rente mit diesem Modell privatisiert wird. Nunja, ist halt so. Jeder der privat vorsorgt, führt eine Art Teil-Privatisierung seiner eigenen Rente durch. Das ist ein Tatsache und nur schwer zu bewerten.

Und schließlich bleibt noch der Vorwurf des Zynismus: Merz wird gar mit Marie Antoinette verglichen, die ja gesagt haben soll, dass das hungernde Volk ganz einfach zu Kuchen greifen soll, wenn kein Brot zur Verfügung steht. Doch während der Vorschlag von Antoinette tatsächlich zynisch ist, ist es der von Merz mitnichten. Zumindest dann nicht, wenn mit minimalen Beträgen gearbeitet werden kann. Noch besser wäre natürlich, das Geld aus dem Bruttoeinkommen zu ziehen.

Keine Kurzfristlösung

Ja, der Vorschlag von Merz ist keine Lösung für die aktuellen Problem. Aber sehr wohl einer für die kommenden.

Tatsächlich könnte ich mir gut vorstellen, dass das ganze Modell vor allem dann gut funktionieren könnte, wenn man von staatlicher Seite dazu gezwungen wäre, langfristig dabei zu bleiben.

An den niedrigen Kosten sind fast alle staatlichen Vorsorgemodelle bisher gescheitert

Allerdings unter einer Voraussetzung. Und hier könnte es haken: Nämlich, dass die Kosten auf niedrigstem Niveau bleiben. Daran sind nämlich fast alle staatlichen Vorsorgemodelle bisher gescheitert.

Im Original hier erschienen: Friedrich Merz löst keine aktuellen Probleme, aber zukünftige!



(07.12.2018)

Aktien, Aktie , (© Martina Draper/photaq)


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Michael Plos

Finanzblogger

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